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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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weitgespanntem Netz von Teilzeitkräften, die schwarz arbeiteten, aber ich ging davon aus, daß Stan wegen des Feiertags nicht hiergewesen war, um den aktuellen Abfall zu holen, und ich hatte recht damit. In jedem Eimer steckten zwei Müllsäcke aus Plastik. Ich zog sie heraus (schalt mich, noch während ich dabei war, einen Narren) und knotete die gelben Bänder auf.
    Ich glaube nicht, daß ich so besessen gewesen wäre, einen Sack feuchten Müll auf der Veranda auszuleeren, wäre es darauf hinausgelaufen (natürlich werde ich es nie mit Sicherheit wissen, und vielleicht ist das besser so), aber soweit kam es nicht. Bedenken Sie, vier Jahre hatte niemand in dem Haus gewohnt, und es sind die Bewohner, die Müll produzieren - von Kaffeefiltern bis hin zu gebrauchten Damenbinden. Bei dem Abfall in den Säcken handelte es sich um trockenen Müll, den Brenda Meserves Putzkommando zusammengefegt und hinausgeschafft hatte.
    Neun Staubsaugerbeutel enthielten Staub, Schmutz und tote Fliegen von achtundvierzig Monaten. Ich fand haufenweise Papiertücher, die teils nach aromatischer Möbelpolitur rochen, teils nach dem schärferen, aber dennoch angenehmen Aroma von Windex. Ich fand einen schimmligen Matratzenschoner und eine Seidenjacke, die unzweifelhafte Spuren von Mottenfraß aufwies. Um die Jacke war es gewiß nicht schade;
sie war ein Ausrutscher meiner frühen Mannesjahre und sah aus wie etwas aus der ›I am the Walrus‹-Phase der Beatles. Goo-goo-joob , Baby.
    Ein Kästchen mit Glasscherben … ein anderes mit unkenntlichem (und wahrscheinlich veraltetem) Installationszubehör … ein zerrissenes und schmutziges Stück Teppich … völlig abgenutzte Geschirrtücher, verblaßt und zerfetzt … die alten Handschuhe, die ich angehabt hatte, wenn ich Burger und Huhn grillte …
    Den Aufkleber fand ich in einem Knäuel ganz unten im zweiten Müllsack. Ich hatte gewußt, daß ich ihn finden würde - von dem Moment an, als ich die leicht klebrige Stelle auf dem Schild entdeckte, hatte ich es gewußt -, aber ich mußte ihn mit eigenen Augen sehen. Ich schätze, aus demselben Grund, weshalb der alte ungläubige Thomas das Blut unter seinen Fingernägeln gebraucht hatte.
    Ich legte meinen Fund auf ein Brett der sonnenwarmen Treppe und strich ihn glatt. Er war an den Rändern zerrissen. Wahrscheinlich, vermutete ich, hatte Bill ihn mit einem Messer abgekratzt. Er hatte nicht gewollt, daß Mr. Noonan nach vier Jahren an den See zurückkehrte und feststellen mußte, daß ein bierseliger Bengel den Sticker eines Rundfunksender auf das Schild an seiner Einfahrt gepappt hatte. Jesses, nein, das wär nich schön, mein Gutester. Also war es abgemacht worden und in den Müll gewandert, und nun war es wieder hier, ein weiteres Stück meines Alptraums ans Licht gebracht, und so gut wie unbeschadet. Ich strich mit den Fingern darüber. WBLM, 102.9, PORTLANDS ROCK AND ROLL STATION.
    Ich sagte mir, daß ich keine Angst haben mußte. Daß es nichts bedeutete, wie alles andere nichts bedeutete. Dann holte ich den Besen aus dem Schrank, fegte den ganzen Müll wieder zusammen und verstaute ihn in den Plastiksäcken. Den Aufkleber zusammen mit dem ganzen Rest.
     
    Ich ging hinein, um Staub und Schmutz abzuduschen, aber dann fiel mein Blick auf mein Badehöschen, das noch auf einem meiner offenen Koffer lag, und ich beschloß, statt dessen schwimmen zu gehen. Die Badehose war ein fröhliches
Exemplar mit schnaubenden Walen darauf, das ich mir auf Key Largo gekauft hatte. Ich glaubte, meiner Freundin mit der Bosox-Mütze hätte sie gefallen. Ich sah auf die Uhr und stellte fest, daß ich meinen Villageburger vor fünfundvierzig Minuten gegessen hatte. Ausreichend, um Verwaltungsarbeit zu erledigen, kemo sabe , besonders nach einer kräftezehrenden Schatzsuche im Müllsack.
    Ich zog die Badehose an und ging die Treppe aus Eisenbahnschwellen hinunter, die von Sara zum Wasser führte. Meine Gummisandalen klatschten und patschten. Ein paar verspätete Moskitos summten. Der See schillerte still und einladend vor mir unter dem verhangenen Himmel. An seinem Ufer entlang verläuft ein öffentlicher Weg an der gesamten Ostseite des Sees von Norden nach Süden, den die Leute im TR einfach ›die Straße‹ nennen. Würde man am Ende meiner Treppe nach links auf die Straße biegen, könnte man bis runter zum Dark-Score-Jachthafen laufen und käme unterwegs an Warrington’s und Buddy Jellisons fettigem kleinem Imbiß vorbei … ganz zu schweigen von vier

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