Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte
rief der Junge schrill. Und dann begann er wieder zu schluchzen.
Fleck erstarrte, während sein Ärger so rasch verrauchte, wie er entstanden war, als er begriff, daß es dem weinenden Jungen ernst war mit dem, was er sagte. Sein Herz wurde schwer vor Kummer. War das alles wahr? Hatte er tatsächlich Santa Claus das Weihnachtsfest verdorben? War sein Plan, die Liebe und den Respekt von Santa Claus zurückzugewinnen, so verheerend ins Gegenteil umgeschlagen? War das der Grund, warum Santa Claus ihm keine Botschaft hatte zukommen lassen? Er dachte an B. Z., und plötzlich waren all die vagen und formlosen Zweifel, die sich in seinem Unterbewußtsein geregt hatten, Gewißheit und festigten sich zu einem schrecklichen Bild. B.Z. hatte ihn auf eine Weise ausgenützt, von der er sich vorher nichts hatte träumen lassen. Und das war ganz allein seine Schuld. Er hatte nie die Absicht verfolgt, Santa Claus das Weihnachtsfest zu verderben ... Er stand da und sah nicht einmal mehr den Jungen an, so beschäftigt war er mit seiner jähen Erkenntnis und seiner eigenen Offenbarung.
Als Joe merkte, daß Fleck seine Vorwürfe offensichtlich mit schweigender Gleichgültigkeit hinnahm, wurde die Wut, die sich in ihm in dieser schrecklichen Nacht seiner Gefangenschaft aufgestaut hatte, zu einem wilden Zorn, der sich nun an dem Elfen entlud. Er warf sich nach vorn und begann Fleck mit seinen kleinen Fäusten zu bearbeiten. Fleck kreischte vor Überraschung und nahm ebenfalls die Arme hoch, um sich gegen diese wütenden Schläge zur Wehr zu setzen und die Fäuste von seinem Körper abzuwehren. Doch das gelang ihm nicht, denn er hatte sich schon lange nicht mehr in der Kunst der Selbstverteidigung geübt. Zudem war diesem Jungen nicht daran gelegen, mit fairen Mitteln zu kämpfen.
»Ja!« schluchzte Joe hysterisch, während er mit Fäusten und Füßen zugleich auskeilte. »Du hast ihm gezeigt, was du bist — ein Strohkopf, eine stinkende Kröte, die Kinder dazu brachte, den besten Mann zu hassen, der je . . .« Und während sie miteinander rangen, fiel etwas aus der Tasche des Jungen und schepperte über den Betonfußboden. Joe und Fleck fuhren auseinander bei diesem unerwarteten Geräusch und sahen verwundert nach unten. Da lag ein buntbemaltes Spielzeug, das Fleck sehr bekannt vorkam.
Er bewegte sich von Joe fort und vergaß ihren Streit, während er sich bückte, um das Spielzeug aufzuheben. Als es auf seiner Hand lag, erkannte er, daß es sich um einen aus Holz geschnitzten Elfen handelte, und betrachtete zum erstenmal dessen Gesichtszüge. Sein Atem stockte. ». . . Was ist das?« murmelte er und spürte, wie plötzlich Tränen seinen Blick trübten.
»Gib mir das sofort wieder!« rief Joe. »Es gehört mir!«
Er wollte Fleck die Figur entreißen, doch Fleck legte rasch die Hand darüber. »Wo hast du das her?« fragte er.
»Er hat es mir geschenkt«, sagte Joe und schob im trotzigen Stolz das Kinn vor, während mit Flecks Gesicht eine seltsame Verwandlung vorging. »Hast du das gehört? Ich sagte doch, daß ich sein bester Freund . . .«
Fleck sah abermals auf die geschnitzte Figur in seiner Hand. Mit diesem Gesicht war sie sein perfektes Ebenbild, und Santa hatte sie mit eigenen Händen geschnitzt. Er holte tief und zitternd Luft, als ihn eine tiefe, unerwartete Rührung überkam. »Er mag mich«, flüsterte er. »Er mag mich trotz allem.« Trotz seiner schrecklichen Fehler, trotz allem, was inzwischen geschehen war ... Er sah wieder auf Joe, diesmal mit leuchtenden Augen, und gab ihm den geschnitzten Elfen zurück.
»He!« murmelte Joe verwirrt, weil sich der Elf plötzlich ganz anders verhielt. Neugierig sah er auf den hölzernen Elfen hinunter, über den er schützend die Finger gehalten hatte, und bemerkte zum erstenmal die Ähnlichkeit zwischen den Zügen der Figur und dem Gesicht des Elfen, der vor ihm stand.
In Flecks Gesicht arbeitete es, während ihm die Gedanken durch den Kopf schossen und sich die Stücke eines neuen Planes mit Blitzesschnelle zu einem Ganzen zusammenfügten. »Los, Junge!« rief er entschlossen und winkte Joe zu, während er schon zur Treppe lief. Wenigstens war es noch nicht zu spät dazu, seine Fehler zu korrigieren und den Schaden wiedergutzumachen, den er Santa Claus zugefügt hatte.
»Wo gehen wir hin?« fragte Joe, der sich beeilte, den Elfen einzuholen. »Zum Nordpol«, rief Fleck entschlossen. »Wir werden beide dorthin fliegen und zum erstenmal Santa Claus ein Geschenk
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