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Sarah Maclean

Sarah Maclean

Titel: Sarah Maclean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit neun verruchten Dingen einen Lord bezwingen
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Botschaft brachte.
    Ralston nahm das Briefchen mit einem Nicken entgegen, dreh-
    te das versiegelte Papier um und schob den Finger unter das
    Wachssiegel.
    Callie konnte es sich nicht verkneifen, einen Blick auf das
    Blatt Papier zu werfen. Die Botschaft war kurz, nur einen Au-
    genblick zu sehen, ehe er das Blatt wieder zusammenlegte.
    Doch Callie hatte die Botschaft gelesen - und ihre Bedeutung
    verstanden.
    Komm zu mir.
    N.
    Ralston und Nastasia waren immer noch ein Paar.
    Callie unterdrückte ein Aufkeuchen, wandte sich abrupt ab
    und tat so, als sei sie vollkommen in Bann geschlagen von der
    Aufführung, die eben wieder begonnen hatte.
    Ihr drehte sich der Kopf. Natürlich hätte sie das nicht überra-
    schen sollen. Sie sollte nicht an den Abend neulich denken - an
    den Verlobungsball und die Umarmimg in seiner Kutsche. Sie
    sollte sich nicht fragen, warum er sie geküsst hatte, wenn er
    doch noch mit Nastasia zusammen war.
    Aber natürlich fragte sie sich das.
    Und was war mit seiner Schwester? Bestimmt würde er der
    Aufforderung nicht nachkommen. Nicht ausgerechnet an die-
    sem Abend. Es war Julianas erster Abend in Gesellschaft!
    Während der ersten beiden Szenen des zweiten Akts schwank-
    te sie zwischen Kummer und Empörung. Als er zu Beginn der
    dritten Szene aufstand und die Loge abrupt verließ, behielt die
    Empörung die Oberhand.
    Nein. Sie würde nicht zulassen, dass er seiner Schwester den
    ersten Abend verdarb. Nicht nachdem Juliana sich so bemüht
    hatte, dass es ein Erfolg wurde. Nicht nachdem Callie sich so
    bemüht hatte, dass es ein Erfolg wurde. Ganz zu schweigen von
    all den anderen, die sich für seine Schwester eingesetzt hatten.
    Wie konnte er es nur wagen, alles aufs Spiel zu setzen? Und
    wofür?
    Ihr Zorn stieg. Sie straffte die Schultern. Irgendwer musste
    an Juliana denken.
    Sie wandte sich an Benedick und flüsterte: „Mir ist der Cham-
    pagner anscheinend ein wenig zu Kopf gestiegen. Ich gehe kurz
    nach draußen."
    Ihr Bruder beugte sich vor und sah, dass auch Ralston die
    Loge verlassen hatte. Er sah sie an und mahnte ruhig: „Keine
    Abenteuer, Callie."
    Sie rang sich ein Lächeln ab. „Keine Abenteuer."
    Und damit ging sie aus der Loge.
    Sie eilte durch die schwach erleuchteten Gänge des Opern-
    hauses, fragte sich, ob sie Ralston finden würde, ehe er Julianas
    Aussichten zunichtegemacht hatte. Callie hätte Allendale
    House darauf gewettet, dass er sich in der Vergangenheit mehr
    als einmal davongestohlen hatte, um seine Geliebte hier in der
    Oper zu treffen - vermutlich kannte er den kürzesten Weg in
    Miss Kritikos' Garderobe. Unwillkürlich stieß sie bei diesem
    Gedanken einen kleinen Schrei der Empörung aus.
    Sie bog um eine Ecke und gelangte in den oberen Wandel-
    gang, wo sie Ralston sah, der auf die große Treppe zustrebte. Ein
    Blick überzeugte sie, dass außer ihnen niemand anwesend war,
    und so rief sie: „Ralston! Bleiben Sie stehen!"
    Er erstarrte auf der obersten Stufe und warf einen ungläu-
    bigen Blick in den Gang, aus dem sie herbeigeeilt kam. Sobald
    er ihre Entschlossenheit sah, wandelte sich seine offenkundige
    Fassungslosigkeit in Zorn. Er kehrte um, bis er ihr direkt gegen-
    über stand.
    Bevor sie noch etwas sagen konnte, packte er sie am Arm und
    zog sie in eine dunkle Nische. Wütend flüsterte er: „Sind Sie
    übergeschnappt?"
    Keuchend vor Anstrengung und Ärger, entriss sie ihm ihren
    Arm und gab zurück: „Dasselbe könnte ich Sie fragen!"
    Er ignorierte ihre Worte. „Was machen Sie hier außen? Wenn
    man Sie sähe ..."
    „Also bitte", unterbrach sie ihn. „Das hier ist ein öffentlicher
    Ort. Was glauben Sie wohl, was passieren würde, wenn man
    mich sähe? Jemand würde mir den Weg zur Damentoilette zei-
    gen, und dorthin würde ich dann auch gehen. Aber was, wenn
    man Sie sähe?"
    Er sah sie an, als wäre sie verrückt. „Wovon reden Sie?"
    „Sie sind nicht besonders diskret, Lord Ralston", spuckte sie
    ihm entgegen. „Von jemandem, der sich solche Gedanken um
    den Ruf seiner Schwester macht, könnte man eigentlich erwar-
    ten, dass er sorgsamer mit seinem eigenen Ruf umgeht." Sie
    stieß ihm den Finger in die Schulter. „Ich habe das Briefchen
    gesehen. Ich weiß, dass Sie unterwegs sind zu Ihrer ... Ihrer ..."
    „Meiner?", hakte er nach.
    „Ihrer - Ihrer Geliebten!" Mit jedem Wort stach sie heftiger
    auf ihn ein.
    Beim letzten Wort packte er ihren Finger und schob ihn zur
    Seite weg. Seine blauen Augen blitzten gefährlich.

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