Sara
nicht erwartet.«
»Ich habe ihm gesagt, daß wir im Garten gegessen haben, worauf er sagte, daß wir nur sechzig Sekunden im Inneren gewesen sein müßten, um die Gerüchteküche anzuheizen.«
»Ich würde sagen, er hat eine beleidigend schlechte Meinung vom Liebesleben der Yankees«, sagte ich, »aber natürlich ist er aus New York.«
Sie lachte lauter, als mein kleiner Scherz rechtfertigte, fand ich. Aufgrund der fast hysterischen Erleichterung darüber,
daß sie jetzt zwei Beschützer hatte? Weil das Thema Sex im Augenblick etwas heikel für sie war? Ich stellte besser keine Spekulationen an.
»Er hat mir nicht allzu heftig zugesetzt deswegen, doch er hat klargemacht, daß er es im Wiederholungsfall tun würde. Aber wenn es vorbei ist, werde ich Sie zu einem richtigen Essen einladen. Alles, was Sie wollen, und genauso, wie Sie es wollen.«
Alles, was Sie wollen, und genauso, wie Sie es wollen . Und sie war sich bei Gott und Sonny Jesus überhaupt nicht bewußt, daß das, was sie da sagte, eine andere Bedeutung haben könnte - ich wäre jede Wette eingegangen. Ich machte einen Moment die Augen zu und lächelte. Warum auch nicht? Was sie sagte, hörte sich absolut großartig an, besonders wenn man die Grenzen von Michael Noonans schmutziger Fantasie hinter sich ließ. Es hörte sich an, als würden wir ein Ende wie im Märchen haben, wenn es uns gelang, den Mut nicht zu verlieren und unseren Kurs beizubehalten. Und wenn ich es schaffte, einem Mädchen, das jung genug war, meine Tochter zu sein, keine Avancen zu machen … das hieß, außerhalb meiner Träume. Wenn ich das nicht schaffte, verdiente ich wahrscheinlich, was immer mir widerführe. Aber Kyra verdiente es nicht. Sie war die Kühlerfigur bei alledem, dazu verdammt, überallhin zu gehen, wohin das Auto sie führen mochte. Sollte ich mir irgendwelche Illusionen machen, wäre ich gut beraten, das zumindest nicht aus dem Auge zu verlieren.
»Wenn der Richter Devore mit leeren Händen nach Hause schickt, lade ich Sie ins Renoir Nights in Portland ein und lasse ein französisches Neun-Gänge-Menü springen«, sagte ich. »Storrow lade ich auch ein. Und sogar den Winkeladvokaten, mit dem ich am Freitag eine Verabredung habe. Also, wer ist besser als ich?«
»Ich kenne keinen«, sagte sie ernst. »Ich werde es Ihnen zurückzahlen, Mike. Jetzt bin ich pleite, aber ich werde nicht immer pleite sein. Und wenn es den Rest meines Lebens in Anspruch nimmt, ich werde es Ihnen zurückzahlen.«
»Mattie, Sie müssen mir nichts -«
» Doch «, sagte sie mit ruhiger Entschiedenheit. »Ich muß . Und ich muß heute noch etwas erledigen.«
»Und das wäre?« Es gefiel mir, wie sie sich heute morgen anhörte - so glücklich und befreit, wie eine Gefangene, die begnadigt und aus der Haft entlassen worden ist -, aber ich sah bereits sehnsüchtig zur Tür meines Arbeitszimmers. Heute konnte ich nicht viel mehr tun - wenn ich es versuchte, würde ich als Bratapfel enden -, aber ich wollte mindestens noch eine oder zwei Seiten schreiben. Mach was du willst, hatten beide Frauen in meinem Traum gesagt. Mach was du willst.
»Ich werde Kyra den großen Teddybär aus dem Wal-Mart in Castle Rock kaufen«, sagte sie. »Ich werde ihr sagen, weil sie ein braves Mädchen war, denn schließlich kann ich ihr nicht sagen, weil sie mitten auf der Straße spazierengegangen ist, als Sie aus der anderen Richtung gekommen sind.«
»Aber keinen schwarzen, bloß nicht so einen«, sagte ich. Die Worte hatten meinen Mund verlassen, bevor ich wußte, daß sie überhaupt in meinem Kopf waren.
»Was?« Verblüfft und fragend.
»Ich sagte, ich hätte gern auch so einen«, sagte ich, und wieder waren die Worte draußen und unterwegs, bevor ich überhaupt wußte, daß sie da waren.
»Vielleicht«, sagte sie amüsiert. Dann wurde ihr Tonfall wieder ernst. »Und wenn ich gestern abend etwas gesagt habe, das Sie unglücklich gemacht hat, und sei es nur eine Minute, tut es mir leid. Ich wollte um nichts auf der Welt -«
»Keine Bange«, sagte ich. »Ich bin nicht unglücklich. Ein bißchen verwirrt, mehr nicht. Ich hatte Jos geheimnisvolle Verabredung schon fast wieder vergessen.« Eine Lüge, aber für eine gute Sache, fand ich.
»Das ist wahrscheinlich das beste. Ich will Sie nicht aufhalten - gehen Sie wieder an Ihre Arbeit. Das wollen Sie doch, oder nicht?«
Ich war verblüfft. »Wieso sagen Sie das?«
»Ich weiß nicht, ich habe nur …« Sie verstummte. Und ich wußte plötzlich
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