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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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worden, ein Stück nach rechts versetzt. Ich lief, ohne nachzudenken, in diese Richtung, sprang über die Büsche, die einen Grenzstreifen zwischen dem gemähten Spielfeld und den Bäumen bildeten, und hoffte, daß ich nicht durch giftiges Efeu rannte. Ich fing den Softball mit der ausgestreckten linken Hand und lachte, als einige der Zuschauer jubelten. Der Centerfielder spendete mir Beifall, indem er mit der bloßen rechten Hand in die Schale seines Handschuhs klopfte. In der Zwischenzeit lief der Schläger gelassen von einer Base zur nächsten, wohl wissend, daß er einen perfekten Homerun geschlagen hatte.
    Ich warf dem Centerfielder den Ball zu, und als ich an meine ursprüngliche Stelle zwischen den Verpackungen und Bierdosen zurückgekehrt war, drehte ich mich um und stellte fest, daß Mattie und John mich ansahen.
    Wenn etwas dafür spricht, daß wir Menschen auch nur eine von vielen Tierarten sind, eine mit einem etwas größeren Gehirn und einer viel größeren Vorstellung von unserer Bedeutung im Weltenplan, dann die Tatsache, wieviel wir durch Gesten ausdrücken können, wenn es nicht anders geht. Mattie verschränkte die Hände auf der Brust, neigte den Kopf nach links und zog die Brauen hoch - Mein Held . Ich hielt die Hand an die Schultern und wandte die Handflächen himmelwärts - Zuviel der Ehre, Ma’am, war’n Klacks . John senkte den Kopf und hielt die Finger an die Stirn, als hätte er Schmerzen dort - Du glücklicher Hurensohn .
    Nachdem diese Bemerkungen erledigt waren, zeigte ich zum Schutzzaun und deutete durch Schulterzucken eine Frage an. Mattie und John zuckten ebenfalls. Ein Inning später
kam ein kleiner Junge, der wie eine gigantische explodierende Sommersprosse aussah, in einem zu großen Michael-Jordan-T-Shirt, das ihm wie ein Kleid um die Schienbeine flatterte, zu mir gelaufen.
    »Der Typ da drüben hat mir fünfzig Cent gegeben, wenn ich Ihnen sage, daß Sie ihn später in seinem Hotel im Rock anrufen sollen«, sagte er und zeigte auf John. »Er sagt, Sie geben mir noch mal fünfzig, wenn Sie eine Antwort für ihn haben.«
    »Sag ihm, ich werde gegen halb zehn anrufen«, sagte ich. »Ich hab’ aber kein Kleingeld. Kannst du auch einen Dollar nehmen?«
    »He, klar, riesig.« Er entriß mir den Schein, wandte sich ab, drehte sich noch einmal um. Als er grinste, entblößte er ein Gebiß, das man zwischen dem ersten und zweiten Akt ertappt hat. Mit den Softballspielern im Hintergrund sah er wie ein Archetyp von Norman Rockwell aus. »Der Typ läßt Ihnen auch ausrichten, daß das ein Glücksfang war.«
    »Sag ihm, daß die Leute das über Willie Mays auch andauernd gesagt haben.«
    »Willie wer?«
    O Jugend. O mores. »Sag es ihm einfach, mein Sohn. Er wird es wissen.«
    Ich blieb noch ein Inning , aber dann wurde das Spiel allmählich ausgelassen, Devore hatte sich immer noch nicht blicken lassen, und ich ging den Weg nach Hause zurück, den ich gekommen war. Ich traf einen Angler, der auf einem Felsen stand, und zwei junge Leute, die händchenhaltend auf der Straße in Richtung Warrington’s gingen. Sie sagten hi, und ich hi-te zurück. Ich fühlte mich einsam und zufrieden zugleich. Ich glaube, das ist eine seltene Form von Glück.
    Manche Leute hören ihre Anrufbeantworter ab, wenn sie nach Hause kommen; in jenem Sommer überprüfte ich immer als erstes die Kühlschranktür. Ene-mene-Chili-Böhnchen, wie Bullwinkle Moose zu sagen pflegte, die Geister melden sich zu Wort. An diesem Abend waren sie auch hier gewesen, allerdings bildeten die Obst- und Gemüsemagneten eine Sinuskurve, wie eine Schlange oder der Buchstabe S bei einem Nickerchen:

Ein wenig später rief ich John an und fragte ihn, wo Devore gewesen war, worauf er mir mit Worten wiederholte, was er mir schon vorher und weitaus wirtschaftlicher durch Gesten mitgeteilt hatte. »Es ist das erste Spiel seit seiner Rückkehr, das er versäumt hat«, sagte er. »Mattie hat versucht, ein paar Leute zu fragen, ob es ihm gutgeht, und man scheint sich einig darüber zu sein, daß es so ist … jedenfalls soweit alle wußten.«
    »Was meinen Sie damit, sie hat versucht , ein paar Leute zu fragen?«
    »Ich meine, daß einige nicht einmal mit ihr reden wollten. Sie haben sie ›geschnitten‹, wie die Generation meiner Eltern gesagt hätte.« Paß auf, mein Freund , dachte ich, sagte es aber nicht, das ist nur einen halben Schritt von meiner Generation entfernt . »Eine ihrer alten Freundinnen hat schließlich doch mit ihr geredet,

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