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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Boxershorts, daß ich -
    Was? Die Frau vergewaltigt habe? Das Kind hierher gebracht? Im Schlaf?
    Ich habe die Schreibmaschine im Schlaf geholt, oder nicht? Sie steht oben in der verdammten Diele.
    Es ist ein großer Unterschied, ob man dreißig Meter durch den Wald geht oder fünf Meilen die Straße runterfährt zu -
    Ich hatte nicht vor, hier draußen zu stehen und mir diese zänkischen Stimmen in meinem Kopf anzuhören. Wenn ich nicht verrückt war - und das glaubte ich nicht -, würden diese
streitsüchtigen Arschlöcher mich wahrscheinlich dorthin schaffen, und zwar per Expreß, wenn ich ihnen weiter zuhörte. Ich streckte die Hand aus und stieß die Schlafzimmertür auf.
    Einen Augenblick sah ich das Oktopusmuster von Blut tatsächlich, das mein Laken tränkte, so real und gebündelt war mein Entsetzen. Dann kniff ich die Augen fest zu, machte sie wieder auf und sah noch mal hin. Die Laken waren zerwühlt, das untere fast gänzlich herausgezogen. Ich konnte die gesteppte Satinhaut der Matratze sehen. Ein Kissen lag an der gegenüberliegenden Bettkante. Das andere zerknautscht am Fußende. Der Bettvorleger - einer von Jos Teppichen - war verrutscht, mein Wasserglas lag umgekippt auf dem Nachttisch. Das Schlafzimmer sah aus, als wäre es Schauplatz einer Rauferei oder einer Orgie gewesen, aber nicht eines Mordes. Kein Blut und kein kleines Plüschtier mit schwarzem Fell.
    Ich ließ mich auf die Knie sinken und sah unter das Bett. Nichts da - dank Brenda Meserve nicht einmal Staubflusen. Ich betrachtete das Laken wieder, strich zuerst mit einer Hand über die zerfurchte Topographie, zog es herunter und steckte die elastischen Ecken wieder fest. Großartige Erfindung, diese Spannbettücher; wenn Frauen die Medal of Freedom vergeben würden, und nicht eine Bande von weißen Politikern, die in ihrem ganzen Leben nie ein Bett gemacht oder eine Ladung Wäsche gewaschen haben, hätte der Typ, der die Spannbetttücher erfunden hat, inzwischen längst ein Stück Blech bekommen. Anläßlich einer Feierstunde im Rose Garden.
    Als die Laken festgezogen waren, sah ich wieder hin. Kein Blut, kein einziger Tropfen. Auch kein klebriger, trocknender Samenfleck. Ersteres hatte ich eigentlich auch nicht erwartet (redete ich mir jedenfalls bereits ein), aber was war mit letzterem? Ich hatte zumindest den kreativsten feuchten Traum der Welt gehabt - ein Triptychon, in dem ich zwei Frauen gevögelt und mir von einer dritten einen hatte runterholen lassen, und das alles gleichzeitig. Ich bildete mir auch ein, daß ich das Gefühl eines Morgens danach hatte, das man dann bekommt, wenn der Sex der vergangenen Nacht von der Variante gewesen ist, die einem die Schädeldecke wegpustet. Aber wenn ein Feuerwerk stattgefunden hatte, wo war das verbrannte Schießpulver?

    »Wahrscheinlich in Jos Atelier«, sagte ich zu dem sonnigen Zimmer. »Oder auf dem Weg von hier nach dort. Sei nur froh, daß du ihn nicht in Mattie Devore zurückgelassen hast, mein Junge. Eine Affäre mit einer fast noch halbwüchsigen Witwe brauchst du nicht.«
    Ein Teil von mir widersprach; ein Teil von mir glaubte, daß Mattie Devore genau das war, was ich brauchte. Aber ich hatte letzte Nacht nicht mit ihr geschlafen; ebensowenig hatte meine tote Frau draußen auf dem Floß mit mir geschlafen oder Sara Tidwell mir einen runtergeholt. Und nachdem ich mich nun vergewissert hatte, daß ich auch kein nettes kleines Kind getötet hatte, kehrten meine Gedanken zu der Schreibmaschine zurück. Warum hatte ich sie geholt? Warum die Mühe?
    O Mann. Was für eine dumme Frage. Meine Frau hatte möglicherweise Geheimnisse vor mir, vielleicht sogar eine Affäre; möglicherweise waren Gespenster im Haus; möglicherweise wohnte eine halbe Meile südlich ein reicher alter Mann, der mich mit einem gespitzten Stock durchbohren und ihn dann abbrechen wollte; möglicherweise hatte ich, was das betraf, auch nicht mehr alle Tassen in meinem bescheidenen Schrank. Aber als ich da im hellen Sonnenschein stand und meinen Schatten an der Wand gegenüber betrachtete, schien nur eines zu zählen: Ich war ins Atelier meiner Frau gegangen und hatte meine alte Schreibmaschine geholt, und es gab nur einen einzigen Grund, so etwas zu tun.
    Ich ging ins Bad, weil ich den Schweiß am Körper und den Schmutz an den Füßen loswerden wollte, bevor ich etwas anderes unternahm. Ich griff nach dem Duschkopf und erstarrte. Die Wanne war voll Wasser. Entweder hatte ich sie aus einem unerfindlichen Grund beim

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