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Sankya

Sankya

Titel: Sankya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zakhar Prilepin
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Läuse?«, fragte Oleg.
    »Ha?« Wenja verstand nicht.
    Sie gingen zu fünft. Wenja kreischte anfangs herum, aber Sascha zischte ihm zu, woraufhin er sich Mühe gab, zu schweigen; er begann im Flüsterton mit sich selbst zu sprechen. Offensichtlich war er noch betrunken und überdies auch noch wie auf Droge, wenn er nicht sogar gefixt hatte.
    »Da gehn wir rein«, sagte Sascha, der auf eine Reihe von Garagen zeigte, einige Minuten entfernt von dem Platz, an dem das Firmenlogo von McDonald’s prangte.
    Sascha war schon hier gewesen, bevor er Oleg besucht hatte. Er hatte einige massive Steine und eine lange Eisenstange zusammengetragen. Die Steine lagen in einer Leinentasche. Die Eisenstange stand hinter einem metallischen Garagenspind.
    »Nimm sie.« Er gab Oleg die Tasche.
    Oleg wog einige Steine in seiner kleinen, kräftigen Hand.
    Wenja und Posik, die zwischen den Garagen herumstreunten, hatten Ziegel gesammelt und auf ihre Taschen verteilt.
    Ohne Rücksicht auf Wera pisste Wenja gegen die Garagentür.
    Neben dem vierstöckigen Haus, zu dem Sascha seine fröhliche Bande geführt hatte, bat er Wenja und Posik auf der Straße zu bleiben – sie sollten vor dem Hauseingang leise sein.
    Er tippte am Türschloss den Code ein, den er schon am Abend herausgefunden hatte – beim Schein eines Feuerzeugs waren die drei abgeriebenen Ziffern leicht zu erkennen.
    »Wera, wir brauchen dich erstmal nicht«, sagte Sascha, nachdem er die Tür geöffnet hatte und in den staubig riechenden Hauseingang getreten war. »Halt die Flaschen hier, pass auf, dass sie nicht rausfallen … Das ist ein Treppenhaus mit Durchgang, gehen wir, ich zeige euch alles.«
    Leise gingen sie in den ersten Stock. Aus dem Fenster, durch das schmutzige Glas, war McDonald’s zu sehen, mit seinen leuchtenden hohen Fenstern.
    »Bleib hier stehen, pass auf!«, sagte Sascha zu Werotschka. »Wenn wir fertig sind, kommen Oleg, Posik und Wenja hierher. Ihr wartet, bis die Miliz weg ist. Sollten die Bullen ins Treppenhaus kommen, geht ihr auf der anderen Seite raus. Die Flaschen lasst im Treppenhaus, ihr dürft damit nicht laufen.«
    »Und du?«, ließ schließlich Oleg seine Stimme hören.
    »Ich komme euch nach. Etwas später.« Beim Anblick von Olegs verwundertem und unzufriedenem Blick fügte er hinzu: »Es ist alles in Ordnung, hörst du? Ich trage die Verantwortung. Den Code hast du dir gemerkt? Also, gehen wir.«
    »Und den Molotow brauchen wir nicht?«, fragte Oleg.
    »Für McDonald’s nicht«, erklärte Sascha schon auf der Straße im Flüsterton. »Nach McDonald’s möchte ich die ›Popen‹ anzünden.«
    »Popen« nannten sie die »Partei des Präsidenten« – deren Büro befand sich auf demselben Platz, hinter dem kleinen Park und dem Kreisverkehr bei der heruntergekommenen Kneipe.
    »Die Bullen werden kommen, das wird nicht gehen.«
    »Macht nichts, genauso wie sie kommen, werden sie auch wieder wegfahren.«
    Oleg zuckte mit den Achseln. Natürlich fürchtete er sich nicht. Er verstand nur: Sascha war sich selbst nicht klar, deshalb entschied er abzuhauen, sollte etwas passieren.
    Sascha und Oleg blieben noch eine Weile an der Ecke stehen, um zu schauen, ob keine nächtlichen, späten Spaziergänger unterwegs waren, Fahrzeuge, vor allem Polizeiautos.
    Wenja und Posik stapften im Abstand von zehn Metern hinterher, im Dunklen. Da er nicht schweigen konnte, erzählte Wenja Posik irgendetwas, überhaupt machte er den Eindruck, er könnte jetzt gleich anfangen, Fußball zu spielen.
    Von Zeit zu Zeit fuhren leichte und schnelle Autos ausländischer Marken vorbei. Bei genauem Hinsehen konnte man Mädchen mit glänzenden Haaren neben den Fahrern erkennen. Bei genauem Hinhören konnte man die Musik erkennen, die im Wageninneren spielte.
    »Bleiben wir so bis zum Morgen stehen?«, fragte Oleg ruhig.
    Sascha drehte die Eisenstange um – seine Wollhandschuhe klebten unangenehm am Eisen – und stürmte wild, ohne zu antworten, federnd und schnell zum Schaufenster, flog fast in das berstende und splitternde Glas – Oleg warf hinter Saschas Rücken den ersten Stein. Saschka bemerkte den Wurf nicht einmal.
    Das Glas knirschte und zersprang.
    Wenja war wie besessen und tanzte förmlich. Nachdem er seine Steine schnell geworfen hatte, kroch er direkt zum Schaufenster. Er schlug mit Händen und Füßen die restlichen Glasscherben weg – sie zerbrachen knirschend und fielen wie Stalaktiten ab. Geschickt wie ein Affe sprang er zurück. Nachdem er in die

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