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Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte

Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte

Titel: Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D.Vinge
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lähmte.
    Alle seine Anweisungen wurden in Rekordzeit erledigt, während sich Kutscher und Rentiere auf das unerwartete Unternehmen vorbereiteten. Anya, die noch ihr gelbgestreiftes Nachthemd und ihre Schlafhaube trug (wenn Claus nicht schlafen konnte, konnte sie das auch nicht), war zunächst sprachlos über die Verwandlung, die mit ihrem Mann vorging. Als sie überzeugt war, daß ihr geliebter Claus wieder ganz der alte war, merkte sie, wie ihre eigenen Lebensgeister wieder erwachten. Tatsächlich hatte sie ihn seit Jahrhunderten nicht mehr so entschlossen und lebendig erlebt wie jetzt. Sie hatte in den geruhsamen, friedlichen Jahrhunderten, die sie in dem Dorf verbrachte, ganz vergessen, wie kraftvoll er wirkte in einer Notlage. Und als sie ihn in den Tunnel eilen sah zu seinen wartenden Rentieren, fiel ihr plötzlich etwas ein, das auch jahrhundertelang in Vergessenheit geraten war. Sie rannte ins Schlafzimmer und suchte im Koffer nach dem einzigen Gegenstand, den sie sich aus ihrem früheren Leben aufgehoben hatte. Als sie ihn endlich fand, lief sie Claus nach und holte ihn noch im Tunnel ein, der bis auf den reisefertigen Schlitten und das Rentiergespann leer war. »Warte!« rief sie. Santa, der sich schon anschicken wollte, den Schlitten zu besteigen, vor den diesmal nur sechs Rentiere gespannt waren, rief: »Ich kann nicht mehr warten.« Er tat es aber doch und fragte: »Was ist denn?«
    Sie rannte zu ihm und hielt ihm atemlos den Gegenstand hin, den sie aus dem Koffer geholt hatte. »Hier«, sagte sie. »Diesmal wirst du es brauchen.«
    Er nahm ihr den hingehaltenen Gegenstand ab und starrte ihn an. Es war eine kleine, uralte Reiseflasche voll Schnaps. Er blinzelte ungläubig. »Wie lange hast du die Flasche schon?« fragte er und sah sie verwundert an.
    »Seit dem zehnten Jahrhundert«, antwortete Anya lächelnd und errötete ein wenig vor Verlegenheit. »Ich habe sie für besondere Gelegenheiten aufgespart.«
    Claus schmunzelte und steckte die Flasche in seine Jackentasche. Sie küßten sich kurz, aber innig. Claus umarmte sie mit der leidenschaftlichen Hast eines Soldaten, der seine Familie verläßt, um in die Schlacht seines Lebens zu ziehen. Dann wandte sie sich mit einem letzten Lächeln ab und eilte sodann zu Dooley in die Bibliothek und zu seinem Fernrohr.
    Santa Claus ging an seinem alten, aber tadellos erhaltenen Schlitten entlang und stellte sich vor seine Rentiere, die Hände in die Hüften gestemmt wie ein Fußballtrainer vor dem Anstoß oder wie ein General, der vor der Schlacht zu seinen Truppen spricht: »Jungs«, sagte er ruhig, aber eindringlich, »ich weiß, daß Weihnachten erst zwei Wochen hinter uns liegt. Ich weiß auch, daß ihr euch noch nicht richtig von der letzten Reise erholt habt und sie noch in euren Knochen spürt. Ich weiß, daß ihr euch eure zwölfmonatige Ruhezeit verdient habt, und glaubt mir, niemand verdient sie mehr als ihr. Niemand!« Er beugte sich vor, ballte die Hände in seinen Handschuhen zu Fäusten und sah ihnen fest in die müden Rentieraugen, wobei ihm das Herz schwer wurde vor Sorge und Mitgefühl. »Doch, Jungs, wir haben einen dringenden Notruf erhalten. Unser kleiner Freund Joe ist in Schwierigkeiten. In sehr großen Schwierigkeiten.« Er wies mit der Hand hinauf in den dunklen eisigen Himmel und deutete nach Süden. »Wenn wir ihm nicht zu Hilfe kommen . . .« Sein Gesicht wurde grimmig und seine Augen schwarz, als er sich vorstellte, was inzwischen mit dem Jungen geschehen konnte. Die Rentiere stellten die Ohren hoch, als sie das grimmige Gesicht ihres Meisters sahen. »Ich möchte gar nicht daran denken, was ihm alles zustoßen könnte«, murmelte Santa Claus.
    Dann schüttelte er den Kopf, holte tief Luft, und seine Stimme schwoll an wie eine reißende, unwiderstehliche Flut, die durch den Spielzeugtunnel brauste. »Ich weiß auch«, sagte er, »daß wir nicht vollzählig sind und heute abend auf zwei eurer Männer verzichten müssen; doch diesmal müßt ihr so schnell fliegen wie der Wind!« Er hob beschwörend die Hand. »Könnt ihr das für mich tun? Könnt ihr das für Joe tun? Klar könnt ihr das!«
    Die Rentiere hoben die Köpfe und folgten ihm mit ihren Blicken, als er zum Schlitten zurückeilte, auf den Kutschbock sprang und die Zügel aufnahm. Die Zwillinge, Dasher und Dancer, sahen sich in die Augen und drehten dann in einer synchronen Bewegung die Köpfe wieder nach vorn, bereit, ihr Bestes zu geben. Blitz reckte den Hals, schnaubte zu den

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