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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wegholen, von einem Platz, an dem es nichts auszusetzen gab, wo, im Gegenteil, alles völlig einwandfrei war. Casa Kyra war das Zimmer eines kleinen Mädchens, das unter angemessenen Umständen aufwuchs.
    »Legen Sie sie auf das Bett, und schenken Sie sich noch ein Glas Wein ein«, sagte Mattie. »Ich werde ihr den Pyjama anziehen und dann zu Ihnen kommen. Ich weiß, wir müssen über einiges reden.«
    »Okay.« Ich legte sie hin und bückte mich etwas tiefer, um ihr einen Kuß auf die Nase zu geben. Fast hätte ich es mir anders überlegt, aber dann machte ich es doch. Als ich hinausging lächelte Mattie, daher denke ich, es war okay.
     
    Ich schenkte mir noch etwas Wein ein, ging damit in das winzige Wohnzimmer und betrachtete mir die beiden Bücher neben Kis Märchensammlung. Ich bin immer neugierig, was Leute lesen; den einzigen besseren Einblick liefert ihr Arzneischränkchen, aber es wird nicht gern gesehen, wenn jemand in den Medikamenten und Heilmitteln seiner Gastgeber herumschnüffelt.
    Die Bücher waren so grundverschieden, daß man es als schizoid einstufen konnte. Eines, bei dem im hinteren Teil eine Spielkarte steckte, war eine Taschenbuchausgabe von Richard North Pattersons Silent Witness . Ich bewunderte ihren Geschmack; Patterson und DeMille sind wahrscheinlich die besten
zeitgenössischen Unterhaltungsschriftsteller. Das andere, ein dicker gebundener Wälzer, waren die Gesammelten Erzählungen von Herman Melville . Etwa so weit von Richard North Patterson entfernt, wie es nur ging. Laut dem verblaßten purpurnen Stempel gehörte dieser Band der öffentlichen Bibliothek von Four Lakes. Das ist ein hübsches gemauertes Haus etwa fünf Meilen südlich vom Dark Score Lake, wo die Route 68 vom TR nach Motton führt. Wo Mattie vermutlich arbeitete. Ich schlug beim Lesezeichen auf, ebenfalls eine Spielkarte, und sah, daß sie ›Bartleby‹ las.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte sie hinter mir und erschreckte mich so sehr, daß ich beinahe die Bücher fallen ließ. »Sie gefällt mir - es ist eine gute Geschichte -, aber ich habe nicht die geringste Ahnung, was sie bedeutet. Bei der anderen bin ich sogar schon dahintergekommen, wer es war.«
    »Ein seltsames Paar für eine parallele Lektüre«, sagte ich und legte beide wieder hin.
    »Patterson lese ich zum Vergnügen«, sagte Mattie. Sie ging in die Küche, sah kurz (und sehnsüchtig, fand ich) zu der Flasche Wein, dann machte sie den Kühlschrank auf und holte einen Krug Fruchtsaft heraus. An der Kühlschranktür sah ich die Worte, die ihre Tochter bereits aus dem Magnabet zusammengesetzt hatte; KI und MATTIE und HOHO (der Weihnachtsmann, vermutete ich). »Nun, ich schätze, ich lese sie beide zum Vergnügen, aber in dieser kleinen Gruppe, der ich angehöre, diskutieren wir demnächst über ›Bartleby‹. Wir treffen uns Donnerstag abends in der Bibliothek. Ich habe immer noch rund zehn Seiten vor mir.«
    »Ein Lesekreis.«
    »Hm-hmm. Mrs. Briggs hat den Vorsitz. Sie hat den Kreis lange vor meiner Geburt gegründet. Sie ist die Chefbibliothekarin von Four Lakes, wissen Sie.«
    »Ich weiß. Lindy Briggs ist die Schwester meines Hausmeisters.«
    Mattie lächelte. »Die Welt ist klein, nicht wahr?«
    »Nein, die Welt ist groß, aber die Stadt ist klein.«
    Sie wollte sich mit dem Glas Fruchtsaft an den Tresen lehnen, überlegte es sich aber anders. »Warum setzen wir uns nicht
draußen hin? Damit jeder, der vorbeikommt, sehen kann, daß wir noch bekleidet sind und nichts verkehrt herum anhaben.«
    Ich sah sie verblüfft an. Sie erwiderte den Blick mit einer zynischen Heiterkeit. Es war kein Ausdruck, mit dem ihr Gesicht besonders vertraut zu sein schien.
    »Ich bin vielleicht erst einundzwanzig, aber ich bin nicht dumm«, sagte sie. »Er läßt mich beobachten. Ich weiß es, und Sie wahrscheinlich auch. An jedem anderen Abend würde ich vielleicht sagen, der Teufel soll ihn holen, wenn er keinen Spaß versteht, aber draußen ist es kühler, und der Rauch des Grills wird den größten Teil der Insekten fernhalten. Habe ich Sie schockiert? Das tut mir leid.«
    »Haben Sie nicht.« Aber ein wenig schon. »Sie müssen sich nicht entschuldigen.«
    Wir gingen mit unseren Gläsern die nicht ganz felsenfesten Schlackesteinstufen hinunter und setzten uns nebeneinander auf zwei Gartenstühle. Links von uns glühten die Kohlen im Grill sanft rosa in der zunehmenden Dämmerung. Mattie lehnte sich zurück, drückte kurz die kalte Rundung ihres Glases an die Stirn und

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