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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Auster, dessen Wolfshund Kuchen fraß, bis er platzte. Kenny Auster, dessen Bruder als Baby von seinem eigenen Vater unter der Pumpe ertränkt worden war.
    Ich sah hinter mich. Die Red-Tops spielten noch, Sara lachte noch und ließ mit zum Himmel erhobenen Händen die Hüften kreisen, und die Menge verstopfte immer noch das östliche Ende des Mittelwegs. Aber diese Richtung war ohnehin die falsche. Wenn ich dorthin gehen würde, würde ich am Ende ein kleines Mädchen in den Anfangsjahren des zwanzigsten Jahrhunderts großziehen und versuchen, meinen Lebensunterhalt als Verfasser von Reißern und Groschenromanen zu verdienen. Das wäre vielleicht gar nicht so schlecht … aber Meilen und Jahre von hier entfernt wartete eine einsame junge Frau, die das Mädchen vermissen würde. Die vielleicht uns beide vermissen würde.
    Ich drehte mich um und stellte fest, daß die Schläger fast bei mir waren. Manche waren mehr da als andere, vitaler, aber alle waren tot. Alle verdammt. Ich betrachtete den Linksaußen, zu dessen Nachkommen Kenny Auster gehören würde, und fragte ihn: »Was habt ihr getan? Was in Gottes Namen habt ihr Männer getan?«

    Er streckte die Hände aus. »Gib sie her, Ire. Mehr mußt du nicht tun. Du und die Frau, ihr könnt noch mehr haben. Soviel ihr wollt. Sie ist jung, sie wird sie rausquetschen wie Melonenkerne.«
    Ich war hypnotisiert, und sie hätten uns erwischt, wenn Kyra nicht gewesen wäre. »Was ist los?« schrie sie an meinem Hemd. »Etwas riecht! Etwas riecht so schlimm! Oh, Mike, mach, daß es aufhört! «
    Mir wurde klar, daß ich es auch riechen konnte. Verdorbenes Fleisch und Sumpfgas. Geplatztes Gewebe und simmernde Eingeweide. Devore war der Lebendigste von allen und erzeugte denselben kruden, aber starken Magnetismus, den ich an seinem Urenkel gespürt hatte, und doch war er so tot wie alle anderen: Als er näher kam, konnte ich die winzigen Maden sehen, die sich in seinen Nasenlöchern und den rosa Augenwinkeln gütlich taten. Hier unten gibt es nur den Tod , dachte ich. Hat nicht meine eigene Frau das zu mir gesagt?
    Sie streckten ihre dunklen Hände aus, um Ki erst zu berühren und sie mir dann wegzunehmen. Ich wich einen Schritt zurück, sah nach rechts und erblickte weitere Gespenster - manche kamen aus aufgebrochenen Fenstern, manche glitten aus roten Ziegelschornsteinen. Ich hielt Kyra fest in den Armen und rannte zur Geisterbahn.
    »Schnappt ihn euch!« schrie Jared Devore erschrocken! »Schnappt ihn euch, Jungs! Holt euch den Kerl! Gottverdammt!«
    Ich sprintete die Holzstufen hinauf und spürte, wie etwas Weiches sanft meine Wange streifte - Kis kleiner Plüschhund, den sie immer noch mit einer Hand umklammerte. Ich wollte mich umdrehen und sehen, wie nahe sie uns kamen, traute mich aber nicht. Wenn ich stolperte -
    »He!« keifte die Frau im Kartenhäuschen. Sie hatte massenhaft rötlichbraunes Haar, ein Make-up, das mit der Schaufel aufgetragen worden zu sein schien, und glücklicherweise keine Ähnlichkeit mit jemandem, den ich kannte. Sie war nur eine Schaustellerin, auf der Durchreise durch diesen umnachteten Ort. Die Glückliche. »He, Mister, Sie müssen eine Karte lösen!«

    Keine Zeit, Lady, keine Zeit.
    »Haltet ihn auf!« rief Devore. »Er ist ein gottverdammter Dieb! Das ist nicht sein Kind, was er da hat! Haltet ihn auf!« Aber niemand hielt mich auf, und ich rannte mit Ki auf den Armen in die Dunkelheit der Geisterbahn.
     
    Hinter dem Eingang lag ein so schmaler Gang, daß ich mich seitwärts drehen mußte, um hindurchzukommen. Phosphoreszierende Augen sahen uns in der Dunkelheit an. Vor uns erklang das zunehmend lautere Rumpeln von Holz, ein hohles Geräusch, untermalt vom Klirren einer Kette. Hinter uns ertönte das dumpfe Stapfen von wasserdichten Holzfällerstiefeln, die die Außentreppe hinaufstürmten. Die rothaarige Schaustellerin schrie jetzt sie an, machte ihnen klar, wenn sie drinnen was kaputtmachten, müßten sie dafür blechen. »Denkt da bloß dran, ihr verdammten Grobiane!« brüllte sie. »Die Bahn ist für Kinder gedacht, nicht für Burschen wie euch!«
    Das Poltern ertönte direkt vor uns. Etwas drehte sich. Zuerst konnte ich nicht erkennen, was es war.
    »Laß mich runter, Mike!« Kyra klang aufgeregt. »Ich will da allein durch!«
    Ich stellte sie auf die Füße und sah nervös über die Schulter. Das helle Rechteck der Eingangstür wurde verdunkelt, als sie versuchten, sich hindurchzuzwängen.
    »Ihr Esel!« schrie Devore. »Nicht alle

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