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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sachen nicht die ganze Nacht draußen hängen - betaute Wäsche fühlt sich erst wieder frisch an, wenn man sie noch mal gewaschen hat.«
    Ich versprach ihr unterwürfigst, daß ich daran denken würde, meine Wäsche abzunehmen. Dann fragte ich sie - wobei ich mir wie ein Spion vorkam, der auf einer Botschaftsparty Informationen sammelt -, ob ihr das Haus normal vorkam.
    »Inwiefern normal?« fragte sie und zog ungestüm eine Braue hoch.
    »Nun, ich hab’ ein paarmal komische Geräusche gehört. In der Nacht.«
    Sie schniefte. »Es ist ein Blockhaus, oder nicht? Stufenweise gebaut, sozusagen. Es setzt sich, ein Flügel am anderen. Wahrscheinlich ist’s das, was Sie hören.«
    »Keine Gespenster, hm?« fragte ich, als wäre ich enttäuscht.
»Nicht, daß ich je welche gesehen hätte«, sagte sie so nüchtern wie ein Buchhalter, »aber meine Ma hat gesagt, es gibt jede Menge hier unten. Sie hat gesagt, am ganzen See würde es spuken. Die Micmacs, die hier lebten, bis sie von General Wing verjagt wurden; die Männer, die in den Bürgerkrieg gezogen und gefallen sind - mehr als sechshundert sind aus diesem Teil der Welt aufgebrochen, Mr. Noonan, und weniger als hundertfünfzig sind zurückgekehrt … jedenfalls leibhaftig. Ma sagte, daß auch der Geist des Negerjungen, der hier gestorben ist, auf dieser Seeseite spukt. Er gehörte zu einem der Red-Tops, wissen Sie.«
    »Nein - ich weiß einiges über Sara und die Red-Tops, aber das nicht.« Ich machte eine Pause. »Ist er ertrunken?«
    »Nee, in eine Bärenfalle geraten. Hat fast den ganzen Tag gezappelt und um Hilfe gerufen. Schließlich haben sie ihn gefunden. Sie haben den Fuß gerettet, aber das hätten sie nicht sollen. Der Junge hat eine Blutvergiftung bekommen und ist gestorben. Sommer null eins war das. Ich schätze, darum sind sie fortgegangen - wäre zu traurig gewesen, hierzubleiben. Aber meine Ma sagte immer, der kleine Junge, der wär’ geblieben. Sie meinte, daß er immer noch im TR ist.«
    Ich fragte mich, was Mrs. M. sagen würde, wenn ich ihr erzählte, daß der kleine Kerl wahrscheinlich zu meiner Begrüßung hier gewesen war, als ich aus Derry herkam, und seither mehrmals wiedergekommen war.
    »Dann war da Kenny Austers Vater Normal«, sagte sie. »Die Geschichte kennen Sie, oder nicht? Oh, das ist’ne schreckliche Geschichte.« Sie sah recht zufrieden aus - entweder, weil sie so eine schreckliche Geschichte kannte, oder weil sie die Chance hatte, sie zu erzählen.
    »Nein«, sagte ich. »Aber Kenny, den kenne ich. Er ist der mit dem Wolfshund. Blueberry.«
    »Jau. Er arbeitet ein bißchen als Schreiner und ein bißchen als Hausmeister, genau wie sein Vater vor ihm. Sein Dad hat viele Häuser hier als Hausmeister betreut, wissen Sie, und kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs hat Normal Auster Kennys kleinen Bruder in seinem Hof ertränkt. Das war, als sie an der Wasp Hill Road lebten, unten, wo sich die Straße gabelt
und ein Weg zur alten Bootsanlegestelle und die andere zum Hafen führt. Aber er hat das Wurm nicht im See ertränkt. Er hat es im Hof unter die Pumpe gelegt und einfach festgehalten, bis es voll Wasser war und tot.«
    Ich stand da und sah sie an, während hinter uns die Wäsche auf der Leine klatschte. Ich dachte an den kalten mineralischen Geschmack in Mund und Nase, der auch von Brunnenwasser statt von Seewasser herrühren konnte; hier unten stammt alles aus denselben unterirdischen Wasseradern. Ich dachte an die Botschaft auf dem Kühlschrank: hilf ich ertrink .
    »Er hat das Baby einfach unter der Pumpe liegen lassen. Er hatte einen neuen Chevrolet, und er ist damit hier runter zum Weg zweiundvierzig gefahren. Hat seine Schrotflinte mitgenommen.«
    »Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß Kenny Austers Dad in meinem Haus Selbstmord begangen hat, Mrs. Meserve?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nee. Er hat es auf der Veranda der Brickers gemacht. Hat sich in ihre Hollywoodschaukel gesetzt und seinen verdammten Babymörderkopf weggepustet.«
    »Bei den Brickers? Ich kenne keine -«
    »Geht auch nicht. Es gibt seit den sechziger Jahren keine Brickers mehr am See. Sie waren aus Delaware. Feine Leute. Ich schätze, Sie kennen es als das Haus der Washburns, obwohl die jetzt auch weg sind. Das Haus steht leer. Ab und zu bringt dieser ausgemachte Trottel Osgood jemanden her und zeigt es, aber zu dem Preis, den er verlangt, wird er es nie verkaufen. Denken Sie an meine Worte.«
    Die Washburns hatte ich gekannt - hatte ein- oder zweimal mit

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