Saphirtränen: Teil 1 - Niamhs Reise (German Edition)
blinzle und pumpe gierig Luft in meine Lungen.
"Na also. Ich brauche dich doch noch."
"Brauchen...?"
"Es ist besser, wenn ich dich jetzt in dein Zimmer bringe. Deargh, entschuldige uns bitte."
Die Welt um mich herum dreht sich und mir wird schwindelig.
"Beruhige dich."
"Sie sind alle weg."
"Wer?", fragt die Stimme sichtlich irritiert.
"Die Wörter."
"Wie kann er das nicht wissen? Natürlich spreche ich von der Last, die auf mir lag, bis er sie vertrieb."
Das sind die letzten Gedanken, die durch meinen Kopf rasen, ehe sich die Dunkelheit wie ein schweres Tuch über mich senkt und jede Empfindung begräbt.
Die Offenbarung
Bunte Lichtpunkte flimmern über meine geschlossenen Augenlider und stören meinen Schlaf. Unwillig öffne ich die Augen und sehe nur Rot. Ein purpurner Vorhang umgibt mich und das Bett, auf dem ich liege. Die Farbe irritiert mich, sie ist überall: Die Decke, der Vorhang, das seidene Laken.
Nur mein Kleid leuchtet grün, als ich die Decke verstört zurückschlage.
"Wo bin ich?", nuschele ich, ohne eine wirkliche Antwort zu erwarten.
"Oh, du bist wach."
Erschrocken ziehe ich den roten Stoff wieder nach oben und bedecke meinen Körper, als ein Teil des Vorhangs zur Seite gezogen wird. Bernsteinfarbene Augen blicken mir entgegen. In dem wohlproportionierten Gesicht erstrahlt ein Lächeln, welches alle meine Ängste vertreibt. Der gutaussehende Ilyea lässt sich geschmeidig auf dem Bett nieder, was mein Herz einen hoffnungsvollen Sprung machen lässt.
"Schön, dass es dir besser geht."
Seine wundervolle Stimme beschleunigt meinen Puls, doch dieses Mal vor Panik. Ich kenne die Stimme, sie gehört jenem Dämon, welcher mich vorhin durch den Gang trug.
"Edan?"
Erschrocken rutsche ich ein Stück zurück, woraufhin sich Edan mit einer Hand durch seine goldfarbenen Haare fährt.
"Ich wollte dich nicht erschrecken, tut mir leid."
Wieder weiche ich ein wenig nach hinten, betrachte dabei sein Haar. Gold, Bronze, ein leichtes Rot. Die Farben wechseln in einem nicht enden wollenden Spiel, dessen Regeln ich nicht verstehe und auf einmal spüre ich den ungewollten Drang, meine Finger in diesen Haaren zu vergraben.
"Ob sie sich wohl so weich anfühlen, wie sie aussehen?"
Um mich abzulenken richte ich meinen Blick nach unten, auf sein leicht kantiges Kinn, das den Ansatz eines Bartwuchses zeigt. Doch meine Augen verweilen dort nicht lange, seine glänzend weißen Zähne ziehen meine Aufmerksamkeit auf seinen Mund, den ich plötzlich mit meinem verschließen möchte, nur, um zu sehen, ob er dann noch immer so lächeln kann.
"An was denkst du?"
Ertappt sehe ich weg und versuche, mein pochendes Herz zu beruhigen.
"Nichts."
"Fällt mir schwer zu glauben."
Als hätte er meine Gedanken erraten, lässt er sich auf den Rücken fallen und verschränkt die Arme hinter seinem Kopf. Ich mache den Fehler, ihn wieder anzusehen und dabei entgehen mir seine muskulösen Oberarme natürlich nicht.
Das weiße Hemd, welches er trägt, hat er unachtsam in die braune Hose gesteckt, sodass es teilweise heraushängt.
Noch während ich ihn ungeniert anstarre, wendet er mir erneut sein Gesicht zu und lächelt wissend.
"Ja, dieser Körper war ein wahrer Glücksgriff."
Seine Worte treffen mich härter als jeder körperliche Schlag, denn in diesem Moment wird mir wieder bewusst, dass ich einem Dämon gegenübersitze, einem tödlichen Wesen.
"Du wirst mich umbringen, nicht wahr?"
Ich möchte die Antwort eigentlich gar nicht hören, doch ringe ich verzweifelt um Fassung. Meine Hände kralle ich in den roten Seidenbezug, um mein Zittern zu unterdrücken. Zu meinem Erstaunen schüttelt Edan den Kopf.
"Wenn ich dich hätte umbringen wollen, würdest du nicht in meinem Bett liegen."
Er hebt vielsagend eine Augenbraue und schmunzelt.
"Deinem... Bett?"
Plötzlich habe ich das dringende Bedürfnis, diese Stätte der Sünde zu verlassen, aber ich reiße mich zusammen.
"Verrätst du mir deinen Namen, Prinzessin?"
Er setzt sich auf und sieht mich interessiert an.
"Niamh", antworte ich und bin überrascht, wie fest meine Stimme klingt.
"Die Strahlende", anerkennend betrachtet er mich von oben bis unten, "wie passend."
Ehe ich mich zurückhalten kann, schleudere ich ihm alles entgegen: Dass ich aufgrund meiner Augen eine Ausgestoßene bin. Dass ich wegen ihm niemals meinen Eltern danken kann. Dass Alriel seinetwegen gestorben ist.
Während meines Ausbruchs sitzt er nur stumm da, blickt mich aus seinen unergründlichen goldbraunen Augen an und nickt
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