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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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voneinander ab. Sie hatte die Hände noch auf meinen Schultern. Meine ruhten an ihren Seiten, dicht über den Hüften. Ihr Gesicht war gefaßt, aber ihre Augen leuchteten strahlender denn je, und sie hatte Farbtupfer auf den Wangen, die sich zu den Wangenknochen ausdehnten.
    »O Mann«, sagte sie. »Das habe ich wirklich gewollt. Ich habe es gewollt, seit Ki Sie attackiert hat und Sie sie hochgehoben haben.«
    »John würde nichts davon halten, daß wir uns in der Öffentlichkeit küssen«, sagte ich. Meine Stimme war nicht ganz fest, mein Herzschlag raste. Sieben Sekunden, ein Kuß, und jedes System in meinem Körper war im roten Bereich. »John würde sogar nichts davon halten, daß wir uns überhaupt küssen. Er steht auf dich, weißt du.«
    »Ich weiß, aber ich stehe auf dich .« Sie drehte sich um und sah nach Ki, die immer noch folgsam neben dem Baum stand und dem Jongleur zusah. Wer mochte uns beobachten? Jemand, der an einem warmen Sommerabend vom TR hergekommen war, um in Franks Tas-T-Freeze ein Eis zu essen und ein wenig Musik und Gesellschaft im Stadtpark zu genießen? Jemand, der im Lakeview General frisches Gemüse gegen frischen Klatsch und Tratsch eintauschte? Ein Stammkunde der All-Purpose-Werkstatt? Dies war Wahnsinn, und es blieb Wahnsinn, wie man es auch drehte und wendete. Ich ließ die Hände von ihrer Taille sinken.
    »Mattie, unser Bild könnte man unter dem Stichwort ›indiskret‹ im Lexikon abbilden.«
    Sie nahm die Hand von meinen Schultern und wich einen Schritt zurück, aber ihr strahlender Blick blieb auf mir. »Das weiß ich. Ich bin jung, aber nicht ganz dumm.«

    »Ich wollte nicht -«
    Sie hielt die Hände hoch, damit ich verstummte. »Ki geht gegen neun zu Bett - sie kann offenbar erst schlafen, wenn es fast dunkel ist. Ich bleibe länger auf. Komm mich besuchen, wenn du willst. Du kannst hinten parken.« Sie lächelte zaghaft. Es war ein süßes Lächeln; es war auch unglaublich sexy. »Wenn der Mond untergegangen ist, ist das ein diskreter Bereich.«
    »Mattie, du bist jung genug, meine Tochter zu sein.«
    »Vielleicht, aber ich bin es nicht. Und manchmal können Leute diskreter sein, als gut für sie ist.«
    Mein Körper wußte so nachdrücklich, was er wollte. Wären wir in diesem Augenblick in ihrem Wohnwagen gewesen, hätte mich nichts hindern können. Auch so konnte mich fast nichts hindern. Dann fiel mir etwas ein, das ich über Devores Vorfahren und meine gedacht hatte: Die Generationen paßten nicht zusammen. Traf dasselbe nicht auch hier zu? Und ich glaube nicht, daß Leute automatisch das Recht haben, zu tun, was sie wollen, ganz gleich, wie sehr sie es wollen. Nicht jeder Durst sollte gestillt werden. Manche Dinge sind einfach falsch - ich denke, das will ich damit sagen. Aber ich war nicht sicher, ob dies eines davon war, und ich wollte sie. So sehr. Ich mußte daran denken, wie ihr Kleid verrutscht war, als ich die Hände um ihre Taille gelegt hatte, ihre warme Haut darunter. Und es stimmte, sie war nicht meine Tochter.
    »Du hast dich bedankt«, sagte ich mit trockener Stimme. »Und das reicht. Wirklich.«
    »Du denkst, es ist Dankbarkeit? « Sie gab ein leises, nervöses Lachen von sich. »Du bist vierzig, Mike, nicht achtzig. Du bist nicht Harrison Ford, aber du bist ein gutaussehender Mann. Und begabt und interessant. Und ich mag dich sehr. Ich möchte, daß du zu mir kommst. Willst du, daß ich bitte sage? Gut. Bitte, komm zu mir.«
    Ja, das war mehr als Dankbarkeit - ich schätze, ich wußte es schon, als ich das Wort gebrauchte. Ich hatte gewußt, daß sie weiße Shorts und ein Oberteil trug, als sie mich an dem Tag anrief, als ich wieder zu arbeiten anfing. Hatte sie auch gewußt, was ich trug? Hatte sie geträumt, daß sie mit mir im Bett lag, wo wir uns beide dumm und dämlich vögelten, während
die Lampions leuchteten und Sara Tidwell ihre Version des Reimspiels der weißen Nana spielte, dieses irre Manderley-sanderley-canderley-Zeug? Hatte Mattie geträumt, wie sie zu mir sagte, daß ich machen sollte, was ich wollte?
    Und dann waren da die Kühnschwankleute. Auch sie waren eine Gemeinsamkeit, wenn auch eine unheimlichere. Ich hatte nicht den Mut aufgebracht, Mattie von meinen zu erzählen, aber vielleicht wußte sie es ohnehin. Tief unten in ihrem Verstand. Tief unten in ihrem Verstand, wo sich die Jungs im Blaumann in der Zone zu schaffen machten. Ihre Jungs und meine, alle Mitglieder derselben seltsamen Gewerkschaft. Und vielleicht war es überhaupt

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