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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Baumstamm. » Sie wissen, ich hasse es, Fälle zu bearbeiten, die wir nicht lösen können.«
    » Ich weiß, Sie lösen gerne Fälle, die sonst niemand lösen kann.«
    Sie kicherte reumütig. » Wann haben Sie eigentlich die Nase voll davon, dass ich Ihnen dauernd die Schau stehle?«
    » Ich bin unermüdlich.«
    » Sie nutzen diesen Kalender, wie ich sehe.«
    » Das ist das durchdachteste Geschenk, das Sie mir je gemacht haben.« Man musste schon Amanda sein, um einem funktionalen Analphabeten zu Weihnachten einen Kalender mit einem Wort pro Tag zu schenken.
    Ein Stückchen weiter vorn sah Will Fierro, der auf sie zukam. Diese Seite der Straße war dichter bewaldet, überall waren Äste und Ranken. Will hörte Fierro fluchen, als sich sein Hosenbein an einem stacheligen Busch verfing. Er schlug sich auf den Nacken, wahrscheinlich, um ein Insekt zu töten. » Nett, dass Sie sich auch zu dieser gottverdammten Zeitverschwendung gesellen, Gomez.«
    Will stellte seine Chefin vor: » Detective Fierro, das ist Dr. Amanda Wagner.«
    Fierro reckte zum Gruß das Kinn vor. » Hab Sie im Fernsehen gesehen.«
    » Vielen Dank«, erwiderte Amanda, als hätte er es als Kompliment gemeint. » Wir haben es hier mit einigen ziemlich obszönen Details zu tun, Detective Fierro. Ich hoffe, Ihr Team weiß diese Dinge unter Kontrolle zu halten.«
    » Halten Sie uns für einen Haufen Amateure?«
    Offensichtlich tat sie das. » Wie läuft die Suche?«
    » Wir finden genau das, was da draußen ist – nichts. Nada. Null.« Er schaute Will böse an. » Ist das die Art, wie ihr vom Staat das macht? Hier reinschneien und unser ganzes Budget für eine nutzlose Suche mitten in der Nacht auf den Kopf hauen?«
    Will war müde, und er war frustriert, und das hörte man ihm auch an. » Normalerweise plündern wir zuerst Ihre Vorräte und vergewaltigen Ihre Frauen.«
    » Hahaha«, grummelte Fierro und schlug sich wieder auf den Nacken. Er zog die Hand weg und betrachtete den Klumpen eines blutigen Insekts auf der Innenfläche. » Sie werden sich krümmen vor Lachen, wenn ich meinen Fall zurückbekomme.«
    Amanda sagte: » Detective Fierro, Chief Peterson hat uns um unsere Intervention gebeten.«
    » Peterson, was?« Seine Lippen kräuselten sich. » Soll das heißen, Sie sind ihm wieder in den Arsch gekrochen?«
    Will zog so heftig die Luft ein, dass es leise pfiff. Amanda dagegen wirkte völlig unbeeindruckt, nur ihre Augen verengten sich leicht, und sie nickte Fierro knapp zu, als wollte sie sagen, dass seine Zeit schon noch kommen werde. Will würde es nicht überraschen, wenn Fierro irgendwann aufwachen und einen abgeschnittenen Pferdekopf in seinem Bett finden würde.
    » Hey!«, rief jemand. » Hierher.«
    Alle drei standen wie angewurzelt in unterschiedlichen Stadien von Schock, Zorn und nacktem Hass da.
    » Ich habe was gefunden.«
    Der Satz setzte Will in Bewegung. Er lief auf die Frau zu, die heftig mit den Armen wedelte. Sie war eine Uniformierte des Rockdale County, die mit einer Strickmütze auf dem Kopf mitten in hoher Wildhirse stand.
    » Was ist es?«, fragte er.
    Sie deutete auf eine dichte Gruppe Bäume. Er sah, dass die toten Blätter darunter zerwühlt worden waren, an einigen Stellen schien der nackte Waldboden durch. » In meinem Lichtstrahl tauchte was auf«, sagte sie, schaltete ihr Maglite an und richtete es auf den dunklen Bereich unter den Bäumen. Will sah überhaupt nichts. Als Amanda dann bei ihnen war, fragte er sich bereits, ob die Polizistin vielleicht schon ein bisschen zu müde war, ein bisschen zu begierig, irgendetwas zu finden.
    » Was ist es?«, fragte Amanda, als etwas in der Dunkelheit das Licht reflektierte. Es war nur ein kurzes Aufblitzen, kaum mehr als eine Sekunde. Will blinzelte, dachte, dass auch ihm sein müdes Hirn das nur vorgaukelte, aber die Polizistin fand es noch einmal – ein schnelles Aufblitzen wie eine winzige Schießpulverexplosion, ungefähr sieben Meter entfernt.
    Will holte ein Paar Gummihandschuhe aus der Tasche und zog sie an. Er nahm die Taschenlampe und bahnte sich, Äste beiseiteschiebend, einen Weg zu der Stelle. Die stacheligen Büsche und die Äste erschwerten das Vorankommen, und er bückte sich tief, um schneller gehen zu können. Er richtete die Lampe auf den Boden und suchte nach dem Objekt. Vielleicht war es eine Spiegelscherbe oder ein Kaugummipapier. Alle Möglichkeiten gingen ihm durch den Kopf, während er versuchte, das Ding zu finden: ein Schmuckstück, eine Glasscherbe,

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