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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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rule …«
    Ich machte den Mund auf, um zu fragen, wer da war, aber bevor ich es konnte, sagte eine Frauenstimme: »Hallo?« Sie hörte sich perplex und zweifelnd an.
    »Mattie?« In meiner Verwirrung kam mir nicht in den Sinn, sie förmlicher anzusprechen, beispielsweise Ms. oder Mrs. Devore. Auch kam mir nicht seltsam vor, daß ich nach nur
einem einzigen Wort wußte, wer sie war, obwohl unsere vorherige Unterhaltung relativ kurz gewesen war. Vielleicht hatten die Jungs im Keller die Hintergrundmusik erkannt und die Verbindung zu Kyra hergestellt.
    »Mr. Noonan?« Sie hörte sich bestürzter denn je an. »Das Telefon hat nicht mal geläutet!«
    »Ich muß gerade in dem Moment abgenommen haben, als Ihr Anruf durchkam«, sagte ich. »Das passiert von Zeit zu Zeit.« Aber wie oft, fragte ich mich, passierte es, wenn die Person, die einen anrief, dieselbe war, die man selbst gerade anrufen wollte? Vielleicht sogar ziemlich oft. Telepathie oder Zufall? Live oder Memorex? Wie auch immer, es schien fast Magie zu sein. Ich sah durch das lange, niedrige Wohnzimmer in die Glasaugen von Bunter dem Elch und dachte: Ja, aber vielleicht ist dies jetzt ein magischer Ort .
    »Kann sein«, sagte sie voller Zweifel. »Ich muß mich entschuldigen, daß ich Sie überhaupt angerufen habe - es war eine Anmaßung. Ich weiß, Sie haben eine Geheimnummer.«
    Oh, machen Sie sich deswegen keine Gedanken , dachte ich. Inzwischen hat jeder diese alte Nummer. Ich überlege schon, ob ich sie nicht in die Gelben Seiten setzen lasse .
    »Ich habe sie von Ihrer Karteikarte in der Bibliothek«, fuhr sie mit verlegenem Tonfall fort. »Da arbeite ich.« Im Hintergrund war ›Mary Had a Little Lamb‹ von ›The Farmer in the Dell‹ abgelöst worden.
    »Schon gut«, sagte ich. »Zumal ich sowieso den Hörer abgenommen hatte, um Sie anzurufen.«
    »Mich? Warum?«
    »Ladies first.«
    Sie lachte kurz und nervös. »Ich wollte Sie zum Abendessen einladen. Das heißt, Ki und ich wollten Sie zum Abendessen einladen. Ich hätte es schon früher tun sollen. Sie sind an dem Tag schrecklich nett zu uns gewesen. Werden Sie kommen?«
    »Ja«, sagte ich ohne zu zögern. »Besten Dank. Wir müssen uns sowieso über verschiedenes unterhalten.«
    Es folgte eine Pause. Im Hintergrund nahm die Maus den Käse. Als Kind hatte ich geglaubt, daß sich das alles in einer riesigen grauen Fabrik namens Hi-Ho Dairy-O abspielte.

    »Mattie? Sind Sie noch da?«
    »Er hat sie da hineingezogen, richtig? Dieser schreckliche alte Mann.« Nun hörte sich ihre Stimme nicht mehr nervös an, sondern irgendwie tot.
    »Nun, ja und nein. Man könnte behaupten, daß mich das Schicksal hineingezogen hat, der Zufall oder Gott. Ich war an dem Vormittag nicht wegen Max Devore da; ich war auf der Jagd nach dem scheuen Villageburger.«
    Sie lachte nicht, aber ihre Stimme wurde ein wenig fröhlicher, und das freute mich. Leute, die auf diese tote, affektlose Art sprechen, sind meistens verängstigte Leute. Manchmal Leute, die regelrecht terrorisiert worden sind. »Trotzdem tut es mir leid, daß ich Sie in meine Probleme hineingezogen habe.« Ich überlegte mir, daß sie mich fragen würde, wer wen hineinzog, wenn ich ihr von John Storrow erzählte, und war froh, daß ich diese Diskussion nicht am Telefon mit ihr führen mußte.
    »Wie auch immer, ich komme gern zum Essen. Wann?«
    »Wäre heute abend zu früh?«
    »Auf keinen Fall.«
    »Wunderbar. Aber wir müssen zeitig essen, damit meine Kleine nicht einschläft und mit dem Kopf in ihr Dessert fällt. Ist sechs Uhr recht?«
    »Ja.«
    »Ki wird sich freuen. Wir bekommen nicht oft Besuch.«
    »Sie ist doch nicht wieder auf Wanderschaft gegangen, oder?«
    Ich dachte, sie wäre beleidigt. Statt dessen lachte sie diesmal wirklich . »Großer Gott, nein. Die ganze Aufregung am Samstag hat sie richtig erschreckt. Inzwischen kommt sie herein und sagt mir Bescheid, wenn sie von der Schaukel neben dem Haus zum Sandkasten dahinter geht. Aber sie hat viel von Ihnen gesprochen. Sie nennt Sie den ›Mann, der mich tragen hat‹. Ich glaube, sie fürchtet, Sie könnten wütend auf sie sein.«
    »Sagen Sie ihr, daß ich das nicht bin«, sagte ich. »Nein, lassen Sie es. Ich werde es ihr selbst sagen. Kann ich etwas mitbringen?«
    »Eine Flasche Wein?« fragte sie unsicher. »Vielleicht wäre das auch übertrieben - ich wollte nur Hamburger grillen und Kartoffelsalat machen.«

    »Ich bringe keine übertriebene Flasche.«
    »Danke«, sagte sie. »Das ist

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