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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nun hörte er sich definitiv hämisch an. »Überlegen Sie, Michael - das Kind macht seinen High-School-Abschluß in dem Jahr, wenn Opa hundert wird. Außerdem besteht die Chance, daß sich der alte Mann zu weit aus dem Fenster gelehnt hat. Wissen Sie, was ein Vormund ad litem ist?«
    »Nein.«
    »Mit einfachen Worten ein Anwalt, den das Gericht einsetzt, damit er die Interessen des Kindes wahrnimmt. Aus den Gerichtskosten wird ein Honorar für ihn abgezweigt, aber das ist ein Almosen. Die meisten Leute, die einwilligen, als Vormund ad litem zu fungieren, haben rein altruistische Motive … aber nicht alle. Wie auch immer, der ad litem hat einigen Einfluß auf den Fall. Richter müssen seinen Rat nicht annehmen, tun es aber fast immer. Ein Richter steht dumm da, wenn er den Rat eines Mannes ausschlägt, den er selbst eingesetzt hat, und wenn ein Richter etwas mehr als alles andere haßt, dann ist es, dumm dazustehen.«
    »Devore wird seinen eigenen Anwalt haben?«
    John lachte. »Wie wäre es mit einem halben Dutzend bei der eigentlichen Sorgerechtsverhandlung?«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Der Mann ist fünfundachtzig. Das ist zu alt für Ferraris, zu alt für Bungeejumping in Tibet und zu alt für Huren, es sei
denn, er würde vor Kraft strotzen. Was bleibt ihm also, wofür er sein Geld ausgeben kann?«
    »Anwälte«, sagte ich niedergeschlagen.
    »Jawoll.«
    »Und Mattie Devore? Was bekommt sie?«
    »Dank Ihnen bekommt sie mich«, sagte John Storrow. »Wie in einem Roman von John Grisham, richtig? Reines Gold. Bis dahin interessiere ich mich für Durgin, den ad litem . Wenn Devore nicht mit echten Problemen gerechnet hat, war er vielleicht unklug genug, Durgin in Versuchung zu führen. Und Durgin vielleicht dumm genug, sich verführen zu lassen. He, wer weiß, was wir finden werden?«
    Aber ich lag noch eine Kurve zurück. »Sie bekommt Sie«, sagte ich. »Dank mir. Und wenn ich nicht hier wäre, um Sand ins Getriebe zu streuen? Was würde sie dann bekommen?«
    » Bupkes . Das ist Jiddisch. Es bedeutet -«
    »Ich weiß, was es bedeutet«, sagte ich. »Das ist unglaublich.«
    »Nee, nur amerikanische Gerechtigkeit. Kennen Sie die Dame mit den Waagschalen? Die vor fast jedem amerikanischen Gerichtsgebäude steht?«
    »Hm-hmm.«
    »Legen Sie der Braut Handschellen an, klatschen Sie ihr Klebeband auf den Mund und eine Binde auf die Augen, vergewaltigen Sie sie, und wälzen Sie sie im Schlamm. Gefällt Ihnen die Vorstellung? Mir nicht, aber genau so funktioniert es bei Sorgerechtsklagen, wo die Klägerseite reich und die der Beklagten arm ist. Und die sexuelle Gleichberechtigung hat alles nur noch schlimmer gemacht, weil die Mütter meistens immer noch arm sind, aber nicht mehr automatisch beim Sorgerecht bevorzugt werden.«
    »Mattie Devore muß Sie haben, richtig?«
    »Ja«, sagte John nur. »Rufen Sie mich morgen an, und sagen Sie mir, daß sie mich haben will.«
    »Ich hoffe, daß ich es schaffe.«
    »Ich auch. Und hören Sie, da ist noch etwas.«
    »Was?«
    »Sie haben Devore am Telefon belogen.«

    »Quatsch!«
    »Nee, nee, ich widerspreche dem Lieblingsautor meiner Schwester nur ungern, aber Sie haben gelogen, und das wissen Sie. Sie haben Devore gesagt, daß Mutter und Kind gemeinsam unterwegs waren, Blumen gepflückt haben, alles in Ordnung war. Sie haben alles hinzugedichtet, außer Bambi und Klopfer.«
    Jetzt saß ich kerzengerade auf dem Liegestuhl. Ich fühlte mich wie vor den Kopf geschlagen. Ich fühlte mich auch, als wäre meine Klugheit nicht bemerkt worden. »He, nein, denken Sie nach. Ich habe nie etwas direkt behauptet . Ich habe gesagt, ich sei davon ausgegangen. Ich habe das Wort mehr als einmal benutzt. Daran erinnere ich mich ganz deutlich.«
    »So, so, und wenn er Ihre Unterhaltung auf Band aufgezeichnet hat, werden Sie Gelegenheit bekommen, zu zählen, wie oft Sie es tatsächlich benutzt haben.«
    Zuerst antwortete ich nicht. Ich dachte an die Unterhaltung zurück, die ich mit ihm geführt hatte, erinnerte mich an das Summen in der Telefonleitung, das charakteristische Summen, das ich von allen Sommern in Sara Lacht in Erinnerung hatte. War dieses konstante tiefe mmmmm Samstag abend deutlicher als sonst gewesen?
    »Ich glaube, da könnte es vielleicht ein Tonband geben«, sagte ich widerwillig.
    »Hm-hmm. Und wenn Devores Anwalt es dem ad litem bringt, was meinen Sie, wie werden Sie sich anhören?«
    »Vorsichtig«, sagte ich. »Vielleicht wie ein Mann, der etwas zu verbergen hat.«
    »Oder wie

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