Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
behalten, trat er ein.
Der Wolfsreiter thronte auf seinem stattlichen Reittier und überblickte das Dorf. Die Berge boten einen vortrefflichen Überblick über die Lande. Innerlich wallte Zorn in ihm auf. Der Wachposten hatte ihm nicht die Wahrheit gesagt, obgleich er nicht wirklich etwas anderes erwartet hatte.
Nun gut, dieser Narr von einem Zwerg würde noch den Preis für seine Dreistigkeit zahlen müssen, doch im Augenblick gab es wichtigere Dinge, die seine vollste Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen: Den fahrenden Händler und dessen jugendlichen Begleiter, die mittlerweile die Siedlung betreten hatten, die er nun bereits seit geraumer Zeit beobachtete.
Er hatte es gespürt, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. D ies war der Junge, den zu finden sein Auftrag lautete.
Sein Wolf knurrte, aber es hätte dieses Zeichens der A bneigung nicht bedurft, um den Burschen zu erkennen.
Dass der Torwächter ihn angelogen hatte, war ihm beim ersten Blick in die unwürdigen A ugen klar gewesen, aber rohe Gewalt anzuwenden schien ihm nur verschwendete Zeit. Geduld würde ebenso zum Ziel führen.
Er hob den Kopf, als Fußgetrampel ertönte und ein Dutzend Loroks hinter einer Biegung auftauchte. Als sie ihn sahen, beugten die Löwenmenschen rasch das Haupt. Eine der Kreaturen, die größer und muskulärer als die anderen war, trat hervor. „Wir haben das Gebiet abgesucht, wie Ihr uns befohlen habt, Gebieter!“, sprach er mit kehliger Stimme. „Keine Spur von Elfen oder Zentauren. Es ist alles ruhig; die Zwerge haben gute Arbeit geleistet.“
Der Wolfsreiter nickte und mit einer ausladenden Handbewegung gab er seinen Untertanen zu verstehen, dass sie sich fürs Erste zurückziehen sollten.
Die Loroks scharrten mit den Füßen, bevor sie sich knurrend davonmachten. Er war zufrieden. Die Bestien wurden langsam unruhig und würden umso kaltblütiger zuschlagen.
Der Wolfsreiter zog seinen Mantel fe ster und prüfte die Klinge darunter. Sie schmiegte sich an ihn.
Bald war es soweit . Bis zum frühen Morgen – bei aller Brutalität verfluchte er die schlechten Augen der Loroks, die einen nächtlichen Angriff nahezu unmöglich machten - würde er noch warten, dann konnte die Jagd beginnen.
5
Bruchstückhafte Erinnerungen
Die heranbrandenden Wellen färbten den weißen Kü stensand dunkel und der Wind schnitt Sacerak ins Gesicht. Er saß zusammengekauert am Strand, während die Erinnerungen an das Geschehene über ihn hereinbrachen und sich in seinem Geist festsetzten.
Grisard ist tot! Ich – ich habe ihn u mgebracht. Wie konnte ich dermaßen die Beherrschung verlieren?
Er fasst e sich an den Kopf. Erst jetzt, im Nachhinein, da seine Tat nicht mehr rückgängig zu machen war, wurde ihm vollends bewusst, wie schrecklich und unmenschlich sein Handeln gewesen war.
Um sich zu beruhigen, stand er auf, und begann am Küste nrand auf- und abzuschreiten. Er hatte die Nerven verloren und sich von Emotionen zur Handlung verleiten lassen; das erste Verbot, das man auferlegt bekam, wenn man der Zunft der Magier angehören wollte.
Aber hätte er nach Grisards Worten auf e ine andere Art und Weise reagieren können? Die Unterredung mit seinem alten Lehrer hatte ihn mehr als nachdenklich gestimmt. War es tatsächlich möglich, dass dieser gewusst hatte, wonach es ihn, Sacerak, verlangte? Nein, ausgeschlossen! Ich selbst habe das einzige verbliebene Schriftstück der legendären Drei gefunden.
Seine Miene verfinsterte sich. War es wirklich das einzige Fragment gewesen? Die Gelehrten der Akademie zu Alanur hatten immer wieder davon gesprochen, dass es nur eine Schrift gäbe, die Riduhel, Noduhel und Mirgrimm verfasst hätten.
Sacerak schüttelte den Kopf. Nein, Grisard konnte von den heiligen Artefakten der Altvorderen nichts gewusst haben. Er allein war im Bilde über das bestgehütete Geheimnis von Alanur. Seine Mission durfte unter keinerlei Umständen gefährdet werden!
Mit einem Hauch von Wehmut dachte er an die angesehene Akademie, die ihm weitaus mehr bedeutete als Familie oder Freunde, von denen er sich eh schon vor langer Zeit abgekehrt hatte.
Erschöpft wegen der vorausgegangenen Geschehnisse sank er wieder zu Boden. Obwohl er sich bemühte, den Kopf frei zu bekommen, schweiften seine Gedanken unablässig in die Vergangenheit, zu jenem Sommer, als er neunzehn war, gerade in seinem dritten von fünf Jahren in Alanur – der Ort, den er mehr geliebt hatte als alles andere auf der
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