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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hat?«
    Ben packt einen von Kito Tidwells Armen, Oren Peebles den anderen, aber als sie ihn bis zum Ufer geschleppt haben, verlieren sie den Mut. Eine hochnäsige Niggerfrau zu vergewaltigen, die die Frechheit besaß, über Jared zu lachen, als er hinfiel und sich die Hose aufriß, ist eine Sache. Ein verängstigtes Kind wie eine junge Katze in einem Schlammloch zu ertränken … das ist eine ganz andere.
    Sie lockern ihre Umklammerung, sehen einander in die gequälten Augen, und Kito reißt sich los.
    »Lauf, Schatz!« ruft Sara. »Lauf weg und hol -« Jared legt ihr die Hände um den Hals und drückt zu.
    Der Junge stolpert über seinen Beereneimer und fällt ungeschickt zu Boden. Harry und Draper fangen ihn mühelos wieder ein. »Was willst du tun?« fragt Draper in einem verzweifelten Winseln, und Harry antwortet

    »Was ich tun muß.« Das hat er gesagt, und nun würde ich tun, was ich tun mußte - trotz des Gestanks, trotz Sara, trotz der Schreie meiner toten Frau. Ich zerrte das Segeltuchbündel aus dem Erdreich. Die Seile, mit denen es an beiden Enden zugebunden waren, hielten stand, aber der Stoff selbst riß mit einem gräßlichen Rülpslaut in der Mitte entzwei.
    » Beeil dich! « schrie Jo. » Ich kann es nicht mehr lange aufhalten! «
    Es fauchte; es bellte wie ein Hund. Das laute Knirschen von Holz ertönte, als wäre eine Tür so fest zugeworfen worden, daß sie splitterte, und Jo wimmerte. Ich griff nach der Tragetasche mit der Aufschrift Slips ’ n Greens und riß sie auf, als
    Harry - die anderen nennen ihn Ire wegen seines karottenroten Haars - den zappelnden Jungen in einen linkischen Würgegriff nimmt und mit ihm in den See springt. Der Junge wehrt sich mehr denn je; sein Strohhut fällt ihm vom Kopf und schwimmt auf dem Wasser. »Hol ihn!« keucht Harry. Fred Dean kniet sich hin und fischt den tropfenden Hut heraus. Freds Augen sind glasig, er sieht aus wie ein Boxer etwa eine Runde, bevor er zu Boden geht. Hinter ihm stößt Sara Tidwell ein tiefes Rasseln aus Brust und Kehle aus - das Geräusch wird Draper Finney verfolgen, genau wie die Hand, die sich öffnet und schließt, bis er seinen letzten Kopfsprung in den Steinbruch von Eades macht. Jared schließt die Finger noch fester, stößt und würgt gleichzeitig, während ihm der Schweiß aus allen Poren dringt. Kein noch so gründliches Waschen kann diesen Schweißgeruch aus den Kleidungsstücken entfernen, und als er ihn schließlich als ›Mörderschweiß‹ betrachtet, verbrennt er die Sachen, um ihn loszuwerden.
    Harry Auster möchte alles abschütteln - abschütteln und keinen dieser Männer je wiedersehen, am allerwenigsten Jared Devore, den er inzwischen für den Satan persönlich hält. Harry kann nicht nach Hause gehen und seinem Vater gegenübertreten, solange dieser Alptraum nicht vorbei und begraben ist. Und seiner Mutter! Wie kann er je wieder seiner Mutter unter die Augen treten, Bridget Auster mit dem hübschen, rundlichen Irengesicht, dem graumelierten Haar und dem tröstlichen Busen; Bridget, die immer ein liebes Wort oder eine tröstende Hand für ihn hatte; Bridget Auster, die erlöst worden ist, im Blut des Lammes gewaschen; Bridget Auster, die in diesem Augenblick Kuchen beim Picknick vor der neuen Kirche serviert;
Bridget Auster, die seine Mama ist; wie kann er sie je wieder ansehen - oder sie ihn -, wenn er vor Gericht steht, weil er eine Frau vergewaltigt und geschlagen hat, auch wenn es nur eine schwarze Frau ist?
    Darum zerrt er den Jungen, der sich festklammert, mit sich - Kito kratzt ihn, nur eine kleine Wunde seitlich am Hals, und am Abend wird Harry seiner Mama erzählen, daß ihn in einem Augenblick der Unachtsamkeit der Zweig eines Dornbuschs getroffen hat, und er wird zulassen, daß sie ihm einen Kuß auf die Stelle gibt -, und dann stößt er das Kind in den See. Kito schaut zu ihm auf, sein Gesicht flimmert, und Harry sieht einen kleinen Fisch vorbeischwimmen. Ein Flußbarsch, denkt er. Einen Augenblick fragt er sich, was der Junge sehen muß, wie er durch den silbernen Schirm der Oberfläche zum Gesicht des Mannes aufschaut, der ihn hinunterdrückt, der ihn ertränkt, aber dann verdrängt Harry den Gedanken. Nur ein Nigger , sagt er sich verzweifelt . Mehr ist er nicht, nur ein Nigger. Keiner von unserem Schlag.
    Kitos Arm schnellt aus dem Wasser - sein tropfender dunkelbrauner Arm. Harry weicht zurück, weil er nicht gekratzt werden will, aber die Hand greift nicht nach ihm, wird nur senkrecht

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