Sara
Eingeborener. Als die Branche so sehr expandierte, daß er nicht mehr mithalten konnte, bis zu dem Punkt expandierte, an dem sie die Welt neu definierte, stellte er die fähigen Köpfe ein, die er brauchte, um sich auf einem Wachstumsmarkt zu behaupten.
Visions, seine Firma, hatte Scannerprogramme entwickelt, die im Handumdrehen Kopien von der Festplatte auf Disketten ziehen konnten; sie hatte Bildgestaltungsprogramme entwickelt, die zur Industrienorm wurden; sie entwickelte Pixel Easel, das Laptopanwendern ermöglichte, mit der Maus zu malen … sogar mit dem Finger zu malen, wenn ihre Maschine mit einem Trackpad ausgerüstet war, das Jo immer als ›klitoralen Cursor‹ bezeichnet hatte. Diese Neuerungen hatte Devore nicht selbst entwickelt, aber er hatte begriffen, daß es entwickelt werden konnte , und Leute eingestellt, die das für ihn taten. Er war Inhaber von Dutzenden von Patenten und Mitinhaber von Hunderten. Angeblich war er um die sechshundert Millionen Dollar schwer, je nachdem, wie Technologieaktien an dem betreffenden Tag gehandelt wurden.
Im TR hatte er den Ruf, ein rüder und unangenehmer Zeitgenosse zu sein. Das war nicht überraschend; kann für einen Nazarener irgend etwas Gutes aus Nazareth kommen? Und natürlich wurde ihm nachgesagt, daß er exzentrisch sei. Wenn man den Oldtimern zuhört, die sich an die Reichen und Erfolgreichen in ihren Anfangstagen erinnern (und das behaupten alle Oldtimer von sich), wird man zu hören bekommen, daß
sie die Tapete gegessen, den Hund gefickt haben und bei kirchlichen Wohltätigkeitsveranstaltungen in nichts als ihrer verpinkelten Unterwäsche aufgetaucht sind. Selbst wenn das alles für Devore gegolten hätte und wenn er außerdem noch Onkel Dagobert höchstpersönlich gewesen wäre, bezweifelte ich, daß er zwei seiner engeren Verwandten in einem Wohnwagen hätte hausen lassen.
Ich fuhr die Straße oberhalb des Sees hoch, hielt vor meiner Einfahrt und betrachtete das Schild: SARA LACHT, in ein lackiertes Brett eingebrannt, das an einem Baum festgenagelt war. So wird das hier gemacht. Als ich es sah, fiel mir der letzte Traum der Manderley-Serie wieder ein. In diesem Traum hatte jemand den Sticker eines Rundfunksenders darauf geklebt, wie man immer Aufkleber an den Münzsammelkörben der Mautstraßen sehen kann.
Ich stieg aus dem Auto aus, ging zu dem Schild und studierte es gründlich. Kein Sticker. Die Sonnenblumen waren dort unten gewesen und zwischen den Brettern der Veranda herausgewachsen - ich hatte ein Foto in meinem Koffer, das den Beweis dafür lieferte -, aber am Schild des Hauses befand sich kein Aufkleber eines Rundfunksenders. Was genau bewies das? Komm schon, Noonan, reiß dich zusammen.
Ich ging zum Auto zurück - die Tür stand offen, die Beach Boys tönten aus den Lautsprechern -, überlegte es mir anders und ging zu dem Schild zurück. In meinem Traum war der Aufkleber genau über dem RA von SARA und dem LAC von LACHT gewesen. Ich strich mit den Fingern über die Stelle, und sie wurden leicht klebrig. Natürlich hätte das auch der Lack an einem heißen Tag sein können. Oder meine Einbildung.
Ich fuhr zum Haus, parkte, trat die Feststellbremse hinunter (an den Hängen rund um den Dark Score und das runde Dutzend anderer Seen im Westen von Maine tut man das immer) und hörte mir den Rest von ›Don’t Worry, Baby‹ an, das ich immer für das beste Stück der Beach Boys gehalten habe, nicht trotz des kitschigen Textes großartig, sondern deswegen. If you knew how much I love you, baby, singt Brian Wilson, nothing could go wrong with you. Oh Leute, wäre das nicht eine klasse Welt.
Ich saß da, hörte zu und betrachtete den kleinen Schrank an der rechten Seite der Veranda. Dort bewahrten wir unseren Müll auf, um die Waschbären aus der Gegend daran zu hindern, in ihm herumzuwühlen. Selbst Tonnen mit Schnappverschlüssen schaffen das nicht immer; wenn die Waschbären hungrig genug sind, kriegen sie die Verschlüsse mit ihren geschickten kleinen Händen irgendwie auf.
Du wirst doch nicht wirklich das tun, woran du gerade denkst? fragte ich mich. Ich meine … oder etwa doch?
Es sah so aus, als würde ich es doch tun - oder es zumindest versuchen. Als die Beach Boys für Rare Earth Platz machten, stieg ich aus dem Auto, öffnete den Schrank und holte zwei Mülltonnen aus Plastik heraus. Ein Mann namens Stan Proulx kam zweimal die Woche, um den Müll zu holen (jedenfalls vor vier Jahren, erinnerte ich mich), jemand aus Bill Deans
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