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Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte

Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte

Titel: Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D.Vinge
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wenn Santa sich in letzter Zeit auch ein wenig gehenließ, war Vout doch überzeugt, daß er die Tiere selbst untersuchen wollte. Währenddessen wanderte Santa Claus ganz allein durch den Spielzeugtunnel, wobei seine Laterne unheimliche Schatten auf die leeren Wände und Regale warf. Hohl hallten seine Schritte im Gewölbe wider. Und während er sich an der Stätte seines früheren Glücks umsah, die für ihn stets der Inbegriff all dessen gewesen war, woran er glaubte, schienen ihm diesmal die leeren, öden Wände nur seine eigene Verfassung widerzuspiegeln. Seufzend ging er wieder zurück zu den schweren Türen am Tunneleingang. Er mußte Dooley aufsuchen; sein Pflichtbewußtsein ließ ihm keine Ruhe, obwohl er sich gern seiner Verantwortung entledigt hätte.
    Endlich kam er in Dooleys Büro. Der Chefelf vermied es taktvoll, zu erwähnen, daß er zu spät zum verabredeten Termin kam. Ein kleines Feuer brannte im Kamin an der Rückwand. Der Korb für die eingehenden Briefe war so leer um diese Jahreszeit wie der Spielzeugtunnel.
    »Ich bin der Meinung, wir sollten die erste Ladung Tannenholz schon Anfang April abrufen, damit wir später keine Schwierigkeiten mit der Lagerung haben«, sagte Dooley. »Was meint Ihr dazu, Santa?«
    Santa nickte mechanisch, ohne, wie früher, rasch auf die Frage einzugehen und sie gründlich zu überdenken.
    Dooley sah wieder hoch, als er ein flatterndes Geräusch hörte. Instinktiv sah er zum Kamin hin und fuhr überrascht von seinem Sessel auf, als tatsächlich ein Brief aus dem Schornstein flatterte und auf den Fliesen vor dem Kaminrost landete.
    »Was ist das?« fragte Dooley neugierig.
    Santa Claus sah zum Kamin hin. »Sieht mir nach einem Brief aus«, meinte er lustlos.
    »Im Januar?« Dooley zog die buschigen Augenbrauen in die Höhe. »Ein bißchen früh, um schon Wünsche für das nächste Weihnachtsfest anzumelden, meint Ihr nicht auch?«
    Santa seufzte bei dieser neuen Komplikation. »Vielleicht ein verspäteter Wunschbrief vom vergangenen Jahr, der auf dem Postweg verlorengegangen ist. Du weißt ja, wie die Behörden heutzutage arbeiten . . .«
    Dooley fürchtete, daß ihnen ein Kind wieder einen enttäuschten Brief geschrieben hatte.
    Santa stand schwerfällig auf und ging zum Kamin, um das Kuvert aufzuheben. Er starrte auf den Umschlag, auf dem stand: Dringend! Sofort öffnen! »Diese Schrift kommt mir bekannt vor«, murmelte er.
    Er nahm wieder Platz, riß den Umschlag auf und sprang wieder auf die Beine. Dooley starrte ihn verblüfft an. Santa schien sich in ein Bündel von Energie verwandelt ’ zu haben, denn er ging plötzlich mit federnden Schritten im Zimmer auf und ab. »Es geht um Joe!« rief er. »Laß sofort die Rentiere satteln!«
    Dooley fiel die Kinnlade herunter: Zum erstenmal seit Jahrhunderten war er sprachlos. Er hatte keine Vorstellung, wer »Joe« war und warum er solche Verwirrung stiftete. »Aber Ihr seid doch erst vor zwei Wochen von der Reise in die Außenwelt zurückgekommen!« sagte er.
    »Sir . . .«, platzten Boog, Honka und Vout in diesem Moment ins Büro hinein, ehe Santa Dooley eine Erklärung abgeben konnte, und machten Dooley noch konfuser, als er sowieso schon war.
    Als Santa Claus die drei Elfen erblickte, schmunzelte er und sagte munter: »Mit euch wollte ich gerade sprechen. Spannt den Schlitten an. Punkt neun Uhr abends fliegen wir.«
    Die drei Elfen gafften ihn genauso verwundert an wie Dooley. »Aber wir sind doch nur hergekommen, um Euch zu sagen«, protestierte Boog, »daß Comet und Cupid . . .«
    Santa schien ein wenig ernüchtert, als er die besorgten Gesichter der drei Elfen betrachtete. »Was ist mit den beiden?« fragte er.
    »Sie haben Grippe«, antwortete Honka.
    Santa runzelte die Stirn und strich sich nachdenklich den Bart. »Hmm – ein Unglück kommt selten allein«, murmelte er bekümmert. In einer solchen Verfassung durfte er sie nicht mitnehmen auf eine Reise durch die Winternacht. Da hätten sie sich im Nu eine Lungenentzündung geholt . . . Doch Joe brauchte seine Hilfe; er schwebte in ernster Gefahr. Joe brauchte ihn. Da mußte er nicht erst lange nachdenken. Sein Entschluß stand fest: »Dann muß ich mich eben mit sechs Tieren zufriedengeben«, sagte er. »Füttert sie! Schirrt sie an! Joe braucht mich.« Er wanderte mit glitzernden Augen im Zimmer auf und ab wie ein General, der seine Truppen anfeuern mußte. Er war wie umgewandelt, als hätte es nie eine Betrübnis gegeben, die wochenlang seine Entschlußkraft

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