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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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prominenter Toter, aber als Knüller auf Seite neun würde es prima kommen. Ich verfaßte im Geiste eine Schlagzeile, die über nebeneinandergesetzten Fotos von Warrington’s Lodge und Matties rostigem Wohnwagen in die Welt hinausschmetterte: COMPUTER-KÖNIG LEBT IN SAUS UND BRAUS UND VERSUCHT JUNGER SCHÖNHEIT DAS EINZIGE KIND WEGZUNEHMEN. Wahrscheinlich zu lang, entschied ich. Ich schrieb nicht mehr und brauchte trotzdem noch einen Lektor. Das war ziemlich traurig, wenn man sich Zeit nahm, darüber nachzudenken.
    »Vielleicht werden wir irgendwann dafür sorgen, daß sie die Geschichte bekommen«, sagte Storrow in nachdenklichem Tonfall. Mir wurde klar, das war ein Mann, an den ich mich gewöhnen konnte, zumindest in meiner derzeitigen wütenden Stimmung. Er wurde geschäftsmäßig. »Wen repräsentiere ich hier, Mr. Noonan? Sie oder die junge Dame? Ich plädiere für die junge Dame.«
    »Die junge Dame weiß nicht einmal, daß ich Sie angerufen habe. Sie denkt vielleicht, daß ich mir ein wenig zuviel herausgenommen habe. Vielleicht macht sie mich sogar zur Schnecke.«
    »Warum sollte sie das tun?«
    »Weil sie eine Yankee ist - eine Yankee aus Maine , und das sind die schlimmsten. Dagegen wirken die Iren an jedem beliebigen Tag vollkommen logisch.«
    »Mag sein, aber sie ist diejenige mit der Zielscheibe auf dem Hemd. Ich schlage vor, Sie rufen sie an und sagen ihr das.«
    Das versprach ich ihm. Und es war ein Versprechen, das mir nicht schwerfiel. Ich wußte, daß ich mich bei ihr melden mußte, seit ich die Vorladung von Deputy Footman angenommen hatte. »Und wer ist Freitag morgen für Michael Noonan da?«
    Storrow lachte trocken. »Ich finde jemanden aus der Gegend, der das übernimmt. Er wird Sie in Durgins Büro begleiten, wird still mit der Aktentasche auf dem Schoß dasitzen
und zuhören. Ich werde dann vielleicht schon in der Stadt sein - genau weiß ich es erst, wenn ich mit Ms. Devore gesprochen habe -, aber nicht in Durgins Büro. Wenn die Anhörung in dem Sorgerechtsfall stattfindet, werden Sie spätestens mein Gesicht vor Ort sehen.«
    »In Ordnung, prima. Rufen Sie mich an, und lassen Sie mich den Namen meines neuen Anwalts wissen. Meines anderen neuen Anwalts.«
    »Hm-hmm. Reden Sie bis dahin mit der jungen Dame. Besorgen Sie mir einen Job.«
    »Ich versuch’s.«
    »Und versuchen Sie, immer gut sichtbar zu sein, wenn Sie bei ihr sind«, sagte er. »Wenn wir den bösen Jungs die Möglichkeit geben, gemein zu werden, dann werden sie auch gemein. Da läuft doch nichts zwischen Ihnen, oder? Etwas Unanständiges? Entschuldigen Sie, daß ich das frage, aber ich muß es fragen.«
    »Nein«, sagte ich. »Es ist schon eine ganze Weile her, daß ich mit irgend jemandem etwas Unanständiges laufen hatte.«
    »Ich bin versucht, Sie zu bemitleiden, Mr. Noonan, aber unter den gegebenen Umständen -«
    »Mike. Nennen Sie mich Mike.«
    »Gut. Das gefällt mir. Und ich bin John. Die Leute werden ohnehin über Ihr Interesse an der Sache Mutmaßungen anstellen. Das wissen Sie, nicht wahr?«
    »Klar. Die Leute wissen, daß ich mir Sie leisten kann. Sie werden darüber spekulieren, wie sie sich mich leisten kann. Hübsche junge Witwe, Witwer in den besten Jahren. Sex wäre die wahrscheinlichste Lösung.«
    »Sie sind Realist.«
    »Das glaube ich eigentlich nicht, aber ich weiß, wie der Hase läuft.«
    »Ich hoffe es, denn es könnte ziemlich unangenehm werden. Wir treten hier gegen einen extrem reichen Mann an.« Und doch klang er nicht ängstlich. Er klang fast … gierig . Er klang so, wie sich ein Teil von mir gefühlt hatte, als ich sah, daß die Magneten am Kühlschrank wieder zu einem Kreis angeordnet waren.
    »Das weiß ich.«

    »Vor Gericht wird das keine übertrieben große Rolle spielen, weil auch die Gegenseite über ein nicht unerhebliches Vermögen verfügt. Außerdem wird der Richter genau wissen, daß dies ein Pulverfaß ist. Das könnte nützlich sein.«
    »Was ist unser größter Vorteil?« Das fragte ich, als ich an Kyras rosiges, unberührtes Gesicht und ihre völlige Furchtlosigkeit im Angesicht ihrer Mutter dachte. Ich dachte, John würde antworten, daß die Klage eindeutig unbegründet sei. Ich irrte mich.
    »Unser größter Vorteil? Devores Alter. Er muß älter als Gott sein.«
    »Er muß etwa fünfundachtzig sein, nach allem, was ich dieses Wochenende gehört habe. Damit wäre Gott älter.«
    »Ja, aber als potentieller Dad steht Tony Randall dagegen wie ein Teenager da«, sagte John, und

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