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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der Seite, sah es an und wollte vom Bett springen und aus dem Zimmer fliehen, konnte es aber nicht. Meine Muskeln waren von einer totenähnlichen Ohnmacht umfangen. Mit wem hatte ich in diesem Bett wirklich gevögelt? Und was hatte ich mit ihr angestellt? Was, in Gottes Namen?
    »Ich glaube diese Lügen nicht«, hörte ich mich selbst sagen, und als wäre es ein Zauberspruch, wurde ich wieder zusammengeklatscht. So ist es nicht exakt gewesen, aber einen anderen Ausdruck, der der Wahrheit näherkäme, kenne ich nicht. Ich bestand aus drei Teilen - einer auf dem Floß, einer im Schlafzimmer, einer auf dem Pfad -, und jeder spürte diesen kräftigen Schlag, als wäre dem Wind eine Faust gewachsen.
Rauschende Schwärze, und darin ertönte das unablässige silberne Läuten von Bunters Glöckchen. Dann erlosch es, und ich mit ihm. Eine kurze Zeitspanne war ich nirgendwo.
     
    Als ich wieder zu mir kam, nahm ich das beiläufige Gezwitscher von Vögeln in den Sommerferien und diese eigentümlich rötliche Dunkelheit wahr, die bedeutet, daß einem die Sonne durch die geschlossenen Lider scheint. Mein Hals war steif, mein Kopf in einem grotesken Winkel geneigt, die Beine hatte ich linkisch unter mir verschränkt, und mir war heiß.
    Ich hob den Kopf, verzog das Gesicht und wußte, noch ehe ich die Augen aufschlug, daß ich nicht mehr im Bett war, nicht mehr auf dem schwimmenden Floß, nicht mehr auf dem Weg zwischen Atelier und Haus. Ich spürte Bodendielen unter mir, hart und unnachgiebig.
    Das Licht blendete. Ich kniff die Augen wieder zu und stöhnte wie ein Mann mit Kater. Hinter den darübergelegten Händen schlug ich sie erneut auf, ließ ihnen Zeit, sich anzupassen, nahm die Hände vorsichtig weg, setzte mich auf und sah mich um. Ich befand mich in der oberen Diele und lag unter der defekten Klimaanlage. Mrs. Meserves Zettel hing noch daran. Vor der Tür meines Arbeitszimmers stand die grüne IBM mit einem eingespannten Blatt Papier. Ich betrachtete meine Füße und stellte fest, daß sie schmutzig waren. Kiefernnadeln klebten an den Sohlen, eine Zehe war aufgekratzt. Ich stand auf, stolperte ein wenig (mein rechtes Bein war eingeschlafen), stützte mich mit einer Hand an der Wand ab und blieb aufrecht stehen. Ich sah an mir hinab. Ich trug die Boxershorts, mit denen ich ins Bett gegangen war, und es sah nicht aus, als hätte ich einen Unfall darin gehabt. Ich zog den Saum weg und spähte hinein. Mein Schwanz sah aus wie immer, klein und schlaff, schlafend an sein Haarbüschel geschmiegt. Wenn Noonans närrischer Freund in der Nacht abenteuerlustig gewesen war, sah man ihm jetzt zumindest nichts mehr an.
    »Es fühlte sich aber bestimmt wie ein Abenteuer an«, krächzte ich. Ich strich mir mit dem Arm Schweiß von der Stirn. Es war drückend heiß hier oben. »Aber keines, von dem ich je in den Hardy Boys gelesen hätte.«

    Dann fielen mir das blutgetränkte Laken im Schlafzimmer des Nordflügels und das Plüschtier ein, das mittendrin auf der Seite lag. Kein Gefühl der Erleichterung ging mit der Erinnerung einher, kein Gott-sei-Dank-war-es-nur-ein-Traum-Gefühl, wie man es nach einem besonders schlimmen Alptraum empfindet. Alles kam mir so real vor wie das, was ich im Fieberwahn erlebte, als ich die Masern hatte … und das war alles real gewesen und nur von meinem überhitzten Gehirn verzerrt worden.
    Ich stolperte zur Treppe, hinkte hinunter und klammerte mich am Geländer fest, falls mein kribbelndes Bein unter mir nachgab. Unten angekommen sah ich mich benommen im Wohnzimmer um, als würde ich es zum erstenmal sehen, dann hinkte ich den Flur zum Nordflügel entlang.
    Die Schlafzimmertür war angelehnt, und einen Moment brachte ich es nicht über mich, sie ganz aufzustoßen und einzutreten. Ich war zutiefst verängstigt, und mein Geist versuchte ununterbrochen, mir die Wiederholung einer alten Folge von Alfred Hitchcock Presents vorzuspielen, die über den Mann, der im Alkoholrausch seine Frau erwürgt hat. Er sucht die ganzen dreißig Minuten nach ihr und findet sie schließlich aufgedunsen und mit offenen Augen in der Vorratskammer. Kyra Devore war das einzige Kind im Alter für Plüschtiere, das ich in letzter Zeit getroffen hatte, aber sie hatte friedlich unter ihrer Decke mit den tausendblättrigen Rosen geschlafen, als ich mich von ihrer Mutter verabschiedet hatte und nach Hause gefahren war. Allein die Vorstellung war dumm, ich könnte den ganzen Weg zur Wasp Hill Road gefahren sein, wahrscheinlich nur in

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