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Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte

Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte

Titel: Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D.Vinge
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konnte. »Hör zu, Junge«, sagte er rauh, »wenn du gerne sterben möchtest, solange ich fort bin — meinen Segen hast du dazu.« Er lachte heiser und stieg wieder die Metalltreppe hinauf, ohne sich noch einmal umzusehen. Nun konnte Joe die Tränen nicht länger zurückhalten, als er sah, daß Grizzard ihn in diesem eiskalten, leeren Keller allein ließ. Er sank gegen die feuchten Wände und schluckte, während Grizzards Schritte verhallten und es totenstill wurde im Kellergeschoß.
    Als Cornelia am nächsten Morgen erwachte und den sonnigen blauen Himmel vor dem Fenster sah, sprang sie sofort aus dem Bett. Sie hatte in der Nacht stundenlang wach gelegen, über alles nachgedacht, was sie belauscht hatte, und sich schreckliche Sorgen um Joe gemacht. Schließlich, als ihr bewußt wurde, daß sie bis zum Morgen nichts mehr unternehmen konnte, ohne daß sie sich verdächtig machte bei ihrem Stiefonkel, war sie in einen erschöpften Schlaf gefallen. Doch jetzt, wo die Sonne vor ihrem Fenster am kalten Winterhimmel stand, wußte sie genau, was sie tun mußte. Sie rannte durch ihr Schlafzimmer zu ihrem Schreibtischpult hinüber und holte Papier und einen Kugelschreiber hervor. Sie setzte sich hin und kritzelte die Worte, die sie sich vor dem Einschlafen überlegt hatte, so rasch, wie ihre Hand ihnen folgen konnte, auf das Papier:
    An: Santa Claus Nordpol Dringend! Sofort öffnen!
    Sie schob das beschriftete Kuvert zur Seite und legte sich das Briefpapier zurecht. Während sie sich jedes Wort vorflüsterte, ehe sie den wichtigsten Brief, den sie je verfaßt hatte, zu schreiben begann, achtete sie sorgfältig darauf, daß jeder Buchstabe so sauber geschrieben war, daß man ihn auch lesen konnte:
    »Lieber Santa Claus — Du mußt sofort eingreifen.
    Du mußt uns helfen. Joe wird von einem sehr bösen Mann festgehalten.
    Es tut mir leid, Dir sagen zu müssen,
    daß er gewissermaßen ein Verwandter von mir ist.
    Ich habe Angst, daß er Joe etwas antun wird, und . . .«
    Sie hob ängstlich den Kopf, als ihre Zimmertür aufflog. Miss Tucker stand auf der Schwelle, und hinter ihr mit finsterer Miene ihr Stiefonkel. Cornelia fuhr schuldbewußt zusammen und bedeckte den Brief mit beiden Händen. Doch schien Miss Tucker ihn glücklicherweise nicht bemerkt zu haben.
    »Cornelia!« rief Miss Tucker mit scharfer Stimme. »Du hättest schon vor zehn Minuten am Frühstückstisch sitzen müssen. Was soll diese Bummelei?«
    Cornelia nickte stumm und drehte sich so, daß sie mit ihrem Körper den beiden die Sicht auf ihr Pult versperrte, während sie hastig den halbfertigen Brief in den Umschlag stopfte. »Ich komme schon«, murmelte sie, stand vom Pult auf und rannte mit scheinbar gehorsamem Eifer zur Tür, damit niemand auf den Brief aufmerksam und neugierig wurde, was sie so Wichtiges zu schreiben hatte. Dann sorgte sie dafür, daß ihre Tür auch fest geschlossen war, ehe sie hinunter zum Frühstück
    ging. Der Brief lag dort, wo sie ihn auf dem Schreibtischpult
    in dem jetzt leeren Zimmer zurückgelassen hatte, und ein paar Sekunden lang geschah gar nichts. Doch dann, als stießen die Wände des Zimmers einen Seufzer aus, wandelte ein sanfte Brise durch den Raum, nahm den Brief in ihre unsichtbaren Hände, hob ihn sacht von der Platte und trug ihn zum Kamin. Ehe man auch nur mit den Augen blinzeln konnte, war er bereits durch den Kamin entschwunden.
     
    Im Stall des Elfendorfes, der einmal Flecks Heimat gewesen war und in dem immer noch seine Pfleglinge, die Rentiere, wohnten, warteten Boog und Honka mit besorgten Gesichtern, während Vout zwei große, anmutig geschweifte Rentierthermometer aus den Mäulern von Comet und Cupid entfernte. Er las die Temperatur ab und runzelte die Stirn. »Wie ich es mir gedacht habe«, murmelte er. Er betrachtete mitleidig die beiden traurig aussehenden, rotäugigen Tiere, die jetzt auf ihrem Strohlager heftig niesen mußten. Sie hatten die Grippe. Was würde als nächstes passieren? dachte Vout besorgt. Es schien fast so, als nähme die allgemeine Niedergeschlagenheit, die im Dorf herrschte, nach und nach feste Formen an. In ihrem ganzen Leben waren die Rentiere noch nie einen Tag krank gewesen, solange Fleck hier als Pfleger gewirkt hatte. Er seufzte, schüttelte den Kopf und gab den beiden anderen Elfen Anweisungen, dafür zu sorgen, daß die Tiere ständig etwas zu trinken bekamen und wie sie ihnen die Medizin verabreichen mußten. Dann ging er aus dem Stall, um Santa Meldung zu erstatten. Auch

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