Sankya
ging, er hätte es sofort abgelehnt. Stattdessen hatten sie ihm gesagt: »Aufs Land … Wir zeigen den Weg …« Er fragte nicht nach, wohin aufs Land. Es war ein bescheidener Mann, von ruhigem Gemüt, wie es zunächst schien.
Vaters Freunde kamen, um sich zu verabschieden, einige Lehrer, einige Schüler. Sascha wollte jeden, der gekommen war, um sein Beileid auszudrücken, die Treppe hinunterschmeißen. Welches Beileid, zum Teufel, was versteht ihr schon … Sascha hielt sich von allen fern, er wollte niemanden sehen. Zufällig hörte er, wie die Mutter fragte: »Vielleicht fährt jemand mit zum Begräbnis?«
Es war widerwärtig, dass alle schwiegen.
Jemand sagte mit entschuldigendem Unterton: »Die Arbeit …«
»Ich werde mitkommen«, sagte eine einzige Person. Besletow.
Er kam am Morgen des nächsten Tages, stand mit Pelzjacke und Schuhen im Vorzimmer, wollte die Handschuhe nicht wirklich ablegen. Einige Male zog er sie aus und an.
Sascha begrüßte ihn nicht.
»Aleksej«, bemerkte die Mutter mit fast lebloser, verweinter Stimme, »du wirst in diesen Schuhen frieren.«
Der zog ein merkwürdig schiefes Gesicht, als wäre es ihm sehr unangenehm.
»Macht nichts«, antwortete er dumpf und ging sofort hinaus.
Er stand auf der Straße. Er rauchte nicht.
Sascha schaute aus dem Fenster, sah Besletow, musterte stumpf dessen Rücken.
Die Mutter setzte sich immer wieder an den Küchentisch und begann zu weinen.
»Wie werde ich ihn denn hinbringen«, fragte sie, »was werden Mutter und Vater mir sagen? … Hast du dort angerufen, Sasch? Bei den Nachbarn?«
»Ich hab angerufen.«
»Was haben sie gesagt?«
»Sie haben gesagt, dass sie es ihnen ausrichten.«
Die Mutter begann wieder zu weinen.
Der Fahrer kam herein, er stand schweigend in der Tür.
»Fahren wir«, sagte Sascha ein wenig gereizt zur Mutter. »Worauf warten wir?«
Sie trugen den Sarg hinaus – Besletow, Sascha, der Fahrer, Nachbarn halfen.
Sie stellten ihn vor das Haus.
Nicht weit entfernt scharten sich Kinder, die von den in der Kälte aberwitzig knarrenden Schaukeln gekrochen waren. Sie schauten neugierig, kleinlaut geworden.
Sascha wollte sie auseinanderjagen.
»Los, laden wir auf …«, sagte er wütend. »Was stehen wir hier …«
»Lass die Leute sich verabschieden …«, sagte die Mutter
»Welche Leute?«, schimpfte Sascha.
Außer den Kindern versammelten sich noch einige Nachbarn – unbekannte, fremde, die trotzdem ihre Köpfe schüttelten.
»Geh zum Auto«, sagte er zur Mutter. »Los, hört ihr?«, wandte er sich an die Männer und zeigte auf den Sarg.
Sascha setzte sich zum Fahrer. Besletow auf den Rücksitz.
Sie schlossen den Sarg.
Sascha nannte dem Fahrer einen Ort auf halbem Weg –
»… von dort noch ein bisschen weiter …«, murrte er unbestimmt.
Sascha drehte sich um und sah, wie die Mutter, die beim Kopf des Vaters saß, manchmal den Sargdeckel hob und die eisige Stirn des Verstorbenen berührte.
Es war nicht auszuhalten.
Es fing an zu schneien, grauer Schnee fiel. Die Scheibenwischer arbeiteten unablässig.
An der Stadtausfahrt kamen sie in einen Stau.
Sascha steckte den Kopf zum Fenster raus und zündete eine Zigarette an.
Auf den Dächern der Autos türmte sich rasch Schnee auf.
Das Warten war bedrückend.
»Wohin hast du es so eilig …«, dachte Sascha angeekelt, und gab sich selbst einen Ruck. »Hast du es so eilig, den Vater zu begraben? Und dann? Du begräbst ihn – und wohin läufst du dann?«
Sie standen mindestens eine halbe Stunde. Der Fahrer schaltete immer wieder den Motor aus, woraufhin es in der Kabine schnell kalt zu werden begann.
»Hinten ist es wahrscheinlich kalt?«, fragte Sascha. Die Stimme klang heiser.
»Die Heizung funktioniert dort nicht. Und man sollte dort jetzt auch nicht heizen«, sagte der Fahrer vorsichtig und schielte zu Sascha hinüber.
»Die Mutter friert sicher«, dachte Sascha, ohne zu antworten.
Er drehte sich um und sah, wie sie sich die Beine rieb. Er sah auch, wie Besletow – den Kopf eingezogen – durch das Fenster auf die stehenden Autos schaute.
Sascha blinzelte und biss sich auf die Lippen.
Er wollte sich zwingen, die Augen geschlossen zu halten, als das Auto anfuhr, konnte es aber nicht.
Er blinzelte, sah die langsam, nervös dahinschleichenden Fahrzeuge. Ein warm gekleideter Verkehrspolizist überquerte gemächlich die Straße. Sie bremsten leicht, ließen ihn queren.
Der Stau war wegen eines Unfalls entstanden: Zwei Autobusse waren
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