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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Wasser.
    »He!« brüllte ich, mehr verblüfft als erschrocken. Trotz allem, was vorangegangen war, konnte ich immer noch nicht glauben, daß dies tatsächlich passierte.
    »Was ist los mit dir, Rogette?« fragte Devore spöttisch. »Du hast doch sonst nie wie ein Mädchen geworfen. Triff ihn!«
    Der zweite Stein verfehlte meinen Kopf um fünf Zentimeter. Der dritte hätte mir die Zähne zerschmettern können. Ich wehrte ihn mit einem wütenden, ängstlichen Aufschrei ab und bemerkte erst später den Bluterguß an der Handfläche. In diesem Augenblick sah ich nur ihr haßerfülltes, lächelndes Gesicht - das Gesicht einer Frau, die zwei Dollar am Kirmesschießstand berappt hat und den großen Plüschteddybär gewinnen will, auch wenn sie die ganze Nacht durch ballern muß.
    Und sie warf schnell . Die Steine hagelten um mich herum herab, manche fielen links und rechts von mir in das rostrote Wasser und erzeugten kleine Geysire. Ich fing mit Wassertreten an, wagte aber nicht, mich umzudrehen und hinauszuschwimmen, weil ich Angst hatte, daß sie in diesem Moment einen richtig großen Stein nach mir werfen würde. Trotzdem mußte ich aus ihrer Reichweite. Währenddessen lachte Devore ein winselndes Altmännerlachen und kniff das Gesicht zusammen, so daß es dem eines teuflischen runzligen Zwetschgenmanns glich.
    Ein Stein traf mich hart und schmerzhaft auf dem Schlüsselbein und prallte hoch in die Luft ab. Ich schrie, und sie schrie ebenfalls: » Hai! «, wie eine Karatekämpferin nach einem guten Fußtritt.
    Soviel zum geordneten Rückzug. Ich warf mich herum, schwamm ins tiefere Wasser, und das Miststück erwischte mich am Kopf. Die ersten beiden Steine, die sie warf, während ich davonschwamm, rahmten mich gleichsam ein, als wolle sie sich einschießen. Es folgte eine Pause, in der ich dachte: Ich schaffe es, ich bin gleich außerhalb ihrer … und dann traf mich etwas am Hinterkopf. Ich spürte und hörte es auf dieselbe Weise - es machte klong! , wie etwas, das man in einem Batman-Comic liest.

    Die Oberfläche des Sees wechselte von Orange über Hellrot zu Scharlachrot. Gedämpft konnte ich Devore anerkennend rufen und Whitmore ihr seltsames Lachen kreischen hören. Ich schluckte einen weiteren Mundvoll Wasser mit Eisengeschmack und war so benommen, daß ich mich ermahnen mußte, es auszuspucken und nicht zu schlucken. Meine Füße schienen zu schwer zum Schwimmen zu sein, und die gottverdammten Turnschuhe wogen eine Tonne. Ich ließ sie sinken, um mich hinzustellen, aber meine Füße berührten den Boden nicht mehr. Ich sah zum Ufer. Im leuchtenden Sonnenuntergang bot es einen atemberaubenden Anblick, wie eine mit orangefarbenen und roten Scheinwerfern angestrahlte Bühnenkulisse. Ich war etwa sechs Meter vom Ufer entfernt. Devore und Whitmore standen am Rand der Straße und beobachteten mich. Sie sahen aus wie Dad und Mom auf einem Gemälde von Grant Wood. Devore benutzte die Maske wieder, aber ich konnte ihn darunter grinsen sehen. Whitmore grinste ebenfalls.
    Wieder lief mir Wasser in den Mund. Ich spuckte den größten Teil aus, aber etwas davon gelangte mir in den Hals, so daß ich husten und fast würgen mußte. Ich sank unter die Oberfläche und kämpfte mich wieder nach oben, schwamm aber nicht, sondern schlug wild um mich und verbrauchte das Neunfache der Energie, die ausgereicht hätte, um mich treiben zu lassen. Die Panik hatte ihren ersten Auftritt und fraß sich mit spitzen kleinen Rattenzähnen durch meine benommene Bestürzung. Ich stellte fest, daß ich ein hohes, angenehmes Summen hören konnte. Wie viele Treffer hatte mein armer alter Kopf abbekommen? Einen von Whitmores Faust … einen von Devores Stock … ein Stein … oder waren es zwei gewesen? Herrgott, ich konnte mich nicht erinnern.
    Reiß dich zusammen, um Gottes willen - du wirst dich doch nicht auf diese Weise von ihnen besiegen lassen, oder? Ertrinken, wie dieser kleine Junge ertrunken ist?
    Nicht, wenn ich es verhindern konnte.
    Ich strampelte im Wasser und griff mir mit der linken Hand an den Hinterkopf. Nicht zu weit über dem Nacken ertastete ich eine Beule, die immer noch wuchs. Als ich darauf drückte,
war der Schmerz so schlimm, daß ich mich übergeben und gleichzeitig ohnmächtig werden wollte. Tränen schossen mir in die Augen und liefen an den Wangen herunter. Als ich meine Fingerspitzen ansah, konnte ich nur schwache Blutspuren erkennen, aber Platzwunden konnte man im Wasser kaum richtig einschätzen.
    »Sie sehen wie ein

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