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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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soll das? »Ein Jungenname, finden Sie nicht auch?«
    »Ich weiß es. Es ist Suaheli und bedeutet kostbares Kind. Ich habe es in einem Buch mit Babynamen nachgeschlagen.« Sie
sah zu ihrem eigenen kostbaren Kind, während wir durch das Gras zum nächsten Mülleimer gingen.
    »Irgendwelche anderen, an die Sie sich erinnern können?«
    Sie überlegte. »REG ist ein paarmal aufgetaucht. Und einmal CARLA. Ihnen ist klar, daß Ki diese Namen in der Regel nicht einmal lesen kann, nicht wahr? Sie muß mich fragen, was sie bedeuten.«
    »Haben Sie sich überlegt, ob Kyra sie aus einem Buch oder einer Zeitschrift kopiert? Daß sie Schreiben lernt und dazu die Magnetbuchstaben am Kühlschrank benutzt, statt Papier und Bleistift?«
    »Ich glaube, das wäre möglich …« Aber sie sah nicht aus, als würde sie es glauben. Keine Überraschung. Ich glaubte es selbst nicht.
    »Ich meine, Sie haben nie selbst gesehen, wie sich die Buchstaben auf der Kühlschranktür bewegt haben, oder?« Ich hoffte, daß es mir gelang, diese Frage so beiläufig zu stellen, wie ich wollte.
    Sie lachte ein wenig nervös. »O Gott, nein!«
    »Noch etwas?«
    »Manchmal hinterlassen die Kühnschwankleute Nachrichten wie HI und TSCHÜS und BRAVES MÄDCHEN. Gestern hatten wir eine, die ich aufgeschrieben habe, um sie Ihnen zu zeigen. Kyra hat mich darum gebeten. Sie ist echt unheimlich.«
    »Wie lautet sie?«
    »Ich würde sie Ihnen gern zeigen, aber ich habe sie im Handschuhfach des Scout gelassen. Erinnern Sie mich daran, wenn wir gehen.«
    Ja. Das würde ich.
    »Das ist ziemlich gruseliger Scheiß, Señor «, sagte sie. »Wie damals die Schrift im Mehl.«
    Ich überlegte, ob ich ihr sagen sollte, daß ich auch meine Kühnschwankleute hatte, ließ es aber bleiben. Sie hatte auch so genug um die Ohren … redete ich mir jedenfalls ein.
    Wir standen nebeneinander im Gras und sahen Ki zu, wie sie dem Jongleur zusah. »Haben Sie John angerufen?« fragte ich.
    »Klar doch.«
    »Seine Reaktion?«

    Sie drehte sich zu mir um und lachte mit den Augen. »Er hat wahrhaftig eine Strophe von ›Ding Dong, die Hex ist tot‹ gesungen.«
    »Falsches Geschlecht, richtige Reaktion.«
    Sie nickte und sah wieder zu Kyra hin. Ich dachte wieder, wie schön sie aussah, ihr schlanker Körper in dem weißen Kleid, ihre Gesichtszüge fein und perfekt.
    »War er sauer, weil ich mich zum Mittagessen eingeladen habe?« fragte ich.
    »Nee, ihm gefiel der Gedanke, eine Party zu veranstalten.«
    Eine Party. Ihm gefiel der Gedanke. Ich fühlte mich allmählich klein und häßlich.
    »Er hat sogar vorgeschlagen, daß wir Ihren Anwalt von Freitag auch einladen. Mr. Bissonette? Und den Privatdetektiv, den John auf Empfehlung von Mr. Bissonette angeheuert hat. Sind Sie einverstanden.«
    »Prima. Was ist mit Ihnen, Mattie? Geht’s Ihnen gut?«
    »Ziemlich gut«, stimmte sie zu und drehte sich zu mir um. »Ich hatte heute allerdings ein paar Anrufe mehr als sonst. Plötzlich bin ich ziemlich populär.«
    »Oje.«
    »Die meisten haben gleich wieder aufgelegt, aber ein Mann hat sich die Zeit genommen, mich eine Fotze zu nennen, und eine Dame mit einem ausgeprägten Yankee-Akzent sagte: ›So, du Biest, jetzt haste’n umgebracht. Biste zufrieden?‹ Sie hat aufgelegt, bevor ich ihr sagen konnte, ja, sehr zufrieden, danke.« Aber Mattie sah nicht zufrieden aus; sie sah unglücklich und schuldbewußt aus, als hätte sie ihm buchstäblich den Tod gewünscht.
    »Tut mir leid.«
    »Schon gut. Wirklich. Kyra und ich waren lange Zeit allein, und ich hatte die meiste Zeit Angst. Jetzt habe ich einige Freunde gefunden. Wenn ein paar anonyme Anrufe der Preis sind, den ich dafür zahlen muß, zahle ich ihn gern.«
    Sie war sehr nahe, sah zu mir auf, und ich konnte nicht widerstehen. Ich gab dem Sommer die Schuld, ihrem Parfum, den vier Jahren ohne Frau. In dieser Reihenfolge. Ich legte den Arm um ihre Taille, und ich kann mich ganz deutlich an den Stoff ihres Kleids unter meinen Händen erinnern; die leichte Wölbung
des Reißverschlusses in seinem Futteral. Ich erinnere mich an das Gefühl, als der Stoff sich auf der nackten Haut darunter bewegte. Dann küßte ich sie, sehr zärtlich, aber sehr innig - was man tut, sollte man richtig tun -, und sie erwiderte den Kuß auf exakt dieselbe Weise mit ihrem Mund, neugierig, aber nicht ängstlich. Ihre Lippen waren warm und glatt und hatten einen schwachen süßlichen Geschmack. Pfirsich, glaube ich.
    Wir hörten gleichzeitig auf und rückten ein Stück

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