Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
einfach in Ohnmacht. Er hatte zu viel Blut verloren. Ich ließ ihn liegen und begann zu laufen. Durchquerte den Rosengarten und schnellte auf meinen Wagen zu. Mary hockte mit laufendem Motor hinter dem Lenkrad und rammte ständig die Gangschaltung hin und her.
Einen schönen Gruß vom Getriebe.
Ich winkte ihr zu, sie solle sich auf den Beifahrersitz bewegen und sprang dann hinters Steuer.
„Ruf einen Krankenwagen, der Typ mit dem Zopf verblutet sonst noch.“
Mary nickte und wühlte zitternd nah ihrem Handy. Als wir die nächste Kreuzung erreicht hatten, hörten wir schon, wie sich Sirenen näherten.
„Sarah, du hast ganz schön was abbekommen, geht es dir gut?“
Ich nickte. „Ja sicher, alles bestens. Und jetzt schmeißt du dein Handy aus dem Fenster.“
Mary kreischte auf : „ Bist du bescheuert? Das war schweineteuer!“
„Das spielt keine Rolle, du hast eh nur eine Prepaidkarte drin. Aber die Polizei kann den Anruf zurückverfolgen und dann sind wir dran.“
Mary schluchzte: „Ich habe gar nix getan, du hast den Kerl auseinander gepflückt.“
Schau mal,“ ich hielt ihr meine rechte Hand hin. Meine Wunden begannen sich langsam zu schließen und man konnte fast zusehen, wie sie verheilte.
Mary riss die Augen auf.
„Krass, das ist ja so was von Hammer!“
„Ja, ein anderes Wort habe ich dafür auch nicht.“
„Und was ist mit dem anderen Typ?“ Mary blickte immer noch auf meine Hand und schmiss beiläufig ihr Handy aus dem Fenster.
„Der ist hinüber, also pfählen klappt genauso wie in den Filmen. Allerdings verpuffen diese Vampire nicht. Zumindest dieser nicht. Er verschrumpelte irgendwie im Zeitraffer. Sah aus, als würde er auf die schnelle zu einer schrumpeligen Möhre und dann zerfiel er wie eine Mumie einfach zu Staub.“
Mary gab seltsame Grunz Laute von sich und fragte: „Hä? Wie jetzt?“
„Na, ich hab ihm einen Ast in den Brustkorb gejagt und vermutlich sein Herz getroffen. Auf jeden Fall hat er Scheiße gebrüllt und ist zerfallen. Einfach so. Wenn eine Leiche hundert Jahre im Sarg liegt, dann löst sie sich ja auch auf. Und das ist vor meinen Augen passiert, nur eben in einer abnormalen, rasenden Geschwindigkeit.“
„Ist ja ekelhaft.“ Mary schüttelte sich. „Lass uns zu mir fahren, ich muss auf den Schrecken dringend was essen.“
„Komisch irgendwie, dass Lionel nicht aufgetaucht ist. Alles ist sehr seltsam. Und wer ist dieser Richard, der mich angeblich sucht?“
Kapitel 10
Bis wir Marys Wohnung erreichten, fiel kein Wort. Es herrschte Totenstille. Oben in der kleinen Wohnung angekommen, lief ich umgehend ins Bad und schrubbte mir das Blut von den Händen. Dann folgte ein Griff in den Kühlschrank, eine eiskalte Flasche Cola musste her.
Koffein regt ja angeblich die Gehirnzellen an.
Mary beobachtete mich mit hochgezogenen Augenbrauen und bleichem Gesicht. Sie musterte mich, als wäre ich eine Außerirdische von einem fernen Blutsaugerplaneten. Ich schenkte ihr ein verzücktes Sarah-Lächeln, in der Hoffnung, ihre Mimik würde sich wieder normalisieren. Mein Versuch schlug kläglich fehl.
„Sarah…du machst mir Angst…ich meine…nicht dass ich dich jetzt nicht mehr mag…aber bist du jetzt ein Vampir? Hat Lionel dich vielleicht doch gebissen? Was ist eigentlich hier los? Wieso bist du so stark? Bist du noch die Sarah, also meine Freundin? Was bist du jetzt?“
Ihr Gesichtsausdruck war verzweifelt, nicht nur Sorge, sondern auch Angst um mich ließ ihr Gesicht um Jahre älter wirken. Sie schaute mich mit ihren großen Augen an und erwartete von mir irgendeine plausible Erklärung. Ich wusste, dass sie etwas hören wollte, dass ihr Halt gab. Etwas, das sie verstehen und nachvollziehen konnte. Aber da gab es keine Erklärung. Es war nichts da, was sie beruhigen würde. Die Dinge waren so, wie sie nun eben waren. Also berichtete ich ihr noch einmal in allen Einzelheiten, was sich am letzten Abend zugetragen hatte. Ich ließ dieses Mal nichts aus. Sie zog die Augenbrauen so hoch, dass ich Sorge trug, ihre Stirn könnte einen Krampf bekommen und sie wäre auf ewig entstellt.
„Mary,“ ich versuchte meine Stimme so liebevoll wie möglich klingen zu lassen.
„Es wird sich nichts ändern. Ich bin immer noch Sarah. Mich hat auch niemand gebissen, ich bin kein Vampir und ich habe meine Seele noch. Du bist meine beste Freundin und ich hab dich unendlich lieb, daran wird sich nie etwas ändern. Niemals, hörst du?“
Mary seufzte und fiel mir in die Arme.
Weitere Kostenlose Bücher