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Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Titel: Sarah Boils Bluterbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Laue
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und spuckte erneut auf die Straße. Sein Kopf fiel erschöpft auf seinen Brustkorb.
    „Du wirst sehen…du wirst es erleben…“ dann verließ ihn das Bewusstsein.
    Ich wandte mich Martin zu. Die Frage, was er hier zu suchen hatte, lag mir auf der Zunge. Aber die Antwort konnte ich mir selbst geben. Er musste vermutet haben, dass ich zu Mary fahren würde. Martin stand mit ernster Miene vor mir und schnappte nach Luft. Ich wollte ihn berühren, seine Schläfe genauer ansehen, doch er wich erneut zurück und keifte: „Fass mich nicht an. Ich wollte einfach mal mit Mary reden. Mir Rat holen. Aber wofür? Wo du auch bist, nur noch Ärger. Ich habe die Schnauze so voll davon.“
    Ich startete einen letzten Versuch ihn zu beruhigen, doch auch dieser schlug fehl. Er schubste mich weg und ging wortlos zu seinem Wagen. Wenn ihn jemand verstehen konnte, dann ich. Wie viel Verzweiflung musste in ihm herrschen? Wer hätte es ihm besser nachempfinden können, als ich? Irgendwo einige Häuserblocks weiter, hörte ich Sirenen. Jemand musste die Polizei gerufen haben. Ich lief zurück zu meinem Auto und machte, dass ich weg kam. Sollten die Beamten sich um diese kaputten Typen kümmern. Mir war die Lust auf einen Besuch bei Mary vergangen. Das, was eben geschehen war, lag mir schwer im Magen. Was war nur aus mir geworden?
    Eine unbeschreibliche Leere machte sich breit. Immer wieder tauchten die Bilder von Martins verzweifelten Blicken vor mir auf. Erweckten aufs Neue einen unbeschreiblichen Schmerz in meiner Brust. Ziellos fuhr durch die Stadt. Versuchte mehrere Male Martin telefonisch zu erreichen, doch jedes Mal sprang nur die Mailbox an. Ich sprach ihm auf das Band, mit der Bitte, er möge doch sofort zurück rufen.
    Ich verlor nicht nur jegliches Zeitgefühl, sondern auch die Orientierung. Ich weiß nicht mehr wie lange ich so ziellos durch die Straßen der Stadt gefahren sein musste, aber schlussendlich stand ich plötzlich am Rosengarten. Ich hatte nicht bewusst beschlossen, noch einmal dort hin zu fahren. Irgendetwas hatte mich wie ein Magnet in diese Richtung gezogen. Da war es wieder, dieses Gefühl in meiner Brust. Beklemmend, furchteinflößend und sehnsüchtig zugleich. Ich konnte ihn riechen. Es war fast schon ekelerregend. Ich spürte seine Anwesenheit ganz deutlich. Meine Sinne schienen sich von Stunde zu Stunde immer stärker auszuprägen. Lionel! Ich sah mich suchend um. Er war hier. Ich parkte den Wagen, lief über die Wiese und ging den kleinen Weg entlang. Die Bäume rochen intensiver als sonst. Der Geruch der Kastanienblätter, der feuchte Boden und der Duft der Rosen waren so unglaublich intensiv wie ein Eau de Parfum. Zwischen zwei gewaltigen Kastanienbäumen sah ich die Umrisse einer Gestalt. Als ich mich langsam näherte, wurde das seltsame Gefühl in meiner Brust noch intensiver. Meine Sinne hatten sich nicht getäuscht. Seine markanten Gesichtszüge wurden vom herab scheinenden Mondlicht verführerisch in Szene gesetzt. Lionel schenkte mir einen seiner nichts sagenden Gesichtsausdrücke. Auch er schien mich gespürt zu haben, denn er kam mir schon entgegen: „Sag mal, hast du keine sauberen Klamotten mehr im Schrank?“ “Sehr witzig, wenn du dich mit einer Meute Verrückter rumprügeln müsstest, dann würdest du nicht besser aussehen. Seit du aufgetaucht bist, jagen mich irgendwelche Irren.“
    Er lächelte.
    „Du hast da einen ziemlichen Riss in der Hand. Aber keine Sorge, spätestens in einer Stunde ist er verheilt.“
    „Ich weiß schon, das habe ich alles schon selbst bemerkt, unheimlich genug, das Ganze. Trotzdem bin ich genervt. Was wollen die von mir?“
    Ich hatte eine Mordswut auf ihn. Wäre er nicht aufgetaucht, wäre mein Leben nicht plötzlich ein Dschungel von Katastrophen. Ich schenkte ihm einen missbilligenden Blick und schimpfte ohne Unterbrechung weiter: „Außerdem sagst du mir nicht die Wahrheit. Mir langt es. Was willst du wirklich von mir, Lionel? Rück endlich mit der Sprache raus? Und warum sind alle hinter mir her?“
    Lionel schwieg. Er sah mich einfach an und schwieg. Ich stand kurz vor einer Explosion. Wenn ich eines nicht war, dann war es geduldig. Ich hatte Martin fast verloren, Mary in Gefahr gebracht, ich bekam übernatürliche Kräfte und ich war mehr als verwirrt. Mein Leben wurde ungefragt zerstört. Wut schäumte auf, durchströmte meine Eingeweide. Ein nicht steuerbarer und aufhaltbarer Reflex sorgte dafür, dass Lionel im Bruchteil einer Sekunde quer durch

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