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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Stimme: Mr. Noonan, ich bin keine schlechte Mutter. So etwas ist mir noch nie passiert.
    Natürlich sagen die meisten schlechten Mütter unter diesen Umständen so etwas, konnte ich mir vorstellen … aber ich hatte ihr geglaubt.
    Außerdem hatte ich eine Geheimnummer, gottverdammt. Ich hatte mit meiner Cola hier gesessen, das Feuerwerk bewundert und niemanden behelligt, und dieser Kerl hatte -
    »Mr. Devore, ich habe keine Ahnung, was -«
    »Kommen Sie mir nicht damit, bei allem Respekt, kommen Sie mir nicht damit, Mr. Noonan, Sie wurden gesehen, wie Sie mit ihnen gesprochen haben.« Er hörte sich an, wie Joe Mc-Carthy sich für die armen Teufel angehört haben mußte, die als dreckige Kommunisten gebrandmarkt wurden, als sie vor seinem Komitee standen.
    Sei vorsichtig, Mike , sagte Jo. Hüte dich vor Maxwells Silberhammer .
    »Ich habe heute morgen eine Frau und ein kleines Mädchen gesehen und mit ihnen gesprochen«, sagte ich. »Ich nehme an, daß Sie von ihnen sprechen.«
    » Nein , Sie haben ein Kleinkind allein auf der Straße spazierengehen sehen«, sagte er. »Und dann haben Sie eine Frau gesehen, die ihr nachjagte. Meine Schwiegertochter in dieser alten Kiste, die sie fährt. Das Kind hätte überfahren werden können. Warum schützen Sie diese junge Frau, Mr. Noonan? Hat Sie Ihnen etwas versprochen? Dem Kind tun Sie ganz gewiß keinen Gefallen, soviel kann ich Ihnen sagen.«
    Sie hat versprochen, mich mit zu ihrem Wohnwagen zu nehmen, und dann einmal um die ganze Welt , ging mir als Antwort durch den Kopf. Sie hat mir versprochen, die ganze Zeit den Mund aufzumachen, wenn ich meinen halte - wollen Sie das hören?
    Ja , sagte Jo. Sehr wahrscheinlich will er das hören. Sehr wahrscheinlich will er es glauben. Laß dich nicht von ihm zu deinem High-School-Sarkasmus hinreißen, Mike - du könntest es bedauern.
    Wieso machte ich mir überhaupt die Mühe, Mattie Devore zu schützen? Ich wußte es nicht. Hatte nicht die geringste Ahnung, in was ich mich hier hineinziehen ließ, was das betrifft. Ich wußte nur, sie hatte müde ausgesehen, und das Kind nicht ängstlich oder verschlossen, und es hatte keine Verletzungen gehabt.
    »Da war ein Auto. Ein alter Jeep.«
    »Schon besser.« Befriedigung. Und brennendes Interesse. Fast Gier. »Was hat -«
    »Ich schätze, ich bin davon ausgegangen, daß sie gemeinsam mit dem Auto gekommen sind«, sagte ich. Es bereitete mir ein gewisses freudiges Kribbeln, als ich entdeckte, daß
meine Erfindungsgabe mich nicht verlassen hatte - ich fühlte mich wie ein Pitcher, der es nicht mehr vor einer Zuschauermenge bringt, in dem alten Hinterhof aber immer noch einen ziemlich guten Bogenwurf hinbekommt. »Das kleine Mädchen hatte vielleicht ein paar Gänseblümchen dabei.« All diese Einzelheiten, als würde ich vor Gericht aussagen und nicht in meinem Liegestuhl sitzen. Harold wäre stolz auf mich gewesen. Nein, Harold wäre entsetzt gewesen, daß ich so ein Gespräch überhaupt führte.
    »Ich bin wohl davon ausgegangen, daß sie Wiesenblumen gepflückt haben. Leider erinnere ich mich nicht besonders gut an den Vorfall. Ich bin Schriftsteller, Mr. Devore, und wenn ich fahre, bin ich oft ganz in Gedanken -«
    »Sie lügen.« Nun war der Zorn ganz unverhohlen, hell und pulsierend wie ein Geschwür. Es war, wie ich vermutet hatte, nicht sehr schwierig gewesen, diesen Kerl an den guten Umgangsformen vorbeizueskortieren.
    »Mr. Devore. Der Computer-Devore, vermute ich?«
    »Da vermuten Sie richtig.«
    Jos Tonfall und Miene wurden immer kälter, je hitziger ihr nicht unbeträchtliches Temperament wurde. Nun hörte ich, wie ich sie auf eine geradezu unheimliche Weise nachahmte. »Mr. Devore, ich bin es nicht gewohnt, daß ich abends von Männern angerufen werde, die ich nicht kenne, und ich habe auch nicht die Absicht, dieses Gespräch fortzusetzen, wenn ein Mann, der das tut, mich einen Lügner nennt. Guten Abend, Sir.«
    »Wenn alles in Ordnung war, warum haben Sie angehalten?«
    »Ich bin längere Zeit nicht mehr im TR gewesen und wollte wissen, ob das Village Café noch geöffnet hat. Ach, übrigens - ich weiß nicht, woher Sie meine Telefonnummer haben, aber ich weiß, wo Sie sie hinstecken können. Gute Nacht.«
    Ich unterbrach die Verbindung mit dem Daumen und sah das Telefon an, als hätte ich in meinem ganzen Leben so ein Gerät noch nicht gesehen. Die Hand, mit der ich es hielt, zitterte. Mein Herz klopfte heftig; ich konnte es nicht nur in der Brust, sondern an Hals und

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