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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nach dem kleinen Kenny Auster erkundigt, und das ist ein gutes Beispiel dafür, was ich damit meine, Salz in offene Wunden zu streuen. Das ist kein Thema für einen Artikel in einer Zeitung oder einer Zeitschrift. Normal ist einfach durchgedreht. Niemand weiß, warum. Es war eine schreckliche, sinnlose Tragödie, und es gibt immer noch Leute, die dadurch verletzt werden könnten. In kleinen Städten sind Dinge irgendwie unterirdisch miteinander verbunden -«
    Ja, wie durch Kabel, die man nicht sehen konnte.
    »- und die Vergangenheit bleibt länger lebendig. Sara und die anderen, das ist etwas anderes. Sie waren nur … nur Wanderer … von auswärts. Jo hätte sich auf diese Leute beschränken können, und es wäre in Ordnung gewesen. Und soweit ich weiß, hat sie das auch. Weil ich nie ein einziges Wort von dem gesehen habe, was sie geschrieben hat. Wenn sie es geschrieben hat.«

    Ich spürte, daß er in dieser Hinsicht die Wahrheit sagte. Aber ich wußte noch etwas anderes, so sicher wie ich gewußt hatte, daß Mattie weiße Shorts trug, als sie mich an ihrem freien Tag angerufen hatte. Sara und die anderen waren nur Wanderer von auswärts , hatte Bill gesagt, aber er hatte mitten im Gedanken gezögert und das Wort, das ihm ganz natürlich in den Sinn kam, durch Wanderer ersetzt. Nigger war das Wort, das er nicht ausgesprochen hatte. Sara und die anderen waren nur Nigger von auswärts .
    Ganz unwillkürlich mußte ich auf einmal an eine alte Geschichte von Ray Bradbury denken, ›Der Mars ist der Himmel‹. Die ersten Raumfahrer zum Mars stellen fest, daß er Green Town, Illinois, ist und all ihre geliebten Freunde und Verwandten dort leben. Nur sind die Freunde und Verwandten in Wahrheit außerirdische Monster, und in der Nacht, als die Raumfahrer denken, daß sie an einem Ort, der der Himmel sein muß, in den Betten ihrer längst gestorbenen Verwandten liegen, werden sie bis auf den letzten Mann abgeschlachtet.
    »Bill, sind Sie sicher, daß sie ein paarmal außerhalb der Saison hier gewesen ist?«
    »Jau. Und’s war nicht nur’n paarmal. Könnte ein dutzendmal oder mehr gewesen sein. Tagesausflüge, wissen Sie.«
    »Haben Sie je einen Mann in ihrer Begleitung gesehen? Stämmiger Bursche, schwarzes Haar?«
    Er dachte darüber nach. Ich versuchte, nicht den Atem anzuhalten. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Die paarmal, als ich sie gesehen hab’, war sie allein. Aber ich hab’ sie nicht jedesmal gesehen, wenn sie hier war. Manchmal hab’ ich erst gehört, daß sie im TR gewesen ist, als sie wieder weg war. Im Juni’94 hab’ ich sie in ihrem kleinen Auto in Richtung Halo Bay fahren sehen. Sie hat gewinkt, ich auch. Später am Abend bin ich zum Haus, um zu fragen, ob sie was brauchte, aber sie war schon wieder weg. Hab’ sie nicht wiedergesehen. Als sie später in diesem Sommer gestorben ist, waren’vette und ich so geschockt.«
    Was immer sie gesucht hat, sie scheint nie etwas darüber aufgeschrieben zu haben. Ich hätte das Manuskript gefunden.
    Aber stimmte das? Sie hatte viele Ausflüge hierher unternommen und offenbar nicht versucht, sie zu verheimlichen;
bei einem war sie sogar in Begleitung eines fremden Mannes gewesen, und ich hatte nur durch Zufall von diesen Besuchen erfahren.
    »Ist hart, darüber zu sprechen«, sagte Bill, »aber wo wir hart angefangen haben, können wir auch so weitermachen. Im TR zu leben ist so, wie wenn wir früher zu vieren oder gar fünfen in einem Bett geschlafen haben, wenn es im Januar richtig kalt war. Wenn alle ruhig liegen, klappt es ganz gut. Aber wenn nur einer unruhig wird, sich herumwälzt und hin und her wirft, kann niemand schlafen. Im Augenblick sind Sie der Unruhige. So sehen die Leute das.«
    Er wartete ab, was ich sagen würde. Als fast zwanzig Sekunden ohne ein Wort von mir vergangen waren (Harold Oblowski wäre stolz auf mich gewesen), scharrte er mit den Füßen und fuhr fort.
    »Es gibt zum Beispiel Leute im Ort, die sind nervös wegen dem Interesse, das Sie an Mattie Devore haben. Ich will damit nicht sagen, daß irgendwas zwischen Ihnen läuft - auch wenn es Leute gibt, die es tatsächlich sagen -, aber wenn Sie im TR bleiben wollen, machen Sie es sich unnötig schwer.«
    »Warum?«
    »Läuft darauf hinaus, was ich vor anderthalb Wochen gesagt hab’. Sie bedeutet Ärger.«
    »Soweit ich mich erinnern kann, Bill, haben Sie gesagt, sie hat Ärger. Und das stimmt. Ich versuche nur, ihr zu helfen. Sonst läuft nichts zwischen uns.«
    » Ich

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