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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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bringen.
    Die erste Explosion der Nacht war gerade verklungen - ein blauer Funkenregen, dessen Knall deutlich hinterherhinkte -, als das Telefon läutete. Das brachte fertig, was der schwachen Explosion über Castle Rock nicht gelungen war - ich zuckte zusammen. Ich überlegte mir, daß es wahrscheinlich Bill Dean war, der sich erkundigen wollte, ob ich mich schon wieder eingelebt hatte.
    Im Sommer vor Jos Tod hatten wir ein schnurloses Telefon gekauft, damit wir beim Telefonieren herumlaufen konnten, was wir beide gern machten. Ich ging zur Schiebetür hinein ins Wohnzimmer, drückte den Knopf, mit dem ich den Anruf annahm, und sagte »Hallo, hier spricht Mike«, während ich zu meinem Liegestuhl zurückging und mich setzte. Weit jenseits
des Sees explodierten grüne und gelbe Sternenregen unter den tiefen Wolken über Castle View, gefolgt von lautlosen Blitzen, deren Lärm mich in Kürze erreichen würde.
    Einen Augenblick herrschte Stille im Hörer, dann sagte eine krächzende Stimme - eine ältliche Stimme, aber nicht die von Bill Dean: »Noonan? Mr. Noonan?«
    »Ja?« Ein gewaltiger Goldregen erhellte den Westen und tauchte die Wolken vorübergehend in seinen Glanz. Ich mußte an Reportagen von Preisverleihungen im Fernsehen denken, an die vielen schönen Frauen in ihren Glitzerkleidern.
    »Devore.«
    »Ja?« wiederholte ich vorsichtig.
    »Max Devore.«
    Wir sehen ihn nicht oft hier bei uns , hatte Audrey gesagt. Das hatte ich für einen Yankee-Witz gehalten, aber offenbar war es ihr ernst gewesen. Die Wunder hörten nicht auf.
    Okay, was nun? Mir fielen keinerlei Konversationsfloskeln ein. Ich hätte ihn fragen können, woher er meine Nummer hatte, die nicht im Telefonbuch stand, aber was hätte es genützt? Wenn man mehr als eine halbe Milliarde Dollar schwer war - wenn es sich wirklich um den Max Devore handelte, mit dem ich da redete -, konnte man jede Geheimnummer bekommen, die man wollte.
    Ich beließ es dabei, wieder ja zu sagen, diesmal ohne den fragenden Unterton.
    Wieder folgte Schweigen. Wenn ich es unterbrach und anfing, Fragen zu stellen, hätte er die Oberhand bei dem Gespräch … wenn man an diesem Punkt überhaupt von einem Gespräch sprechen konnte. Eine gute Eröffnung, aber ich hatte den Vorteil meiner langen Bekanntschaft mit Harold Oblowski - Harold, dem Meister der bedeutungsschwangeren Pause. Ich blieb stumm sitzen, hielt das kleine schnurlose Telefon ans Ohr und betrachtete die Darbietung im Westen. Rot zerplatzte zu Blau, Grün zu Gold; unsichtbare Frauen in glitzernden, für Preisverleihungen maßgeschneiderten Abendkleidern spazierten über die Wolken.
    »Soweit ich weiß, haben Sie heute meine Schwiegertochter kennengelernt«, sagte er schließlich. Er hörte sich ärgerlich an.
»Schon möglich«, sagte ich und versuchte, nicht überrascht zu klingen. »Darf ich fragen, warum Sie anrufen, Mr. Devore?«
    »Soweit ich informiert bin, kam es zu einem Zwischenfall.«
    Grelle weiße Lichter tanzten am Himmel - es hätten explodierende Raumfahrzeuge sein können. Dann, mit leichter Verzögerung, das Knallen. Ich habe das Geheimnis der Zeitreise entdeckt , dachte ich. Es ist ein auditives Phänomen .
    Meine Hand hielt das Telefon viel zu fest, und ich entspannte sie bewußt. Maxwell Devore. Eine halbe Milliarde Dollars. Nicht in Palm Springs, wie ich vermutet hatte, sondern in der Nähe - genau hier im TR, wenn ich mich auf das charakteristische Summen in der Leitung verlassen konnte.
    »Ich mache mir Sorgen um meine Enkelin.« Seine Stimme klang krächzender denn je. Er war wütend, und man merkte es ihm an - er war ein Mann, der es seit vielen Jahren nicht mehr nötig gehabt hatte, seine Gefühle zu verbergen. »Wie ich gehört habe, war meine Schwiegertochter wieder abgelenkt. Sie ist oft abgelenkt.«
    Nun erhellten ein halbes Dutzend bunte Sternenreigen die Nacht und erblühten wie Blumen in einem alten Naturfilm von Disney. Ich konnte mir die Menschen vorstellen, die sich scharenweise auf dem Castle View versammelt hatten, mit übereinandergeschlagenen Beinen auf Decken saßen, Eis leckten, Bier tranken und alle gleichzeitig Oooooh machten. Ich glaube, das macht ein erfolgreiches Kunstwerk aus - wenn alle gleichzeitig Oooooh machen.
    Du hast Angst vor diesem Kerl, nicht? fragte Jo. Okay, vielleicht tust du gut daran, Angst zu haben. Ein Mann, der glaubt, daß er jederzeit wütend werden kann, wenn er will und auf wen er will … so ein Mann kann gefährlich sein .
    Dann Matties

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