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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht mehr aufschieben lassen , hatte sie geschrieben.
    Wenn Sie versprechen, ihn in Frieden ruhen zu lassen , hatte sie geschrieben.
    Das waren gottverdammte letzte Worte.
    »Du hast es gewußt«, sagte ich und strich mit dem Daumen über die erhabenen Buchstaben ihres Namens. »Du hast es gewußt, als du das geschrieben hast, und wahrscheinlich schon, als du mit Steinen nach mir geworfen hast. Aber warum?«
    Mit dem Sorgerecht sind gewisse Verpflichtungen verbunden , hatte sie geschrieben. Vergessen Sie nicht, daß er das gesagt hat .
    Aber die Sorgerechtsgeschichte war vorbei, oder nicht? Nicht einmal ein Richter, der gekauft war, konnte einem Toten das Sorgerecht übertragen.
    GMA wich schließlich den Lokalnachrichten, wo Max Devores Selbstmord der Aufmacher war. Das Fernsehbild flimmerte,
aber ich konnte das rote Plüschsofa sehen, das Bill erwähnt hatte, und Rogette, die gefaßt, mit im Schoß gefalteten Händen, darauf saß. Ich glaubte, daß einer der Deputys im Hintergrund George Footman war, allerdings war das Flimmern so stark, daß ich nicht ganz sicher sein konnte.
    Mr. Devore hatte in den vergangenen acht Monaten häufig davon gesprochen, seinem Leben ein Ende zu setzen, sagte Whitmore. Er sei sehr krank gewesen. Er hätte sie am vergangenen Abend gebeten, mit ihm spazierenzugehen, und jetzt sei ihr klargeworden, daß er einen letzten Sonnenuntergang hatte sehen wollen. Und es sei tatsächlich ein wunderschöner gewesen, fügte sie hinzu. Das hätte ich bestätigen können; ich erinnerte mich sehr deutlich an den Sonnenuntergang, weil ich in seinem Licht beinahe ertrunken wäre.
    Rogette verlas Devores Erklärung, als mein Telefon wieder läutete. Es war Mattie, die abgehackt schluchzend weinte.
    »Die Nachrichten«, sagte sie, »Mike, haben Sie gesehen … wissen Sie …«
    Zuerst war das das einzig Zusammenhängende, das sie herausbrachte. Ich sagte ihr, daß ich es wußte, daß Bill Dean mich angerufen und ich darauf einen Teil in den Lokalnachrichten gesehen hatte. Sie versuchte zu antworten und konnte nicht sprechen. Schuldgefühle, Erleichterung, Schrecken, sogar Ausgelassenheit - das alles hörte ich in ihrem Weinen. Ich fragte, wo Ki war. Ich konnte Matties Gefühle verstehen - bis sie heute morgen die Nachrichten einschaltete, hatte sie geglaubt, daß der alte Max Devore ihr erbittertster Feind war -, aber mir gefiel der Gedanke an ein dreijähriges Mädchen nicht, das mit ansehen mußte, wie seine Mom die Fassung verlor.
    »Draußen«, brachte sie heraus. »Sie hat gefrühstückt. Jetzt macht sie ein P-puppen-P-p-p … Puppen-Pi-p-pi -«
    »Picknick für die Puppen. Ja. Gut. Dann lassen Sie es raus. Lassen Sie sich gehen. Weinen Sie sich aus.«
    Sie weinte mindestens zwei Minuten, vielleicht länger. Ich hielt den Hörer ans Ohr gedrückt, schwitzte in der Julihitze und versuchte, geduldig zu sein.
    Ich werde Ihnen eine Chance geben, Ihre Seele zu retten , hatte Devore zu mir gesagt, aber heute morgen war er tot, und seine
Seele war, wo immer sie sein mochte. Er war tot, Mattie war frei, ich schrieb. Das Leben hätte mir herrlich vorkommen sollen, aber das tat es nicht.
    Schließlich hatte sie sich wieder im Griff. »Tut mir leid. So habe ich nicht mehr geweint - wirklich richtig geweint -, seit Lance gestorben ist.«
    »Es ist völlig verständlich, und niemand hat etwas dagegen.«
    »Kommen Sie zum Mittagessen«, sagte sie. » Bitte, kommen Sie zum Mittagessen, Mike. Ki wird den Nachmittag bei einer Freundin verbringen, die sie in der Ferien-Bibelschule kennengelernt hat, also können wir reden. Ich muß mit jemandem reden … Herrgott, ich bin vollkommen durcheinander. Bitte sagen Sie, daß Sie kommen.«
    »Ich würde sehr gerne, aber es wäre keine gute Idee. Besonders wenn Ki nicht da ist.«
    Ich trug ihr eine redigierte Fassung meines Gesprächs mit Bill Dean vor. Sie hörte aufmerksam zu. Ich dachte, es würde vielleicht ein wütender Ausbruch erfolgen, wenn ich fertig war, hatte aber eine simple Tatsache vergessen: Mattie Stanchfield Devore hatte ihr ganzes Leben hier verbracht. Sie wußte, wie der Hase lief.
    »Mir ist klar, daß schneller Gras über die Sache wachsen wird, wenn ich die Augen gesenkt, den Mund geschlossen und die Knie zusammengepreßt halte«, sagte sie, »und ich werde mein Bestes tun, das Spiel mitzuspielen, aber Diplomatie hat ihre Grenzen. Der alte Mann hat versucht, mir meine Tochter wegzunehmen - begreifen die das da unten in ihrem gottverdammten General Store

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