Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
fahren, und doch braucht es ein Rad, um sich zu bewegen. Und suchst du nach der Antwort nur, dann werde ich sie dir geben .
„Das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl. Ich melde mich sofort bei dir, wenn ich eine Antwort erhalten habe. Geht es dir denn gut?“
Ich nickte, obwohl sie es nicht sehen konnte und sagte dann schnell: „Ja sicher. Alles prima. Dann bis später.“
Da Lionel immer noch nicht aufgetaucht war, suchte ich seine Nummer aus der Liste der angenommenen Anrufe in meinem Handy und wählte ihn an. Es klingelte recht lang in der Leitung, bis er endlich das Gespräch annahm. „Ja bitte?“
Seine Stimme klang seltsam fremd und seine Laune war auch nicht die Beste.
„Können wir reden?“
Kurzes Schweigen, dann erwiderte er: „ Sicher, ja klar…“
Einen Moment hielt er den Atem an, dann erlangte er die Fassung zurück und erwiderte ungewohnt barsch: „Wir treffen uns im Stadtwald, Kennst du das Haus am See?“
Ein wenig überrascht und unsicher erwiderte ich fragend: „Klar, aber warum gerade da?“
Er erklärte mir, dass er dort in der Nähe noch etwas zu erledigen hätte, und ich solle gegen Acht dort sein. Seine Worte waren kurz und knapp. Dann legte er sofort auf. Ich stutzte.
Was oder wer hat den geritten? Und warum so spät?
Ich hatte also genügend Zeit um noch etwas zu essen und der Gewinner war ein schneller Döner an der Ecke.
Kapitel 14
Ich durchquerte ich die halbe Stadt und parkte den Wagen auf einem der bereits leeren Parkplätze des Stadtwaldes. Der Weg zum Haus am See gab mir die Möglichkeit, meine Gedanken zu sortieren, damit ich später nicht wieder die Hälfte der Fragen vergaß, die ich Lionel unbedingt stellen musste. Das Rascheln der Bäume wiegte mich in natürliche Sicherheit.
Die ersten Blätter färbten sich bereits rotbraun und ich atmete den Duft des feuchten Waldbodens ein. Der Wind wehte seicht durch das Geäst, streifte nur ganz vorsichtig mein Gesicht, als hätte er Mitleid mit mir, als wolle er mich nur sanft berühren, um dann genauso vorsichtig wieder zwischen den Bäumen zu verschwinden. In mir begann wieder dieses seltsame Gefühl aufzuschäumen, er musste also schon irgendwo in der Nähe sein. Lionels Anwesenheit war deutlich zu spüren. Doch er war schien noch nicht nah genug. Mein Körper vibrierte nur leicht, meine Sinne waren jedoch bereits angespannt und eine zarte Gänsehaut legte sich um mich, als wolle sie mir zeigen, dass ich nicht davonlaufen konnte. Dass es für mich kein Entkommen mehr gab. Eine Brise eiskalte Luft umspielte meine nackten Fußfesseln, gefolgt von einem heißen Schauer, der durch meine Adern strömte. Ein brennendes Verlangen keimte in mir auf, Sehnsucht, nein, es war mehr, es war die schiere, unbändige Gier nach diesem Mann. Ich versuchte die klebrige Masse von mir zu schütteln, mich mit allen Kräften dagegen zu wehren. Das konnte und durfte nicht sein, doch es zerrte an mir, haftete wie die Pest in meinen Eingeweiden und ließ sich durch nichts erschüttern. Ich war nicht fähig mich zu befreien. Mein Schritt war schnell und zügig. Die letzten Tage fühlte ich mich wie ein Sportwagen, vollgetankt und mit 400 Pferdestärken unter der Haube. Zwischen den Zweigen der Bäume schimmerte langsam die Aufschrift `Haus am See` durch. Ich näherte mich dem kleinen Steg, gleich neben dem Bootsverleih. Dort saß Lionel auf einer Bank und blickte starr auf den See. Die Sonne ging über dem Wasser unter und verlor sich langsam, wie ein orangefarbener Feuerball irgendwo am zwischen den Bäumen. Lionel wirkte aus der Entfernung wie ein ganz normaler Mensch. Als ich ihn erreichte und neben der ank stehen blieb, hauchte er in einem unerwarteten, leicht schmerzvollen und dennoch sehnsüchtigem Ton, der mir zu meiner Schande auch noch gefiel: „Hallo Sarah.“
Die letzten untergehenden goldenen Sonnenstrahlen, die schwach durch das Laub schimmerten, spiegelten sich verführerisch in seinen Augen und seine markanten, männlichen Züge kamen durch das konfuse Licht besonders zur Geltung. Er streckte die Hand aus, deutete mir an, neben ihm Platz zunehmen.
„Komm mir nicht zu nahe,“ stotterte ich verlegen. „Ich bin nur hier, weil ich ein paar Fragen habe und Erklärungen brauche.“
Seine Augen richtete er weiter starr aufs Wasser. Von irgendwo tönte Jazzmusik über den See. Gegenüber, am anderen Ufer flackerte ein Lagerfeuer. Am Rand des Gewässers saßen mehrere Personen und schienen ausgelassen zu feiern.
„Du bist nicht nur
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