Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
abturnend vor « , meinte Sarah. » Apropos Kokain. Ich hab’ da einen Artikel im Archiv gefunden. «
Sie erzählte von der Drogentoten am Cobenzl. Währenddessen spürte sie deutlich die angespannte Atmosphäre hinter der Bar. Sie spürte auch, dass sie unter Beobachtung stand, und es dämmerte ihr, dass sie sich eingehender mit dem Fall Renate M. beschäftigen sollte.
15
MARIO KAISER
A ls Conny Soe das Privat betreten hatte, war Mario Kaiser von einer seltsamen Unruhe gepackt worden. Es konnte wohl kein Zufall sein, dass diese Szene-Journalistin ausgerechnet jetzt wieder in seinem Lokal auftauchte. Jahrelang hatte er sie nicht gesehen und – zugegeben – auch nicht vermisst. Und nun, nachdem sie sich zwei Mal ausgerechnet mit den beiden größten Tratschen unter seinen Stammgästen unterhalten hatte, fühlte er sich in seinem Misstrauen bestätigt. Conny Soe war nicht auf ein Glas Wein ins Privat gekommen. Conny Soe recherchierte. Und er ahnte, worüber sie mit Elke und Uschi sprach. Diese Weiber und ihr verdammtes Gequatsche. Dass Oskar Brands Tod in den Medien wie ein verfluchtes Staatsereignis hochstilisiert wurde, war ihm egal, solange das Privat nicht in den Sog der Berichterstattung gezogen wurde. Aber genau das würde, so wie es schien, der Fall werden. Und das galt es um jeden Preis zu unterbinden. Immerhin gehörten seine Gäste zur Hautevolee, und er hatte keine Lust, etwas Despektierliches über ihren Besuch in seinem Lokal zu lesen. Dennoch scheute er davor zurück, Conny direkt anzusprechen. Was, wenn sie nur auf der Suche war und noch gar nicht wusste, wonach genau sie suchen musste. Womöglich weckte er damit erst recht ihre Neugierde und stieß sie mit der Nase auf eine Fährte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er das Gespräch mit ihren beiden Begleiterinnen an der Bar. Als er sich sicher war, dass keine von ihnen zu ihm herüberschaute, bedeutete er Uschi mit einem kurzen Kopfnicken, in den hinteren Bereich des Lokals zu kommen. So beiläufig wie möglich fragte er sie, was Conny Soe von Elke und ihr hatte wissen wollen.
» Wirst etwas nervös, wenn sich hier Journalisten herumtreiben, gell, mein Lieber? « Sie schmunzelte und tätschelte ihm wie einem kleinen Kind die Wange.
Als er erfuhr, dass Conny nach Renate gefragt hatte, versetzte ihn das auf der Stelle in höchste Alarmbereitschaft. Er bemühte sich um einen gleichgültigen Gesichtsausdruck und vermied angestrengt, in die Richtung der Journalistin zu blicken. » Renate? Wer soll das denn sein? « , fragte er kopfschüttelnd.
» Habe ich sie auch gefragt « , antwortete Uschi. » Stell dir vor, sie will ein Porträt über mich im Wiener Boten bringen. Über meinen Weg nach oben. « Sie warf sich in Pose. » Man kennt mich noch, Mario. «
» Ja, Uschi, man kennt dich noch « , bestätigte er halbherzig. Deine Zeit als angesagte Schlagersängerin ist längst vorbei, fügte er in Gedanken hinzu, daran wird auch ein beschissener Artikel in der Zeitung nichts ändern.
Mit einem gönnerhaften Klaps auf ihr Hinterteil entließ er sie und gesellte sich zu Tobias Blank, klopfte ihm lachend auf die Schulter und raunte ihm zu, dass die Journalistin nach Renate gefragte hatte. Gleichzeitig ermahnte er ihn, sich nicht umzudrehen, sondern zu lachen, als habe er ihm einen Witz erzählt. Tobias begriff und lachte laut auf.
» Was wollte sie wissen? « , fragte er.
» Ob sie öfter mit dir hier war. «
» Mit mir? « , fragte Tobias Blank ehrlich überrascht.
» Ja, mit dir. «
Mario Kaiser wechselte seinen Standort zu Jenny hinter die Bar. Er nahm drei Weißweingläser und fragte Jenny, was die Mädels tranken.
» Chardonnay. «
Er schenkte Wein in die Gläser ein und stellte sie vor den drei Frauen ab.
» Ich hab’ zuerst gar nicht realisiert, dass du das bist, Conny « , behauptete er. » Warst schon lange nicht mehr hier. Freut mich, dich zu sehen und deine Freundinnen kennenzulernen. Für euch, Mädels, geht aufs Haus! «
» Wie kommen wir zu der Ehre? « , fragte Conny.
» Einfach so, ein Willkommensgruß für einen Gast, der uns schon lange nicht mehr beehrt hat. «
» Einfach so? « , wiederholte Conny argwöhnisch. » Du hast doch sicher irgendwelche Hintergedanken, ist das nicht so, Mario? «
Er lachte. » Die ewig misstrauische Conny. Aber gut, du kannst dich hoffentlich noch an den Ehrenkodex erinnern, Conny? Übers Privat steht nichts in der Zeitung. Keine Fotos, keine Namen, keine Geschichte. «
Conny strahlte ihn an
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