Sara
Schlafwandeln gefüllt … oder etwas anderes hatte es getan. Ich streckte die Hand nach dem Ablaufstöpsel aus und hielt inne, als mir der Augenblick auf der Route 68 einfiel, als ich den Geschmack von kaltem Wasser im Mund hatte. Mir wurde klar, ich wartete darauf, daß es wieder passierte. Da nichts geschah, zog ich den Stöpsel, ließ das abgestandene Wasser ablaufen und drehte die Dusche auf.
Ich hätte die Selectric nach unten bringen können, vielleicht sogar hinaus auf die Veranda, wo eine leichte Brise über die Oberfläche des Sees wehte, aber das tat ich nicht. Ich hatte sie bis zur Tür meines Arbeitszimmers getragen, und in meinem Arbeitszimmer würde ich arbeiten … wenn ich arbeiten konnte . Ich würde dort arbeiten, selbst wenn die Temperatur unter dem Dach auf achtundvierzig Grad stieg … was bis drei Uhr nachmittags durchaus im Bereich des Möglichen lag.
Das Papier, das ich in die Maschine gerollt hatte, war ein alter rosa Kassenzettel von Click!, dem Fotogeschäft in Castle Rock, wo Jo ihren Nachschub gekauft hatte, wenn wir hier unten waren. Ich hatte ihn so eingespannt, daß die unbeschriebene Seite dem Kugelkopf mit der Type Courier zugewandt war. Ich hatte die Namen meines kleinen Harems darauf geschrieben, als hätte ich auf eine hilflose Art und Weise versucht, die drei Facetten meines Traums festzuhalten, während er noch andauerte:
Jo Sara Mattie Jo Sara Mattie Mattie Mattie
Sara Sara
Jo Johanna Sara Jo MattieSaraJo.
Darunter, mit Kleinbuchstaben:
normale spermienzahl spermiennorm ganz rosig
Ich machte die Tür des Arbeitszimmers auf, trug die Schreibmaschine hinein und stellte sie an ihren alten Platz unter dem Poster von Richard Nixon. Ich zog den rosa Kassenzettel aus dem Wagen, knüllte ihn zusammen und warf ihn in den Papierkorb. Dann nahm ich den Stecker der Selectric und stöpselte ihn in die Steckdose über der Sockelleiste. Mein Herz schlug heftig und schnell, wie damals, als ich dreizehn war und die Leiter des Zehn-Meter-Bretts des Y-Pools hinaufgestiegen war. Mit zwölf war ich diese Leiter dreimal hinaufgestiegen und wieder daran heruntergeschlichen; als ich dreizehn geworden war, konnte ich nicht mehr kneifen - ich mußte es wirklich tun.
Ich glaubte, daß ich in der hinteren Ecke des Schranks, hinter der Kiste mit der Aufschrift KLEINGERÄTE, einen Ventilator gesehen hatte. Ich ging in die Richtung, doch dann drehte ich mich mit einem kurzen, rauhen Lachen wieder um. Ich hatte schon früher Augenblicke voller Selbstvertrauen erlebt, oder nicht? Ja. Und dann hatten sich die Eisenbänder um meine Brust gelegt. Es wäre dumm, den Ventilator herauszusuchen und dann festzustellen, daß ich doch nichts in diesem Zimmer zu tun hatte.
»Ganz ruhig«, sagte ich, »ganz ruhig.« Aber ich konnte nicht ruhig sein, sowenig wie der hühnerbrüstige Junge in der albernen lila Badehose ruhig sein konnte, als er zum Ende des Sprungbretts ging, wo der Pool unter ihm so grün war und die erwartungsvollen Gesichter der Jungen und Mädchen so klein, so klein.
Ich beugte mich über eine der Schubladen an der rechten Seite des Schreibtischs und zog so fest daran, daß ich sie ganz herausriß. Ich bekam gerade noch den rechten Fuß aus ihrer Landezone und bellte einen Schwall humorlosen Gelächters hinaus. In der Schublade lag ein halbes Ries Papier. Die Ränder hatten das leicht vergilbte Aussehen, das Papier bekommt, wenn es lange Zeit liegt. Kaum sah ich es, als mir einfiel, daß ich meinen eigenen Vorrat mitgebracht hatte - weitaus frischeres Papier als das hier. Ich ließ es liegen, wo es war, und schob die Schublade wieder in ihre Öffnung. Mehrere Versuche waren erforderlich, bis ich sie in der Laufschiene hatte; meine Hände zitterten.
Schließlich setzte ich mich auf meinen Bürostuhl, hörte dasselbe altbekannte Ächzen, als er mein Gewicht aufnahm, und dasselbe altbekannte Knirschen der Rollen, als ich mich nach vorne zog und die Beine in den Knieraum streckte. Dann saß ich schwitzend vor der Tastatur und mußte immer noch an das Sprungbrett über dem Pool denken, wie federnd es unter meinen bloßen Füßen gewesen war, als ich darauf nach vorne schritt, mußte an die hallenden Stimmen unter mir denken, an den Geruch von Chlor und das konstante tiefe Puckern der Umwälzpumpe: Tschwang-tschwang-tschwang-tschwang , als hätte das Wasser seinen eigenen heimlichen Herzschlag. Ich
hatte am Ende des Sprungbretts gestanden und mich gefragt (und nicht zum erstenmal!), ob man
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