Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
gegen die Zimmerdecke und schob die Sätze in meinem Kopf von einer Seite auf die andere, bis ein undefinierbares Knäuel aus Millionen Gedanken entstand. Es dauerte nicht lange, da stand Martin in Arbeitskleidung mitten in Marys Wohnzimmer. Seine Hände waren schwarz beschmiert und auf seiner Hose befanden sich unzählige, nicht identifizierbare Flecken. Er zog mich wie selbstverständlich auf den kleinen Balkon und fasste mich mit beiden Händen an den Schultern.
„Kannst du mir mal sagen, was mit dir eigentlich los ist? Was erzählst du mir eigentlich für einen Schwachsinn? Ist dir denn unsere Beziehung auf einmal so wenig wert?“
Ich legte vorsichtig meine Arme um ihn, meine Hände zitterten.
„Martin bitte, das ist kein Spaß. Bitte glaub mir doch. Ich weiß nicht, warum dass alles mit mir passiert, aber ich kann es nicht ändern. Für mich ist es doch auch nicht einfach, dass mein Leben plötzlich so verändert ist.“
Ich versuchte ihm mit Engelszungen noch einmal alles zu erklären und gab mir Mühe, Lionel so weit wie möglich nur nebenbei zu erwähnen. Martin glaubte mir natürlich kein Wort und fing lautstark eine Diskussion an. Wie ein Rohrspatz schimpfte er vom Balkon, dass ich mich beschämt in die letzte Ecke drängte, um von den Nachbarn nicht gesehen zu werden. Martin rauchte eine Zigarette nach der anderen, blies hektisch und unkontrolliert den Rauch aus und tippelte auf der Stelle von einem Bein aufs andere. Meine Versuche ihn zu beruhigen, schlugen kläglich fehl. Dazu kamen jetzt auch noch die angestauten Beziehungskonflikte der letzten Jahre zur Sprache und die Palette jeden einzelnen Fehlers, den ich je gemacht hatte. Als hätten wir in diesem Moment keine anderen Probleme. Wir waren so im Streit vertieft, dass ich nicht bemerkte, dass Mary an der offenen Balkontüre stand und mich entsetzt ansah.
„Hey…“ brüllte sie. „Es hat hier Sturm geklingelt.“
Sie sah mich mit ihrem berühmten, -da geht was schief- Blick an und ich runzelte automatisch die Stirn. Nach einem fragenden Blick von Martin, verdrehte sie die Augen und stammelte: „ Ähm… Sarah, könntest du vielleicht? Nur einen Augenblick? In der Küche ist Besuch eingetroffen. Also, ich meine…..bitteeeeeee…“
Martin blickte verdutzt Mary an, die wie wild mit den Armen gestikulierend vor uns stand und von einem Bein auf das andere hüpfte.
„Was ist denn nur los? Du bist ja ganz aufgeregt? Wer ist denn gekommen?“
Sie zog die Oberlippe hoch und fuhr mit der Zungenspitze über ihren Eckzahn.
„Ach du meine Güte,“ entfuhr es mir lautstark.
„Wieso hast du nur die Türe aufgemacht?“
Lionel in der Küche, Martin draußen auf dem Balkon, einen besseren Zeitpunkt kann es nicht geben. Mary schenkte Martin einen verlegenen Augenaufschlag und versuchte sich eines Ablenkungsmanövers, indem sie auf ihn in ein redete und ihn in ein Gespräch zwang.
„Wie war denn dein Tag? Wie läuft es denn so bei dir auf der Baustelle? Tut dein Rücken denn nicht weh von dem ganzen Schleppen?“
„Seit ihr jetzt beide verrückt geworden?“ schimpfte Martin und starrte Mary mit zornigem Blick an.
„Was geht hier eigentlich vor? Nehmt ihr heimlich Drogen?“
Ich schlängelte mich schnell an meiner Freundin vorbei und lief eilig in die Küche. Lionel lehnte bereits galant an der Arbeitsplatte und fuhr sich mit der rechen Hand lässig durchs Haar.
„Sarah, wir müssen reden.“
„Ja, sicher doch und darum tauchst du unangekündigt hier auf. Sag mal spinnst du?“
Lionel schenkte mir sein weißes, blinkendes Lächeln und wie immer antwortete er überheblich und mit einer sicheren Arroganz: „Ich komme eben dann, wenn ich es für richtig halte. Finde dich damit ab.“
Just in diesem Augenblick stolperte Martin hektisch in die Küche. Mary rief ihm noch hinterher: „Martin, warte doch mal. Bleib aus meiner Küche raus.“
Aber es war zu spät. Sie lief ihm keuchend hinter her und riss verzweifelt an seinem Pulli, bis sie schrie: „Es tut mir leid, ich kann ihn nicht aufhalten.“
Schuldbewusst zog sie die Schultern ein. Martin stellte sich nah vor mich und brüllte: „Ist das der Typ? Hast du was mit dem? Ist das der Grund, warum du dir die Nächte draußen um die Ohren schlägst und mich belügst?“
Ich spürte seinen schnellen Herzschlag. Sein Atem ging viel zu schnell und sein Gesicht war bereits puterrot angelaufen. Die kräftigen Adern an seinem Hals traten hervor und pulsierten. Er packte mich am Arm und
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