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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aber es besteht eine ziemlich geschlossene Front gegenüber Mattie Devore. Dieser Osgood mag ein beschissener Makler sein, aber als Devores Geldknabe erledigt er seine Aufgabe, Mattie von den anderen Leuten in der Stadt zu isolieren, ganz prächtig. Ist es überhaupt eine Stadt, Mike? Den Teil hab’ ich nicht ganz begriffen.«
    »Es ist nur das TR«, sagte ich abwesend. »Man kann es eigentlich nicht erklären. Glauben Sie wirklich, daß Devore alle in seiner Tasche hat? Das spricht nicht sehr für die alte Wordsworthsche Vorstellung von ländlicher Unschuld und Güte, nicht wahr?«
    »Er verteilt Geld und benutzt Osgood - und vielleicht Footman -, um Gerüchte zu verbreiten. Und die Leute hier scheinen zumindest so ehrlich zu sein wie ehrliche Politiker.«
    »Einmal gekauft, immer gekauft?«
    »Ja. Oh, und ich habe einen von Devores potentiellen Kronzeugen im Fall des Entlaufenen Kindes gesehen. Royce Merrill. Er stand mit ein paar seiner Kumpels beim Geräteschuppen. Haben Sie ihn zufällig bemerkt?«
    Ich verneinte.

    »Der Kerl muß hundertdreißig sein«, sagte John. »Er hat einen Stock mit einem goldenen Griff, der so groß wie das Arschloch eines Elefanten ist.«
    »Das ist ein Stock der Boston Post . Der älteste Bewohner der Region bekommt ihn und darf ihn behalten.«
    »Und ich bezweifle nicht, daß er ihn sich ehrlich verdient hat. Wenn Devores Anwälte ihn in den Zeugenstand rufen, werde ich ihn filetieren.« Johns fröhliche Zuversicht hatte etwas Beängstigendes.
    »Da bin ich ganz sicher«, sagte ich. »Wie hat Mattie es aufgenommen, daß ihre alten Freunde ihr die kalte Schulter gezeigt haben?« Ich erinnerte mich, wie sie sagte, daß sie Dienstagabende haßte, daß sie den Gedanken haßte, die Softballspiele könnten auf dem Feld, wo sie ihren verstorbenen Mann kennengelernt hatte, einfach weitergehen wie immer.
    »Sie hat sich gut gehalten«, sagte John. »Ich glaube, sie hat die meisten sowieso als hoffnungslose Fälle aufgegeben.« Daran hatte ich meine Zweifel - ich glaube mich zu erinnern, daß mit einundzwanzig hoffnungslose Fälle eine Ausnahme sind -, aber ich sagte nichts. »Sie hält den Kopf steif. Sie ist einsam und ängstlich, ich glaube, im Geiste hatte sie sich schon langsam damit abgefunden, daß sie Kyra aufgeben muß, aber jetzt hat sie ihre Zuversicht wieder. Vorwiegend ist das der Begegnung mit Ihnen zu verdanken. Sie und Ihr fantastisches Glück.«
    Nun, vielleicht. Ich sah plötzlich Jos Bruder Frank vor mir und hörte ihn sagen, daß es so etwas wie Glück nicht gab, nur Schicksal und inspirierte Entscheidungen. Und dann fiel mir das Bild des TR mit seinen unsichtbaren Kabeln ein, Verbindungen, die unsichtbar, aber hart wie Stahl waren.
    »John, die wichtigste Frage von allen habe ich beim letztenmal vergessen, als ich nach meiner Zeugenaussage zu Ihnen stieß. Diese Sorgerechtsverhandlung, wegen der wir uns alle so die Köpfe zerbrechen … ist die überhaupt schon terminiert?«
    »Gute Frage. Ich habe meine Fühler in sämtliche Richtungen ausgestreckt, und Bissonette ebenfalls. Wenn Devore und seine Leute nicht etwas echt Hinterlistiges gemacht haben, zum Beispiel in einem anderen Bezirk geklagt, glaube ich es nicht.«
    »Könnten sie das tun? In einem anderen Bezirk klagen?«

    »Vielleicht. Aber wahrscheinlich nicht, ohne daß wir es herausfinden würden.«
    »Also, was hat es zu bedeuten?«
    »Daß Devore im Begriff ist, aufzugeben«, antwortete John prompt. »Im Augenblick sehe ich keine andere Möglichkeit, es zu erklären. Ich werde gleich morgen früh nach New York zurückkehren, melde mich aber bei Ihnen. Dasselbe erwarte ich von Ihnen, sollte sich hier etwas tun.«
    Ich versprach, daß ich mich melden würde, und ging zu Bett. Keine weiblichen Gäste besuchten mich in meinen Träumen. Das war eine gewisse Erleichterung.
     
    Als ich am Mittwoch vormittag nach unten kam, um mein Glas Eistee nachzufüllen, hatte Brenda Meserve die Wäschespinne auf der hinteren Veranda aufgestellt und hängte meine Sachen auf. Das machte sie, wie es ihr zweifellos ihre Mutter beigebracht hatte, Hosen und Hemden außen, Unterwäsche innen, damit vorbeikommende Naseweise nicht sehen konnten, was man vorzugsweise direkt auf der Haut trug.
    »Die können Sie gegen vier Uhr abnehmen«, sagte Mrs. M., als sie zum Aufbruch rüstete. Sie sah mich mit den strahlenden und zynischen Augen einer Frau an, die ihr Leben lang für wohlhabende Männer den Haushalt besorgt hat. »Lassen Sie die

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