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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gelähmt bleiben konnte, wenn man falsch auf dem Wasser landete. Wahrscheinlich nicht, aber man konnte vor Angst sterben. Dafür gab es belegte Fälle in Ripley’s Unglaublich, aber wahr , das mir im Alter zwischen acht und vierzehn als wissenschaftliche Lektüre diente.
    Los! rief Jos Stimme. Meine Version ihrer Stimme war für gewöhnlich ruhig und beherrscht; diesmal klang sie schrill. Hör auf zu zaudern und mach schon!
    Ich griff nach dem Schalter der IBM und dachte an den Tag, als ich mein Word-sechs-Programm in den Papierkorb geworfen hatte. Leb wohl, alter Freund , hatte ich gedacht.
    »Bitte laß es funktionieren«, sagte ich. »Bitte.«
    Ich ließ die Hand sinken und drückte den Schalter. Die Maschine ging an. Der Courier-Kugelkopf drehte sich einmal wie eine Ballerina hinter der Bühne, die auf ihren Auftritt wartet. Ich nahm ein Blatt Papier und sah, daß meine verschwitzten Finger Abdrücke hinterließen, aber es war mir egal. Ich zog es in die Maschine, zentrierte den Kugelkopf und schrieb
    Kapitel eins
und wartete darauf, daß der Sturm losbrechen würde.

Kapitel 14
    Das Läuten des Telefons - oder, präziser ausgedrückt, die Art und Weise, wie ich das Läuten des Telefons wahrnahm - war ebenso vertraut wie das Ächzen des Stuhls oder das Summen meiner alten IBM Selectric. Anfangs schien es aus weiter Ferne zu kommen, aber dann näherte es sich wie ein pfeifender Zug, der auf einen Bahnübergang zufährt.
    Es gab keinen Nebenapparat in meinem oder Jos Arbeitszimmer; das Telefon oben, ein altmodisches Ding mit Wählscheibe, stand in dem Flur dazwischen - dem ›Niemandsland‹, wie Jo es zu nennen pflegte. Die Temperatur da draußen mußte bei mindestens dreiunddreißig Grad liegen, aber nach dem Büro kam es mir fast kühl vor. Ich war so ölig von Schweiß, daß ich aussah wie eine leicht bierbäuchige Version der Muskelboys, die ich manchmal in meinem Fitneß-Studio sah.
    »Hallo?«
    »Mike? Habe ich Sie geweckt? Haben Sie noch geschlafen?« Es war Mattie, aber eine andere Mattie als gestern nacht. Diese Mattie war nicht mehr furchtsam oder verzagt; sie hörte sich so glücklich an, daß sie fast überzuquellen schien. Es war mit ziemlicher Sicherheit diese Mattie gewesen, zu der sich Lance Devore hingezogen gefühlt hatte.
    »Nicht geschlafen«, sagte ich. »Ein bißchen geschrieben!«
    »Ich dachte, Sie wären im Ruhestand.«
    »Dachte ich auch«, sagte ich, »aber vielleicht war ich ein wenig vorschnell. Was ist los? Sie hören sich überglücklich an.«
    »Ich habe gerade mit John Storrow telefoniert -«
    Wirklich? Wie lange war ich überhaupt im ersten Stock gewesen? Ich betrachtete mein Handgelenk und sah nur einen blassen Kreis. Es war Viertel nach Sommersprossen und Haut Uhr, wie wir als Kinder immer sagten; meine Armbanduhr war unten im Nordflügel, im Schlafzimmer, wo sie wahrscheinlich in einer Pfütze neben dem umgekippten Wasserglas lag.

    »- seinem Alter, und dann kann er den anderen Sohn vorladen lassen!«
    »Puh«, sagte ich. »Ich komm’ nicht mehr mit. Fangen Sie noch mal an, und machen Sie etwas langsamer.«
    Sie gehorchte. Das Aufzählen der Fakten nahm - wie üblich - nicht viel Zeit in Anspruch: Storrow kam morgen hierher; er würde auf dem County Airport landen und im Lookout Hotel in Castle View absteigen; die beiden würden den Freitag weitgehend damit verbringen, den Fall zu besprechen. »Oh, und er hat einen Anwalt für Sie gefunden«, sagte sie. »Der mit Ihnen zu Ihrem Termin geht. Ich glaube, er kommt aus Lewiston.«
    Das hörte sich alles recht gut an, aber wichtiger war, daß Mattie ihren Kampfgeist wiedergewonnen hatte. Bis heute morgen (wenn es noch Vormittag war ; das Licht, das zum Fenster über der defekten Klimaanlage hereinfiel, deutete darauf hin, daß es das, wenn überhaupt, nicht mehr lange sein würde), war mir nicht bewußt gewesen, wie niedergeschlagen die junge Frau in dem roten Kleid und den ordentlichen weißen Turnschuhen gewesen war. Wie sehr davon überzeugt, daß sie ihr Kind verlieren würde.
    »Das ist toll! Ich freue mich so, Mattie.«
    »Und Sie haben es geschafft. Wenn Sie hier wären, würde ich Ihnen den dicksten Kuß Ihres Lebens geben.«
    »Er hat Ihnen gesagt, daß Sie gewinnen können, richtig?«
    »Ja.«
    »Und Sie glauben ihm.«
    »Ja!« Sie dämpfte die Stimme ein wenig. »Er war allerdings nicht gerade begeistert, als ich ihm sagte, daß Sie gestern abend zum Essen hiergewesen sind.«
    »Nein«, sagte ich. »Das hatte ich auch

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