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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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außergerichtliche Mittel anwenden, um ans Ziel zu gelangen, war ihm auch schon gekommen. »Behalten Sie sie, so gut es geht, im Auge«, sagte er. »Ich respektiere Intuitionen. Beruht Ihre auf irgendwas Konkretem?«
    »Nein«, antwortete Mattie, und ein kurzer Seitenblick in meine Richtung bat mich, den Mund zu halten. »Eigentlich nicht.« Sie machte die Tür des Scout auf und warf die kleine braune Tüte mit den Twinkies hinein - sie hatte doch beschlossen, sie zu behalten. Dann wandte sie sich mit einem Ausdruck, der Wut gleichkam, an John und mich. »Ich bin sowieso nicht sicher, wie ich diesen Rat befolgen soll. Ich arbeite fünf Tage in der Woche, und im August, wenn wir das Microfichearchiv aktualisieren, sogar sechs. Im Augenblick bekommt Ki ihr Mittagessen in der Ferien-Bibelschule und ihr Abendessen bei Arlene Cullum. Ich sehe sie morgens. Die restliche Zeit …« Ich wußte, was sie sagen wollte, bevor sie es sagte; der Ausdruck war alt. »… ist sie im TR.«
    »Ich könnte Ihnen helfen, ein au pair zu finden«, sagte ich und dachte, daß das wesentlich billiger wäre als John Storrow.
    »Nein«, sagten sie wie aus einem Mund, sahen sich an und lachten. Aber obwohl sie lachte, sah Mattie nervös und unglücklich aus.
    »Wir werden keine schriftlichen Belege hinterlassen, die Durgin oder Devores Detektive aufspüren können«, sagte John. »Wer mich bezahlt, ist eine Sache. Wer Matties Kindermädchen bezahlt, eine völlig andere.«
    »Außerdem habe ich genug von Ihnen angenommen«, sagte Mattie. »Soviel, daß ich kaum ruhig schlafen kann. Ich werde mich nicht noch tiefer reinreiten, nur weil ich Bauchschmerzen habe.« Sie stieg in den Scout und schlug die Tür zu.
    Ich ließ die Hand auf dem offenen Fenster liegen. Nun waren wir auf einer Höhe, und der Blickkontakt war so stark, daß es beunruhigend war. »Mattie, ich habe nichts anderes, wofür ich es ausgeben könnte. Wirklich.«

    »Soweit es Johns Honorar betrifft, akzeptiere ich das. Weil es bei Johns Honorar um Ki geht.« Sie legte die Hand auf meine und drückte kurz zu. »Bei diesem anderen geht es um mich. Okay?«
    »Ja. Aber Sie müssen dem Babysitter und den Leuten bei dieser Bibel-Geschichte sagen, daß Sie einen Sorgerechtsprozeß am Hals haben, möglicherweise einen erbitterten, und Kyra mit niemandem irgendwo hingehen darf, nicht mal mit jemandem, den sie kennen, ohne daß Sie Ihre Zustimmung geben.«
    Sie lächelte. »Schon passiert. Das war ein Rat von John. Melden Sie sich, Mike.« Sie hob meine Hand, drückte einen lauten Schmatz darauf und fuhr weg.
    »Was meinen Sie?« fragte ich John, während wir dem Scout nachsahen, der auf dem Weg zur neuen Prouty Bridge, die die Castle Street überspannt und den Verkehr aus dem TR hinaus zum Highway 68 bringt, Ölwolken ausstieß.
    »Ich meine, es ist großartig, daß sie einen betuchten Wohltäter und einen schlauen Anwalt hat«, sagte John. Nach einer Pause fügte er hinzu: »Aber ich will Ihnen was sagen - irgendwie kommt sie mir gar nicht glücklich vor. Ich habe so ein Gefühl … ich weiß nicht …«
    »Daß sie von einer Wolke umgeben ist, die Sie nicht richtig sehen können.«
    »Vielleicht. Vielleicht ist es das.« Er strich mit den Händen durch seinen widerspenstigen roten Haarschopf. »Ich weiß nur, daß es etwas Trauriges ist.«
    Ich wußte genau, was er meinte … aber für mich war es mehr. Ich wollte mit ihr ins Bett, traurig oder nicht, richtig oder nicht. Ich wollte ihre Hände auf mir spüren, die zogen und drückten, tätschelten und streichelten. Ich wollte ihre Haut riechen und ihr Haar schmecken können. Ich wollte ihre Lippen an meinem Ohr haben, so daß ihr Atem die feinen Härchen in der Ohrmuschel kitzelte, wenn sie mir sagte, daß ich machen sollte, was ich wollte, alles, was ich wollte.
     
    Ich war kurz vor zwei Uhr wieder in Sara Lacht, trat ein und dachte an nichts anderes als mein Arbeitszimmer und die IBM
mit dem Courier-Kugelkopf. Ich schrieb wieder - schrieb . Ich konnte es noch kaum glauben. Ich würde bis gegen sechs Uhr arbeiten (nicht, daß es mir nach vier Jahren Pause wie Arbeit vorkam), schwimmen und ins Village Café gehen, um mir eine von Buddys cholesterinreichen Spezialitäten einzuverleiben.
    In dem Moment, als ich durch die Tür trat, fing Bunters Glöckchen unablässig an zu läuten. Ich blieb in der Diele stehen, Hand auf dem Türknauf erstarrt. Es war hell und heiß im Haus, nirgendwo ein Schatten, aber mit der Gänsehaut, die ich bekam,

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