Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen
umkippte.
»Ich bin überaus neugierig«, hob Veronique an. »Wer hatte denn die Idee, eure Beziehung nach so kurzer Zeit zu beenden?«
»Ich«, sagten Thierry und ich wie aus einem Munde. Er hob eine dunkle Braue.
»Es war eine einmütige Entscheidung«, erklärte ich hastig.
Veronique zog die makellos gebogenen Brauen zusammen. »Das kommt mir sehr seltsam vor. In einem Augenblick«, sie deutete mit dem Kopf auf Thierry, »bittest du mich um eine Annullierung unserer Ehe. Und du«, sie sah mich an, »erklärst mir deine tiefe und aufrichtige Liebe zu meinem Mann …«
Bei dem Wort zuckte ich jedes Mal zusammen.
»… und in derselben Nacht beendet ihr eure Liebesaffäre?« Sie legte ihren Kopf auf eine Seite. »Sehr seltsam, findet ihr nicht?«
Na, toll. Das hatte uns gerade noch gefehlt. Veronique zweifelte an unserer Geschichte. Das war der Anfang vom Ende. Wenn ich jemand zutraute, dass er nicht dichthielt, dann sie. »Seltsam, aber wahr. Was soll ich sagen? Ich kann ihn nicht mehr ausstehen. Ich bin sehr sprunghaft.«
Es folgte ein langer, quälender Moment, in dem sie mich musterte wie ein schleimiges, aber interessantes Objekt unter einem Mikroskop.
»Stimmt es, dass du kürzlich dem Roten Teufel begegnet bist?«, fragte sie.
Ich wurde rot. Vermutlich war es unmöglich, das Geschehene geheim zu halten. Erneut schämte ich mich, dass ich nicht in der Lage gewesen war, mich zu beherrschen.
Deshalb musste das heute klappen. Dieser Fluch musste verschwinden. Selbst jetzt, wo ich die Goldkette fest um den Hals trug, spürte ich, dass er wie ein schwarzes Gift in meinem Kopf lauerte und geduldig auf eine Gelegenheit wartete, erneut die Kontrolle zu übernehmen.
Ich räusperte mich. »Ich bin ihm nur kurz begegnet. Es war keine große Sache.«
»Bist du dir da sicher?«, fragte Thierry.
»Jawohl. Er ist wieder in der Stadt und wollte nur hallo sagen.«
Und mich davon abhalten, Leute zu ermorden. Und mein Leibwächter sein. Und so weiter …
Ich lenkte meinen Blick wieder zu Thierry. Er hatte mich die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. In seinem ausdruckslosen Blick las ich einen Hauch von Sorge.
Ob Veronique und Barry es wohl merken würden, wenn ich einfach zu ihm ging und ihn küsste? Meine Arme um ihn schlang und ihm sagte, wie sehr ich ihn vermisste und dass ich es überhaupt nicht erwarten konnte, dass alles vorbei war?
Ja, wahrscheinlich würde es ihnen auffallen. Sie waren sehr aufmerksam.
»Was ist denn heute Morgen hier los?«, fragte ich, denn ich wollte unbedingt das Thema wechseln. »Eine Vampirversion von Der Frühstücksclub ?«
»Das geht dich nichts an«, erwiderte Barry scharf. »Wie schon gesagt, Amy ist nicht da. Deshalb hast du keinen Grund, dich noch länger hier rumzudrücken.«
Wieder arbeitete ich machtvoll gegen den Drang, ihn kräftig zu treten. »Du hast recht.«
Keine Amy. Kein Geld. Keine Erlösung von dem Fluch.
»Ich muss auch gehen.« Veronique gab Thierry einen Luftkuss auf beide Wangen und tat dann das Gleiche bei Barry.
»Auf Wiedersehen, Sarah«, sagte Thierry gleichgültig.
Nachdem er mich ein letztes Mal durchdringend und forschend ansah, so durchdringend, dass ich das Gefühl hatte, er würde mich küssen – ich hatte eine starke Vorstellungskraft -, drehte ich mich um und ging.
Ich hörte, wie die Tür hinter Veronique und mir ins Schloss fiel und blitzartig abgeschlossen wurde. Barry wollte nicht riskieren, dass ich mich wieder hineinschlich.
Veronique musterte mich aufmerksam. »Eines meiner vielen Talente ist, dass ich Leute durchschauen kann. Und ich sehe, dass du in meinen Mann verliebt bist. Selbst jetzt hast du noch diesen Ausdruck von Verlangen und Bedauern in den Augen.«
Zumindest behandelte sie mich nicht wie ein widerliches Stück Abfall wie Barry. Ihr Verhalten mir gegenüber war so wie immer, herablassend, aber irgendwie neugierig.
Ich zwang mich zu einem lässigen Schulterzucken. »Was soll ich sagen? Der Mann sieht gut aus. Aber das ändert nichts.« Ich zögerte. »Außerdem sind doch früher bestimmt tonnenweise Frauen in Thierry verliebt gewesen, oder?«
Kaum dass ich sie ausgesprochen hatte, bedauerte ich meine Frage und spürte bei der Vorstellung, dass es andere Frauen in Thierrys Leben gegeben hatte, eine stechende Eifersucht. Es war schon schwer genug zu ertragen, dass er verheiratet war.
»Natürlich«, erwiderte Veronique schlicht.
Ich schluckte. »Oh.«
»Allerdings«, fuhr sie fort, »hat er ihretwegen nie
Weitere Kostenlose Bücher