Sarahs Moerder
waschen.
Als ich in der Zentrale ankam, erwischte ich Scarano, wie er an der halboffenen Tür vom Commissario spionierte.
»Was machst du da?«
Er gab mir ein Zeichen, still zu sein.
»Der Polizeipräsident ist da«, flüsterte er. »Kontrolle vom Ministerium.«
Aber er bedeutete mir, dass das eine Ausrede war, an die keiner glaubte.
Ich schlich zur Tür, um einen Blick auf den Präsidenten zu werfen, den ich noch nie gesehen hatte. Er war groß, hatte graue, wellige Haare und führte sich auf wie ein Derwisch. Er stand vor dem Schreibtisch und blätterte wütend in einer Zeitung, während der Commissario dahinter saß und ihn scheinbar nicht beachtete. Der Präsident hatte die Stelle gefunden, die er gesucht hatte, und zeigte mit dem Finger drauf.
»Hier, hier, lesen Sie, und sagen Sie mir, ob ich Recht habe.«
Zusammen mit Scarano blieb ich hinter der Tür stehen, um zu verstehen, worum es ging.
Der Präsident schob dem Commissario die Zeitung rüber und drehte sie zu ihm um. Der Commissario sagte, er hätte seine Brille vergessen und könnte ohne nicht lesen.
Der Präsident wurde lauter.
»Die schreiben, dass wir unsere Arbeit nicht machen, dass wir in Urlaub fahren und die Stadt ihrem Schicksal überlassen.«
»Wenn es nur das ist – die Stadt ist seit Ewigkeiten ihrem Schicksal überlassen, und die Polizei ist sicher nicht schuld daran.«
»Bitte, Santagata, fangen Sie jetzt nicht mit der Politik an, ich habe schon Kopfschmerzen«, sagte der Präsident immer noch wütend.
Dann setzte er sich, wischte sich den Schweiß ab und atmete tief durch, um sich zu beruhigen.
»Ich meine nur, musste der wirklich freigelassen werden?«
»Esposito.«
»Ja, ich weiß, wie der heißt. Man hätte auch ein paar Tage warten können, bis die Presse das Interesse verliert.«
»Er war’s aber nicht. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
»Ja, haben Sie. Aber diese Eile. Wollten Sie nicht in Urlaub? Sie hätten ihn drinnen lassen können und in Urlaub gehen können, dann wäre es nicht ihr Problem gewesen. Und dann dieser Penner, ist doch nicht so schwer, einen zu finden. Ich verstehe Sie nicht, Santagata. Wollen Sie Ihr Leben lang Kommissar bleiben? Haben Sie keinen Ehrgeiz? Ich meine, gar keinen? Ich weiß ja nicht …«
»Ich versuche nur, meine Arbeit korrekt zu machen.«
»Sicher, aber wenn ich mich richtig erinnere, war Ihr Verhalten vor ein paar Jahren nicht ganz so korrekt.«
»Meine persönlichen Angelegenheiten haben nichts mit meiner Arbeit oder diesem Fall zu tun«, versetzte der Commissario.
»Sie haben recht«, sagte der Präsident, »aber damals habe ich Ihnen geholfen.«
»Und wie, Sie haben versucht, mich zu versetzen.«
Der Präsident begriff, dass mit dem Commissario nicht zu reden war. Er stand auf, aber bevor er ging, fuchtelte er ihm mit dem Zeigefinger unter der Nase rum.
»Wenn dieser Genny Esposito dringeblieben wäre …«
»Wäre es für alle besser gewesen, ich weiß, das sagten Sie schon«, schnitt ihm der Commissario das Wort ab.
Der Präsident bebte vor Wut, wusste aber nicht, was er sagen sollte. Als er über den Flur lief, musste Scarano unbedingt noch einen draufsetzen.
»Auf Wiedersehen, Herr Präsident«, sagte er bierernst, »einen schönen Tag.« In einem Ton, wie nur er ihn draufhat.
Der Präsident beachtete ihn nicht, und als er das Kommissariat verließ, knallte er die Tür so fest zu, dass sie ihm beinahe um die Ohren flog.
Wir hatten nicht mal Zeit zu lachen, weil Cardillo völlig verschwitzt ankam. Sofort nölte Scarano rum, dass er die zehntausend Lire von der Wette kassieren wollte, weil der Commissario den Pianisten freigelassen hatte. Cardillo wollte erst nicht zahlen, dann sagte er, er hätte keine Kohle.
»Dann nehm ich mir den Ventilator«, sagte Scarano.
»Nicht den Ventilator«, rief Cardillo erschrocken.
»Her mit der Knete.«
»Scheiße, bist du geldgierig.«
Und er rückte das Geld raus.
»Acanfora!«, rief mich der Commissario in sein Zimmer.
Er saß immer noch am Schreibtisch. Irgendwas nagte an ihm, er versuchte gar nicht erst, es zu verbergen.
»Darf ich?«, fragte ich von der Tür aus.
»Komm, Acanfora, komm rein.«
Ich ging hinein, blieb aber stehen, weil ich nicht wusste, ob er eine Aufgabe für mich hatte. Der Commissarioholte die falsche Whiskyflasche raus.
»Zum Glück ist da Tee drin, sonst würde ich heute Dummheiten machen.«
Er lächelte schief und nahm zwei, drei Schlucke.
»Dem Präsident haben Sie ganz schön
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