Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen
eingearbeitet wurde. Ich habe sie extra anfertigen lassen. Du glaubst ja nicht, was so etwas kostet. Zum Glück habe ich keine Geldprobleme. Ich hatte wohlweislich eine Menge Geld zur Seite gelegt, für den Fall, dass ich jemals untertauchen muss.«
Ich wusste, dass ein »Schönheitsbann« jemandem auf magische Weise dazu verhalf, schön auszusehen oder sein Äußeres zu verändern. Wenn jemand eine lange Nase hatte und er oder sie einen Schönheitsbann anwandte, sah die Nase plötzlich ganz klein aus. Es war so etwas wie eine ziemlich lebensechte Illusion. Sie änderte zwar nichts an der Realität dahinter, aber manchmal reichte es ja, wenn die Erscheinung sich veränderte.
Ohne ein weiteres Wort legte er die Uhr um sein Handgelenk und schloss das Armband. Im nächsten Augenblick glitt ein dünner Lichtstrahl über ihn hinweg. Wo immer das Licht ihn berührte, verschwanden Gideons Narben.
Ich riss verblüfft die Augen auf.
»Wie sehe ich aus?«, fragte er und tastete nach seinem nun narbenlosen Gesicht.
Ich schluckte schwer. »Du siehst … anders aus.«
Anders traf es nicht wirklich. Er sah genauso aus wie auf den Bildern, die ich von ihm kannte. Seine Haare waren beinahe so dunkel wie Thierrys, und aus seinen durchdringenden grünen Augen sprach eine beunruhigende, fast herzliche Intelligenz. Es war das vollkommene Gesicht eines Filmstars. Natürlich trug er nach wie vor die schlichte Kleidung von vorher – eine schwarze, weite Hose und ein ausgebeultes blaues T-Shirt -, aber die Narben auf seinem muskulösen linken Bizeps und dem Unterarm waren jetzt vollkommen verschwunden.
Er strahlte mich an. »Anders ist gut.«
Ich war fassungslos. »Was heißt das? Bist du einfach so geheilt?«
Sein Grinsen verschwand. »Nein. Es ist nur ein Schönheitsbann. Der ändert nichts wirklich. In drei Nächten ziehen wir wie geplant das Ritual durch.«
»Bei dem ich meine Reißzähne in deinem Hals versenke und das Leben aus dir heraussauge? Ich freue mich schon.«
Er lächelte über meine gespielte Coolness. »Klar.«
»Ja. Ich meine, wie viele Vampire können schon von
sich behaupten, sie hätten mit seiner vollen Erlaubnis auf Gideon Chase herumgekaut? Ich hätte Werbepostkarten verschicken sollen oder so etwas Ähnliches.«
Er presste einen Augenblick die Lippen zusammen. »Es gibt da allerdings etwas, das mir Sorgen bereitet.«
»Die Tatsache, dass ich für einige Minuten meine Reißzähne in deinem Hals versenken muss, bevor ich dich zum Vampir mache? Findest du diese Vorstellung ein bisschen gruselig, Gideon?«
»Nein. Es ist die Tatsache, dass du nur das Blut von zwei Meistervampiren getrunken hast. Meine Recherchen haben ergeben, dass das vermutlich nicht ausreicht, um mich vollkommen zu heilen.«
Ich nickte. »Gut, in dem Fall tu dir keinen Zwang an, und such dir jemand anderen für den Job.«
»Es wird sicher alles gut, aber ich habe ein bisschen Angst.«
»Gideon Chase hat Angst? Wo ist meine Kamera?«
Er erhob sich aus seinem Sessel, um die Vorhänge zurückzuziehen. Auch ohne seinen Ruf war er eine imposante Erscheinung. Angeblich hatten schöne Frauen auf der ganzen Welt in der Vergangenheit scharenweise darauf gewartet, mit ihm zusammen zu sein, und das nicht nur, weil er ein Milliardär war.
Scharenweise .
Er drehte sich um und kam auf mich zu.
Ich wich einen Schritt zurück.
»Ich habe etwas für dich«, sagte er.
Ich wich noch einen Schritt zurück, bis ich gegen die Tür stieß.
Er hob beschwichtigend die Hand. »Keine Panik. Es ist nichts Bedrohliches. Versprochen.«
»Wieso fällt es mir nur so schwer, das zu glauben?«
Er ging zu dem Tisch neben dem extrabreiten Bett, griff einen kleinen Stoffbeutel und brachte ihn mir. »Ein Geschenk für dich.«
Ich zögerte, dann nahm ich es, öffnete es und entdeckte darin ein Paar Ohrringe. Diamant ohrringe. Große Diamantohrringe.
»Was ist das?«
Er hob eine Braue. »Das sind Diamantohrringe.«
»Das sehe ich. Aber warum schenkst du sie mir?«
»Als Zeichen meiner Dankbarkeit für alles, was du bislang ertragen hast. Ich weiß, dass es nicht leicht für dich war. Ich kann ein ziemlicher …«
»Kranker, boshafter Schuft sein?«, beendete ich den Satz.
»Ich wollte ›Nervensäge‹ sagen, aber nenn es, wie du willst.« Das Lächeln ließ sein attraktives Gesicht erstrahlen, ein Lächeln, mit dem er in der Vergangenheit sicher zahlreichen Damen der Gesellschaft die Höschen ausgezogen hatte.
»Das kann ich nicht annehmen.« Mit
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