Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen
gut.«
In dem Augenblick, als ich meine Reißzähne in seinem Hals versenken wollte, legten sich seine Hände wie Schraubstöcke um meine Oberarme. Er stieß mich zurück, drehte mich um, und ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, wurde ich gegen die kalte harte Mauer geschleudert.
Ich versuchte mich zu wehren, aber ich war in einer unglücklichen Position. Er duckte sich für einen Moment nach unten und kam wieder nach oben. Ich spürte etwas Schmales, Kaltes an meinem Hals.
Ich bekam runde Augen. Wollte er mich etwa erwürgen? Oder mich womöglich enthaupten? Meinen Recherchen zufolge war das eine der wirkungsvollsten Methoden, einen Vampir zu töten, wenn einem die Sauerei nichts ausmachte.
Aber nichts Schmerzhaftes geschah. Im nächsten Moment ließ er mich los. Ich tastete nach meinem Hals und stieß auf die Goldkette, die er aus meiner offenen Tasche aufgehoben und mir umgelegt haben musste. Der Hunger und die Finsternis verschwanden mit einem beinahe schmerzhaften Rauschen, und ich bekam weiche Knie. Ich bemühte mich, aufrecht stehen zu bleiben.
Der Rote Teufel hatte mir jetzt den Rücken zugewandt.
»Pass auf, dass so etwas nicht noch einmal geschieht«, knurrte er.
Als er weg war, sank ich auf den Boden, eine Hand an meiner Kette, die andere erschrocken auf den Mund gepresst.
Mist! Das war knapp gewesen, verdammt knapp. Ich hatte mich darüber geärgert, dass der Rote Teufel vorhin
gesagt hatte, ich wäre dumm. Dabei hatte er vollkommen recht gehabt.
Ich hätte das Mädchen umbringen können. Und wenn er mich nicht aufgehalten hätte, hätte ich es vermutlich getan.
So viel zu meinem Plan, sie zu retten.
3
S arah«, begrüßte mich George, als ich zurück in den Club kam. »Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht.«
Ich blickte zu Amy, die sich auf der Tanzfläche immer noch um eine ungelenke Version von »Running Man auf Highheels« bemühte. »Das sieht man.«
»Amy kann ihre Besorgnis nur gut kaschieren. Wo bist du gewesen?«
Habe heimlich Thierry getroffen. Habe versucht, einen unschuldigen, aber schlecht gekleideten Zögling zu retten. Bin in Blutrausch verfallen und habe aus dem Zögling beinahe eine Modeleiche gemacht. Und bin dafür vom Roten Teufel zusammengefaltet worden.
Alles auf einmal.
»Ich war auf der Toilette«, fasste ich die Ereignisse zusammen.
»Zwanzig Minuten?«
Ich legte eine Hand auf meinen Bauch. »Die Einzelheiten willst du nicht hören. Glaub mir.«
Er verzog angewidert das Gesicht. »Vergiss, dass ich gefragt habe.«
Ich werde nie wieder meine Kette abnehmen. Nie. Versprochen. Ich wickelte das absolut notwendige Schmuckstück um meinen Finger.
George sah mich besorgt an. »Jetzt, wo du es sagst, du siehst gar nicht gut aus.«
»Ach echt?«, fragte ich trocken. »Mir geht es aber blendend.«
Er verschränkte die Arme. »Vielleicht liegt es an der miesen Beleuchtung. Willst du gehen? Hast du genug vom Feiern für heute?«
Ich stieß langsam die Luft aus und erschauderte. »Um es milde auszudrücken.«
Ich fühlte mich schlecht und schämte mich für das, was geschehen war. Außerdem war ich verschwitzt und elend. Und schrecklich verlegen. Und ängstlich. Und … okay, das war es im Großen und Ganzen.
Das war ein ganz schönes Sammelsurium an Gefühlen, mit denen ich auf einmal klarkommen musste, und mir war klar, dass man mir das offenbar ansah.
Amy tippelte von der Tanzfläche und kam geradewegs auf uns zu. »He! Da bist du ja wieder. Willst du tanzen?«
Ich sah sie müde an. »Keine Chance.«
»Du bist ja so poetisch!« Sie grinste und zog ein Mobiltelefon aus ihrer kleinen, mit Perlen bestickten Handtasche. »Das habe ich mir vorhin von dir ausgeliehen. Meins war leer, und ich musste Barry anrufen. Du hast eine SMS erhalten. Von jemandem mit dem Anfangsbuchstaben G?«
Sie konnte ihre Neugierde kaum verbergen. »Wer ist G, Sarah? Hmmm? Jemand Scharfes?«
Ich nahm ihr das Telefon ab. Ich hatte noch nicht einmal bemerkt, dass es weg war. Als ich auf den Bildschirm sah, rutschte mein Magen noch ein Stück über die Kniekehlen hinunter. »G steht für Gott, wenn du es unbedingt wissen willst. Ich bin in letzter Zeit ziemlich gläubig geworden. Das muss mein täglicher Bibelspruch sein.«
Ja klar. Das glaubte sie ganz bestimmt!
»Gibst du es zu?«, forschte sie. »Vielleicht Gary? Geoffrey? Gerard? Greg? Gaston? Sag stopp, wenn ich nah dran bin.«
Gideon .
Ich umklammerte das rosa Telefon so fest, dass meine Knöchel ganz weiß waren.
»Ich
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