Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
Privat ? « , überging sie seinen Einwand. » Ich kann mir nicht vorstellen, dass das die Leute selbst mitnehmen und dort auspacken wie eine Jause im Stadtpark. «
Er sah sie noch immer ernst an. Seine Augen wurden noch dunkler als sonst. » Fragst du mich das jetzt als Journalistin oder als Schwester? «
» Als Schwester natürlich. Alles was du mir erzählst, ist selbstverständlich off the record. «
Chris legte seine Hand um ihre Schulter und flüsterte ihr ins Ohr: » Soweit ich weiß, bekommt man das direkt von Mario Kaiser. Das ist der Lokalbesitzer. «
» Einfach so? Jeder? «
» Nein, natürlich nicht jeder, nur Stammkunden und Freunde, also Leute, die er persönlich kennt. « Er nahm seine Hand von ihrer Schulter. » Aber wehe du schreibst darüber. Sag, schläfst du heute zu Hause oder bei David? «
» Zu Hause. Wieso willst du das wissen? Brauchst du eine sturmfreie Bude? « Sie nickte unmerklich mit dem Kopf zu der Schönheit an der Bar, die ihren Bruder nicht aus den Augen ließ.
» Vielleicht « , gab er zu. » Weiß noch nicht genau. Wo ist eigentlich David? «
» Daheim, nehme ich an. Er wollte nach der Arbeit noch eine Runde joggen. Und bevor du weiterfragst, ich hatte heute einfach Lust auf einen Abend mit Gabi. Noch etwas: Conny meinte, der Kaiser habe immer nur so viel Kokain bei sich, dass es bei einer Razzia als Eigenbedarf durchgehen würde. «
Chris schüttelte den Kopf. » Schwesterherz, du verwechselst mich wohl gerade mit einem Informanten aus der Drogenszene. Ich habe keine Ahnung, ob und wie viel Kokain Mario Kaiser bei sich hat oder wo er es versteckt oder woher er es bezieht. Ich wiederhole auch nur das, was man sich so allgemein hinter vorgehaltener Hand erzählt. «
» Entschuldige, ist klar. Dennoch danke für die Info, und sag deiner neuen Eroberung, dass deine Schwester es gar nicht mag, derartig abgescannt zu werden. « Sie lächelte ihn liebevoll an, und er gab ihr einen Kuss auf die Wange.
» Viel Spaß heute Nacht, kleiner Bruder. «
Eine Weile später tauchte Conny wieder auf, winkte ihnen zu, und sie verließen zu dritt das Panorama.
Vom Bermudadreieck, wo das Panorama lag, bis zum Privat in der Nähe der Hofburg waren es nur zehn Minuten zu Fuß. Dennoch bestand Conny darauf, ein Taxi zu nehmen.
» Ich komme dort doch nicht zu Fuß an « , wehrte sie sich gegen einen nicht standesgemäßen Auftritt. Wer in diesem Bezirk etwas auf sich hielt, zwängte sich entweder mit einem Porsche Cayenne durch die engen Gassen oder fuhr mit dem Taxi vor. Zu Fuß gingen nur Loser in Lokale wie das Privat.
Bevor sie ins Taxi einstiegen, beschwor Conny Gabi und Sarah, ja kein Wort über Kokain zu verlieren, da dort niemand offen darüber sprach.
» Was glaubst du eigentlich von uns « , empörte sich Sarah. » Dass wir reingehen und den Barkeeper ganz locker um Kokain bitten? «
» Man kann ja nie wissen « , gab Conny zurück. » Ihr kennt euch in der Szene ja nicht so aus. «
Sarah und Gabi wechselten einen amüsierten Blick.
Die Eingangstür war schwarz. Im oberen Drittel entdeckte Sarah einen kleinen Spion. Conny drückte auf die Klingel neben der Tür. Gleich darauf öffnete sich die Luke, und ein Paar kühle graue Augen musterte sie.
» Hallo, Kurt « , grüßte Conny, und schon öffnete sich die Pforte.
» Hey, Conny « , grüßte nun der Türsteher seinerseits. » Dass du dich wieder einmal hierher verirrst, ist sicher schon … «
» Vor eineinhalb Jahren, Kurt. Ich war vor eineinhalb Jahren zum letzten Mal hier. Hatte viel zu tun in letzter Zeit. Darf ich dir zwei Freundinnen vorstellen? Sarah und Gabi. Merk sie dir, falls sie wiederkommen. « Sie lachte um eine Spur zu laut.
» Mach’ ich! Schönen Abend, Mädels. «
Das ist also das berühmte Privat, dachte Sarah, wo sich zu später Stunde Leute treffen, die ungestört und unter sich sein wollten.
Toto trällerten Africa.
Direkt hinter der Tür befand sich eine sanft beleuchtete halbrunde Bar mit einer schmalen Öffnung Richtung Durchgang in die hinteren Räumlichkeiten, von denen Chris ihr erzählt hatte.
Gabi und sie setzten sich an die Bar. Sissi machte sich daran, das Lokal zu beschnüffeln und von den Gästen Streicheleinheiten einzufordern.
Conny raunte Sarah ins Ohr: » Da vorne neben der Bar, der Typ ist Mario Kaiser, der Besitzer. «
Anschließend begrüßte sie ein paar Bekannte, wie es schien, darunter zwei etwa gleich voluminöse Damen. Sie umarmten Conny überschwänglich, packten sie
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