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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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›hallo‹ hineingeschrieben. Zuerst dachte ich, es wäre Ki gewesen, aber sie sagte, daß sie es nicht war. Außerdem war es nicht ihre Handschrift, die ist ganz krakelig. Ich bin nicht sicher, ob sie hallo überhaupt schreiben könnte. Hi vielleicht, aber … Mike, Sie glauben doch nicht, daß er jemanden herschickt, der mich in den Wahnsinn treiben soll, oder? Ich meine, das ist doch albern, oder nicht?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. Ich dachte an etwas, das in der Dunkelheit auf die Isolierung klopfte, während ich auf der Treppe stand. Ich dachte an hallo, das mit Magnetbuchstaben auf meiner Kühlschranktür geschrieben stand, und an ein Kind, das in der Dunkelheit schluchzte. Meine Haut fühlte sich mehr als kalt an; sie war wie abgestorben. Kopfschmerzen
in den Nerven, das war gut, genau so fühlte man sich, wenn etwas um die Mauer der Wirklichkeit herumgriff und einen im Genick berührte.
    »Vielleicht sind es Gespenster«, sagte sie und lächelte auf eine unsichere Weise, die mehr ängstlich als amüsiert schien.
    Ich machte den Mund auf, um ihr zu erzählen, was in Sara Lacht vorgefallen war, und machte ihn wieder zu. Hier war eine klare Entscheidung zu treffen: Entweder wir konnten in eine Diskussion über das Paranormale abschweifen, oder wir konnten auf die sichtbare Welt zurückkommen. Die Welt, in der Max Devore versuchte, ein Kind zu stehlen.
    »Ja«, sagte ich. »Die Geister melden sich zu Wort.«
    »Ich wünschte, ich könnte Ihr Gesicht besser sehen. Es hatte gerade so einen Ausdruck. Was für einen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Aber ich denke, im Moment sollten wir besser über Kyra sprechen. Okay?«
    »Okay.« Im schwachen Glühen des Grills konnte ich sehen, wie sie sich im Stuhl zurechtsetzte, als erwartete sie einen schweren Schlag.
    »Ich habe eine Vorladung bekommen, am Freitag in Castle Rock eine Aussage zu machen. Vor Elmer Durgin, der Kyras Vormund ad litem -«
    »Diese aufgeblasene kleine Kröte ist Kyras Garnichts!« platzte sie heraus. »Er tanzt nach der Pfeife meines Schwiegervaters, genau wie Dickie Osgood, der Lieblingsmakler vom alten Max! Dickie und Elmer Durgin trinken zusammen im Mellow Tiger, jedenfalls haben sie das getan, bis diese Sache richtig ins Rollen kam. Dann hat ihnen wahrscheinlich jemand gesagt, daß es keinen guten Eindruck macht, und sie haben aufgehört.«
    »Die Papiere wurden von einem Deputy namens George Footman zugestellt.«
    »Auch einer von den üblichen Verdächtigen«, sagte Mattie mit dünner Stimme. »Dickie Osgood ist eine Schlange, aber George Footman ist ein Schrottplatzhund. Er wurde schon zweimal vom Dienst suspendiert. Noch einmal, dann kann er ganztags für Max Devore arbeiten.«
    »Nun, mir hat er angst gemacht. Ich habe versucht, es mir nicht anmerken zu lassen, aber es stimmt. Und Leute, die mir
angst machen, machen mich wütend. Ich habe meinen Agenten in New York angerufen und dann einen Anwalt angeheuert. Einen, der sich auf Sorgerechtsfälle spezialisiert hat.«
    Ich versuchte zu erkennen, wie sie darauf reagierte, konnte es aber nicht, obwohl wir ziemlich dicht beisammen saßen. Aber sie hatte immer noch dieses gefaßte Aussehen, das einer Frau, die einige harte Schläge erwartet. Aber vielleicht hatten die Schläge für Mattie schon angefangen.
    Langsam, ohne mich zur Hast verleiten zu lassen, schilderte ich meine Unterhaltung mit John Storrow. Ich betonte, was Storrow über sexuelle Gleichberechtigung gesagt hatte - daß es in ihrem Fall wahrscheinlich ein Negativfaktor sei und Richter Rancourt leichtermachen würde, ihr Kyra wegzunehmen. Außerdem machte ich ihr mit Nachdruck klar, daß Devore jeden Anwalt haben konnte, den er wollte - ganz zu schweigen von Zeugen, wenn Richard Osgood im TR herumspazierte und Devores Knete unters Volk brachte -, das Gericht aber nicht verpflichtet war, ihr auch nur eine Eistüte zu spendieren. Am Ende sagte ich ihr, daß John morgen um elf mit einem von uns reden sollte, und das sollte sie sein. Dann wartete ich. Das Schweigen zog sich hin, lediglich von Grillen und dem entfernten Brummen eines aufgemotzten Lastwagenmotors unterbrochen. An der Route 68 erlosch das weiße Neonlicht, als der Lakeview Market wieder einmal das Geschäft eines Sommertags beendete. Matties Schweigen gefiel mir nicht; es wirkte wie der Auftakt zu einer Explosion. Einer Yankee -Explosion. Ich bewahrte Ruhe und wartete darauf, daß sie mich fragte, was mir das Recht gab, mich in ihre Angelegenheiten

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