Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
nicht auch hierbei belog.
Eine Schnapsidee einen Vampir zu fragen, wie ich ihn töten kann……
Nach zwanzig Minuten bog ich in eine kleine Toreinfahrt auf der Aachener Straße ab und parkte gleich neben den grauen Mülltonnen und dem großen Container für Holzabfälle, die unter dem alten Wellblechdach standen. Danach betrat ich die kleine, alte Schreinerwerkstatt. Ich hatte dort mal eine Kommode aufbessern lassen, die durch einen Wasserschaden im Keller sehr gelitten hatte. Die Schreinerei gehörte Herrn Wilhelms, einem älteren Herrn, der kaum noch richtig hören konnte, aber mit Leib und Seele seinen Beruf ausführte. Als ich die kleine Halle betrat, blickte er auf und machte die Säge aus. Er schrie mich lautstark an: „Hallo, junge Lady. Wie geht es ihrer Kommode? Alles gut gegangen?“
Dass sie nun zu Bruch gegangen war Dank Lionel erwähnte ich natürlich nicht. Ich nickte und schrie mit einem Lächeln zurück: „Guten Tag Herr Wilhelms. Danke der Nachfrage. Ja, sie macht sich sehr gut in meinem Schlafzimmer. Ich würde jetzt gerne einige Holzpflöcke von ihnen anfertigen lassen. Etwa so groß.“
Ich zeigte ihm mit den Händen eine Länge von fünfundzwanzig Zentimetern und deutete mit Zeigefinger und Daumen die Breite an. Er nickte, schaute mich von oben bis unten an und erwiderte dann wieder sehr laut: „Ja sicher, wofür brauchen sie die denn?“
Ich neigte den Kopf etwas näher an sein Ohr: „Um mein Blumenbeet abzustecken.“
„Und sie sollen bestimmt auch sehr spitz sein.“
Ich nickte, er musterte mich und zog die Augenbrauen hoch. Sein durchdringender Blick verriet mir, dass er keines meiner Worte glaubte.
„Holzpflöcke also, so kurze Holzpflöcke für den Garten.“
Ich spürte sein Herz auf einmal schneller schlagen. Schneller als es für sein Alter gut war und sein Gesicht wirkte ein wenig blasser, als noch vor zwei Minuten. Es war schon beeindruckend, wie meine Sinne sich von Stunde zu Stunde verschärften. Ich musste nur noch lernen, sie nicht ständig einsatzbereit zu haben.
„Herr Wilhelms, geht es ihnen gut?“
Er nickte abwesend und bat mich dann, ihm zu folgen. In seinem Büro machte er hinter mir die Türe zu, blickte sich immer wieder unsicher um und flüsterte dann kaum hörbar: „Sind sie wieder da?“
„Wer soll da sein, Herr Wilhelms?“
Er runzelte die Stirn: „Na, sie wollen doch die Pflöcke.“
Er weiß es, Himmel er weiß es!
Ich nickte vorsichtig.
„Sie haben keinen Garten. Ich erinnere mich noch gut an unser letztes Gespräch. Sie leben in einer kleinen Wohnung.“
Die Verwirrtheit stand mir ins Gesicht geschrieben.
„Sind sie ihnen schon begegnet?“
Er bat mich Platz zu nehmen und schob mir eine Schale mit Kräuter-Bonbons zu. Ich verneinte dankend und erweiterte meine Frage vorsichtig: „ Woher wissen Sie….“
Er unterbrach mich flüsternd: „Seien Sie ganz leise, meine Frau bringt mich sonst wieder nach Merheim in die psychiatrische Klinik. Sie glaubt ich wäre ein bisschen verrückt. Und sie hat mich doch wirklich zu einer Behandlung gezwungen. Aber ich habe sie gesehen. Sie sind da und sie haben sie doch auch gesehen. Ich sehe es Ihnen an. Sie schickt der Himmel. Ich wusste eines Tages wird mir jemand glauben.“
Verständnisvoll erwiderte ich: „Sie haben Recht, Herr Wilhelms. Doch lassen sie es keinen wissen. Können Sie die Pflöcke bis heut Abend fertig haben?“
Er bewegte den Kopf andächtig hin und her.
„Gerda geht gleich zum Frisör, dann könnte ich sie ihnen schnell machen. Ich packe sie in eine Kiste. Kommen sie in einer Stunde wieder und holen sie die Dinger ab. Und nennen Sie mich Willi. Ich bin der Willi.“
Ich streckte ihm meine Hand entgegen: „Gut, Willi, ich bin Sarah, dann mal bis später. Ach ja, wo Sie es gerade erwähnt haben, wo haben Sie die Vampire denn gesehen?“
Er schaute sich noch einmal absichernd um, um sicher zu gehen, dass uns niemand zuhörte, und antwortete schließlich so leise, dass ich mich bemühen musste, ihn zu verstehen.
„Das war vor vielen Jahren, ich erinnere mich noch daran, als wäre es heute gewesen. Es war am Rhein, gleich unten am Hafen. Ich hatte Streit mit meiner Frau und bin mit dem Zelt dorthin gefahren, an die kleine Bucht, die ich so mag, um dort zu angeln. Das beruhigt mich so ungemein, wissen sie. Dort waren sie dann. Drei waren es an der Zahl. Sie starrten aufs Wasser und warteten die Nacht ab. Dann jagten sie plötzlich durch die Böschung. Im Licht des Mondes
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