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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der tote Junge ist da unten, was ist, wenn er nach oben greift und mich packt?

    Ich drehte mich, immer noch strampelnd und hustend, auf den Rücken, spürte ganz deutlich, wie die Jeans klamm an meinen Beinen und im Schritt klebten, und dachte absurderweise an meine Brieftasche - Kreditkarten und Führerschein waren mir egal, aber ich hatte zwei gute Schnappschüsse von Jo darin, und die waren wohl ruiniert.
    Ich sah, daß Devore fast über die Böschung gefahren war, und einen Moment dachte ich, er würde vielleicht noch hinunterkippen. Das Vorderteil seines Rollstuhls ragte über die Stelle hinaus, wo ich gestürzt war (ich konnte die kurze Spur meiner Turnschuhe unmittelbar links neben den teilweise freiliegenden Wurzeln der Birke sehen), und obwohl die Vorderräder noch festsaßen, bröckelte das Erdreich in trockenen kleinen Lawinen unter ihnen weg, die ins Wasser plitschplatschten und ein ineinandergreifendes Wellenmuster erzeugten. Whitmore hielt die Rückenlehne des Rollstuhls fest und zerrte daran, aber er war viel zu schwer für sie; wenn Devore gerettet werden sollte, mußte er sich selbst retten. Ich stand bis zur Taille im See, meine Kleidung trieb um mich herum, und ich wünschte inständig, daß er hinunterfiele.
    Mit der purpurfarbenen Klaue seiner linken Hand bekam er nach mehreren Versuchen den silbernen Kippschalter zu fassen. Ein Finger zog ihn nach hinten, worauf der Rollstuhl mit einem letzten Regen von Steinchen und Sand von der Uferböschung zurücksetzte. Whitmore hüpfte in einem verspielt wirkenden Sprung auf eine Seite, damit ihre Füße nicht überfahren wurden.
    Devore machte sich noch ein wenig an den Schalthebeln zu schaffen, drehte den Stuhl so, daß er sehen konnte, wie ich rund zwei Meter von der überhängenden Birke entfernt im Wasser stand, und rollte vorwärts bis zum Rand der Straße , blieb aber in sicherer Entfernung von der Böschung. Whitmore hatte sich ganz von uns abgewandt; sie stand gebückt da und streckte den Hintern in meine Richtung. Wenn ich überhaupt an sie dachte, und ich kann mich wirklich nicht erinnern, muß ich wohl vermutet haben, daß sie nach Luft schnappte.
    Devore schien von uns dreien in der besten Verfassung zu sein und brauchte nicht einmal einen Schuß aus der Sauerstoffmaske
auf seinem Schoß. Das Abendlicht schien ihm direkt ins Gesicht und verlieh ihm das Aussehen einer halbverfaulten Kürbislaterne, die mit Benzin übergossen und angezündet worden war.
    »Macht Ihnen das Schwimmen Spaß?« fragte er und lachte.
    Ich sah mich in der Hoffnung um, ein Pärchen beim Spaziergang oder vielleicht einen Angler zu sehen, der nach einer Stelle suchte, wo er seine Schnur ein letztesmal befeuchten konnte, ehe es dunkel wurde … und hoffte gleichzeitig, ich würde niemanden sehen. Ich war wütend, gekränkt und ängstlich. Vor allem aber schämte ich mich. Ein fünfundachtzigjähriger Mann hatte mich in den See geworfen … ein Mann, der allem Anschein nach noch ein wenig bleiben und sein Spiel mit mir treiben wollte.
    Ich watete nach rechts - nach Süden, zu meinem Haus zurück. Das Wasser war etwa hüfthoch, kühl und jetzt, wo ich mich daran gewöhnt hatte, fast erfrischend. Meine Turnschuhe plitschten über Steine und versunkene Äste. Der Knöchel, den ich mir verdreht hatte, tat immer noch weh, trug mich aber. Ob das auch noch so sein würde, wenn ich aus dem Wasser kam, war eine andere Frage.
    Devore zwirbelte seine Schalthebel noch ein wenig. Der Stuhl machte eine Drehung, rollte langsam die Straße hoch und hielt mühelos mit mir Schritt.
    »Ich habe Sie Rogette gar nicht angemessen vorgestellt, oder?« sagte er. »Wissen Sie, am College war sie eine gute Sportlerin. Softball und Feldhockey waren ihre Spezialität, und sie hat zumindest einige ihrer Fähigkeiten nicht völlig verlernt. Rogette, zeig diesem jungen Mann, was du kannst.«
    Whitmore überholte den langsam dahinrollenden Stuhl auf der linken Seite. Einen Augenblick wurde sie von ihm verdeckt. Als ich sie wieder sehen konnte, sah ich auch, was sie in der Hand hielt. Sie hatte sich nicht gebückt, um nach Luft zu schnappen.
    Lächelnd kam sie zur Uferböschung, hielt den linken Arm vor dem Zwerchfell und verwahrte die Steine, die sie am Wegrand aufgehoben hatte, in der Beuge. Sie suchte einen Kiesel aus, der etwa so groß wie ein Golfball war, zog die Hand ans
Ohr zurück und warf ihn nach mir. Fest. Er zischte an meiner linken Schläfe vorbei und landete platschend hinter mir im

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