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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sein Mund war verkniffen und hart. »Sie sind von sich aus gegangen. Es gibt keinen Nigger, den nich der Fuß gejuckt hätte, hat mein Vater immer gesagt.«
    »Wer hat die Falle gestellt, die Son Tidwells Jungen getötet hat? War es Ihr Vater, Bill? War es Fred?«
    Er bewegte die Augen, den Mund nicht. »Keine Ahnung, wovon Sie da reden.«
    »Ich höre ihn in meinem Haus schreien. Wissen Sie, wie es ist, wenn man ein totes Kind in seinem Haus schreien hört? Ein Dreckskerl hat ihn wie ein Wiesel gefangen, und ich höre ihn in meinem verfluchten Haus schreien! «
    »Sie werden einen neuen Hausmeister brauchen«, sagte Bill. »Ich kann nicht mehr für Sie arbeiten. Will nicht. Ich will nur, daß Sie von meiner Veranda verschwinden.«

    »Was ist hier los? Helfen Sie mir, um Gottes willen.«
    »Ich helfe Ihnen mit meiner Schuhspitze, wenn Sie nicht von alleine gehen.«
    Ich sah ihn noch einen Moment an, die feuchten Augen, den verkniffenen Mund, die zwei Seelen, die allzu deutlich in seiner Brust wohnten.
    »Ich habe meine Frau verloren, Sie alter Dreckskerl«, sagte ich. »Eine Frau, die Sie angeblich gern gehabt haben.«
    Nun endlich regte sich sein Unterkiefer. Er sah mich überrascht und gekränkt an. »Das ist nicht hier passiert«, sagte er. »Das hatte nichts mit hier zu tun. Sie war weit weg vom TR, weil … nun, sie wird ihre Gründe gehabt haben, das TR zu meiden … aber sie hatte nur einen Schlaganfall. Das wäre überall passiert. Überall .«
    »Das glaube ich nicht. Und ich bin überzeugt, Sie auch nicht. Etwas ist ihr nach Derry gefolgt , vielleicht weil sie schwanger war …«
    Bills Augen wurden groß. Ich gab ihm die Chance, etwas zu sagen, aber er nutzte sie nicht.
    »… oder vielleicht, weil sie zuviel wußte.«
    »Sie hatte einen Schlaganfall.« Bills Stimme klang nicht völlig gelassen. »Ich hab’ den Nachruf selbst gelesen. Sie hatte einen verdammten Schlaganfall .«
    »Was hat sie herausgefunden? Sagen Sie es mir, Bill. Bitte.«
    Es folgte eine lange Pause. Bis sie zu Ende war, gönnte ich mir den Luxus zu glauben, ich wäre tatsächlich zu ihm durchgedrungen.
    »Ich habe Ihnen nur noch eins zu sagen, Mike - hören Sie auf. Um Ihrer unsterblichen Seele willen, hören Sie auf, und lassen Sie die Dinge ihren Lauf nehmen. Denn das werden sie, ob es Ihnen paßt oder nicht. Dieser Fluß mündet fast ins Meer; er wird sich von Ihresgleichen nicht eindämmen lassen. Hören Sie auf, Mike. Bei der Liebe Christi.«
    Liegt Ihnen etwas an Ihrer Seele, Mr. Noonan? Gottes Schmetterling, in einem Kokon aus Fleisch gefangen, das bald stinken wird wie meines?
    Bill drehte sich um und ging zur Tür; die Absätze seiner Arbeitsstiefel hallten auf den gestrichenen Brettern.

    »Halten Sie sich von Mattie und Ki fern«, sagte ich. »Wenn Sie auch nur in die Nähe des Wohnwagens kommen -«
    Er drehte sich um, und das dunstige Sonnenlicht funkelte auf den Spuren unter den Augen. Er holte ein Taschentuch aus der Tasche und wischte sich die Wangen ab. »Ich werde dieses Haus nicht verlassen. Ich wünschte bei Gott, ich wäre gar nicht aus meinem Urlaub zurückgekommen, aber ich bin es - hauptsächlich Ihretwegen, Mike. Die beiden unten an der Wasp Hill Road haben von mir nichts zu befürchten. Nein, von mir nicht.«
    Er ging hinein und machte die Tür zu. Ich stand da, sah sie an und kam mir unwirklich vor - ich konnte unmöglich eine derart tödliche Unterhaltung mit Bill Dean gehabt haben, oder? Bill, der mich zurechtgewiesen hatte, weil ich die Leute aus der Gegend nicht an meiner Trauer um Jo hatte teilhaben - und sie vielleicht lindern - lassen; Bill, der mich so herzlich willkommen geheißen hatte?
    Dann hörte ich ein Klick . Er hatte vielleicht in seinem ganzen Leben noch nie die Tür abgeschlossen, wenn er zu Hause war, aber jetzt schloß er sie ab. In der atemlosen Juliluft war das Klick ganz deutlich zu hören. Es sagte mir alles, was ich über meine langjährige Freundschaft zu Bill Dean wissen mußte. Ich drehte mich um und ging mit gesenktem Kopf zu meinem Auto zurück. Ich drehte mich auch nicht um, als ich hörte, wie hinter mir ein Fenster aufgerissen wurde.
    »Kommen Sie nie wieder hierher, Sie Dreckskerl von einem Städter!« rief Yvette Dean über den glutheißen Hof. »Sie haben ihm das Herz gebrochen! Kommen Sie nie wieder hierher! Kommen Sie nie wieder! Nie wieder! «
     
    »Bitte«, sagte Mrs. M. »Stellen Sie mir keine Fragen mehr, Mike. Ich kann es mir nicht leisten, auf Bill Deans schwarze

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