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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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keine Frage von Moral per se . Etwas daran - an uns - kam mir einfach gefährlich vor.
    Und oh, so attraktiv.
    »Ich brauche Zeit zum Nachdenken«, sagte ich.
    »Es geht nicht darum, was du denkst. Was empfindest du für mich?«
    »So viel, daß es mir angst macht.«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, hörte ich eine vertraute Abfolge von Akkorden. Ich drehte mich zu dem Jungen mit der Gitarre um. Er hatte ein Repertoire früher Dylan-Songs absolviert, aber nun begann er mit etwas Schnellerem, Fröhlicherem, etwas, bei dem man grinsen und in die Hände klatschen wollte.
    »Do you want to go fishin
here in my fishin hole?
Said do you want to fish some, honey,
here in my fishin hole?
You want to fish in my pond, baby,
you better have a big long pole.«
    ›Fishin Blues.‹ Geschrieben von Sara Tidwell, ursprünglich gespielt von Sara and the Red-Top Boys, von allen gecovert, von Ma Rainey bis zu den Lovin’ Spoonful. Die Zotigen waren ihre Spezialität gewesen, Anzüglichkeiten so dünn, daß man Zeitung hindurch lesen konnte … obwohl im Lesen nicht Saras
vornehmstes Interesse bestanden hatte, ihren Texten nach zu urteilen.
    Bevor der Junge zur nächsten Strophe übergehen konnte, bei der es darum ging, daß man beim Wackeln zappeln mußte, um den Großen tief runter zu bringen, legten die Castle Rockers mit einem Bläsertusch los, der sagte: ›Ruhe jetzt, alle zusammen, jetzt kommen wir.‹ Die Junge hörte auf, Gitarre zu spielen; der Jongleur fing seine Keulen und warf sie gekonnt nebeneinander ins Gras. Die Rockers begannen mit einem äußerst üblen Sousa-Marsch, Begleitmusik für Serienmorde, und Kyra kam zu uns gerannt.
    »Der Schongler ist fertig. Erzählst du mir die Geschichte, Mike? Hänsel und Pinsel?«
    »Es heißt Hänsel und Gretel «, sagte ich, »und ich erzähle sie mit Vergnügen. Aber gehen wir irgendwohin, wo es etwas ruhiger ist, okay? Ich bekomme Kopfschmerzen von der Band.«
    »Musik tut im Kopfi weh?«
    »Ein bißchen.«
    »Dann gehen wir zu Matties Auto.«
    »Guter Vorschlag.«
    Kyra lief voraus, um eine Bank am Rand des Stadtparks zu suchen. Mattie warf mir einen langen, herzlichen Blick zu und gab mir ihre Hand. Ich nahm sie. Unsere Finger verschränkten sich ineinander, als machten sie das schon seit Jahren. Ich dachte: Ich möchte gern, daß wir es langsam machen, daß wir uns kaum dabei bewegen. Jedenfalls am Anfang. Und würde ich meine schönste, längste Stange mitbringen? Ich glaube, damit wäre zu rechnen . Und danach würden wir reden. Vielleicht, bis wir die Möbel im ersten Tageslicht sehen könnten. Wenn man mit jemandem im Bett ist, den man liebt, besonders das erste Mal, ist fünf Uhr morgens fast heilig.
    »Du brauchst Urlaub von deinen Gedanken«, sagte Mattie. »Ich wette, das trifft von Zeit zu Zeit auf die meisten Schriftsteller zu.«
    »Das stimmt wahrscheinlich.«
    »Ich wünschte, wir wären zu Hause«, sagte sie, und ich konnte nicht sagen, ob ihre Heftigkeit echt oder gespielt war. »Ich würde dich küssen, bis diese ganze Unterhaltung irrelevant
wäre. Und wenn du Zweifel hättest, hättest du sie wenigstens in meinem Bett.«
    Ich wandte das Gesicht dem roten Leuchten der sinkenden Sonne zu. »Hier oder da, um diese Zeit wäre Ki immer noch auf.«
    »Stimmt«, sagte sie in einem uncharakteristisch mürrischen Tonfall. »Stimmt.«
    Kyra hatte eine Bank in der Nähe des Schilds mit der Aufschrift STADTPARK gefunden, kletterte hinauf und hielt den kleinen Plüschhund von Mickey D’s in einer Hand. Ich versuchte, die Hand wegzuziehen, als wir zu ihr gingen, aber Mattie hielt sie fest. »Schon gut, Mike. In der FBS halten sie Händchen mit ihren Freunden, wohin sie auch gehen. Nur Erwachsene machen ein Aufhebens darum.«
    Sie blieb stehen, sah mich an.
    »Ich möchte, daß du etwas weißt. Vielleicht spielt es für dich keine Rolle, aber für mich schon. Es gab keinen vor Lance und keinen nach ihm. Wenn du zu mir kommst, wirst du mein zweiter sein. Und ich werde nicht noch einmal mit dir darüber reden. Es ist in Ordnung, bitte, zu sagen, aber ich werde nicht betteln.«
    »Ich will nicht -«
    »Neben der Treppe des Wohnwagens steht ein Kübel mit Tomatenstöcken. Ich lasse einen Schlüssel darunter. Denk nicht nach. Komm einfach.«
    »Nicht heute nacht, Mattie. Ich kann nicht.«
    »Du kannst«, antwortete sie.
    » Beeilt euch, ihr lahmen Enten!« rief Kyra und hüpfte auf der Bank.
    » Er ist die lahme Ente!« rief Mattie zurück und pikste mich in die Rippen.

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