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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Bonnie gesprochen? Ihr vielleicht eine erste Rohfassung gezeigt?
    »Nein.« Bonnie hörte sich ehrlich überrascht an. »Sie hat mir ihre Fotos gezeigt, und mehr gepreßte Kräuter als ich, ehrlich gesagt, sehen wollte, aber niemals etwas, das sie geschrieben hat. Ich erinnere mich sogar, wie sie einmal sagte, sie hätte beschlossen, das Schreiben dir zu überlassen und -«
    »- ein bißchen von allem anderen zu probieren, richtig?«
    »Ja.«

    Ich dachte, das wäre eine gute Idee, das Gespräch zu beenden, aber die Jungs im Keller waren anderer Meinung. »Hat sie jemanden getroffen, Bonnie?«
    Schweigen am anderen Ende. Mit einer Hand, die am Ende eines mindestens vier Meilen langen Arms zu sein schien, nahm ich die Faxblätter aus dem Korb. Insgesamt zehn - November 1993 bis August 1994. Überall Einträge in Jos ordentlicher Handschrift. Hatten wir überhaupt ein Faxgerät gehabt, bevor sie gestorben war? Ich konnte mich nicht erinnern. Es gab so verdammt viel, woran ich mich nicht erinnern konnte.
    »Bonnie? Wenn du etwas weißt, bitte sag es mir. Jo ist tot, aber ich nicht. Ich kann ihr verzeihen, wenn es sein muß, aber ich kann nicht verzeihen, was ich nicht verst-«
    »Tut mir leid«, sagte sie und lachte kurz und nervös. »Ich hatte dich nur zuerst gar nicht verstanden. ›Jemanden treffen‹, das war so … so fremd für Jo … die Jo, die ich kannte … daß ich nicht kapiert hab’, worauf du hinauswillst. Ich dachte, du meinst einen Seelenklempner, aber das meinst du nicht, richtig? Du meinst jemanden treffen wie sich mit einem Typ treffen. Einem Liebhaber.«
    »Das habe ich gemeint.« Inzwischen blätterte ich die gefaxten Kalenderseiten durch; meine Hand war immer noch nicht wieder in der richtigen Entfernung von den Augen, kam aber näher, kam näher. Ich verspürte Erleichterung angesichts der aufrichtigen Bestürzung Bonnies, aber nicht soviel, wie ich erwartet hatte. Weil ich es gewußt hatte. Ich hatte nicht einmal die Frau in der alten Folge von Perry Mason gebraucht, die ihren Senf dazu gab, nicht wirklich. Schließlich redeten wir hier von Jo. Von Jo .
    »Mike«, sagte Bonnie sehr leise, als wäre ich nicht bei Sinnen, »sie hat dich geliebt. Sie hat nur dich geliebt.«
    »Ja. Das hat sie wohl.« Die Kalenderseiten zeigten, wie beschäftigt meine Frau gewesen war. Wie produktiv … S-K von Maine … die Suppenküchen. WomShel, ein landesweites Netz von Zufluchtsstätten für mißhandelte Frauen. TeenShel. Freunde der Bibl. v. Me. Sie hatte zwei oder drei Versammlungen pro Monat besucht - manchmal zwei oder drei pro Woche -, und ich hatte es kaum mitbekommen. Ich war zu sehr
mit meinen Frauen in Gefahr beschäftigt gewesen. »Ich habe sie auch geliebt, Bonnie, aber in den letzten zehn Monaten ihres Lebens hat sie irgend etwas getrieben. Sie hat dir gegenüber nicht angedeutet, was es gewesen sein könnte, wenn ihr zu Versammlungen des Komitees der Suppenküche oder der Freunde der Bibliotheken von Maine gefahren seid?«
    Schweigen am anderen Ende.
    »Bonnie?«
    Ich nahm das Telefon vom Ohr und sah nach, ob das rote BATTERIE-LEER-Zeichen aufleuchtete, und es quäkte meinen Namen. Ich hielt es wieder ans Ohr.
    »Bonnie, was ist?«
    »Es gab keine langen Fahrten in diesen letzten neun oder zehn Monaten. Wir haben uns am Telefon unterhalten, und ich erinnere mich, daß wir einmal in Waterville zu Mittag gegessen haben, aber es gab keine langen Fahrten. Sie hat aufgehört.«
    Ich blätterte wieder die Fax-Seiten durch. Überall Versammlungen in Jos ordentlicher Handschrift notiert, darunter die Suppenküchen von Maine.
    »Das verstehe ich nicht. Sie ist aus dem Komitee der Suppenküchen ausgetreten?«
    Wieder ein Moment Stille. Dann, mit Bedacht: »Nein, Mike. Sie ist aus allen ausgetreten. Aus Woman Shelters und Teen Shelters Ende’93 - da war ihre Zeit abgelaufen. Die beiden anderen, Suppenküchen und Freunde der Bibliotheken von Maine … hat sie im Oktober oder November 1993 verlassen.«
    Auf allen Seiten, die Ward mir gefaxt hatte, standen Versammlungen. Dutzende. Versammlungen 1993, Versammlungen 1994. Versammlungen von Komitees, denen sie nicht mehr angehörte. Sie war hier unten gewesen. An allen angeblichen Versammlungstagen war Jo im TR gewesen. Ich hätte mein Leben darauf verwettet.
    Aber warum?

Kapitel 17
    Devore war tatsächlich verrückt, verrückt wie ein Hutmacher, und er hätte mich in keinem schlechteren Augenblick erwischen können, in keinem Augenblick, in dem ich schwächer

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